«Für Einsiedeln bedeutet dies einen Meilenstein»
Der Bezirksammann Franz Pirker und Albert Schönbächler, Präsident des Kirchenrats der Kirchgemeinde Einsiedeln, nehmen Stellung zum Ausgang der Abstimmung über den Einsiedlerhof und das Pfarreiheim.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Wie kommt das Resultat bei Ihnen an? Albert Schönbächler: Ich bin überwältigt: Dass das Pfarreiheim mit 316 zu 2 Stimmen so klar angenommen wurde, spricht Bände. Auch dass der Einsiedlerhof bei der Bezirksabstimmung mit einem Anteil von über 65 Prozent Ja-Stimmen so deutlich angenommen wurde, ist einfach phänomenal.
Franz Pirker: Der gestrige Abstimmungssonntag geht als Freudentag in die Geschichtsbücher ein: Nach jahrzehntelangen Querelen rund um den Einsiedlerhof mit abgelehnten Vorlagen ist jetzt eine Lösung geglückt, bei der alle Seiten Freude empfinden und einen Gewinn sehen.
Haben Sie einen solchen Ausgang der Abstimmung erwartet? Albert Schönbächler: Ich bin positiv überrascht worden: Ich habe aufgrund der Abstimmung über das Covid-19-Gesetz mit einem Restrisiko gerechnet und bin von einem knapperen Resultat ausgegangen. Ich bin aber trotz allem immer optimistisch geblieben und habe daran geglaubt, dass die Vorlage durchkommt.
Franz Pirker: Das Echo der Vorlage in den Leserbriefen und bei den Parteien war im Vorfeld der Abstimmung allgemein positiv. Allerdings hat die hohe Stimmbeteiligung von über siebzig Prozent dazu beigetragen, dass der Ausgang der Abstimmung unberechenbar blieb. Wenn die Stimmbeteiligung um die fünfzig Prozent beträgt, weiss man eher, was die Leute stimmen. Was darüber hinausgeht, kann im Vorfeld einer Abstimmung schlecht abgeschätzt werden. Von daher freue ich mich naturgemäss erst recht, dass es am Sonntag geklappt hat. Was hat den Ausschlag gegeben für die klare Zustimmung beim Volk?
Albert Schönbächler: Den Kirchbürgern war klar: Nicht umsonst kämpft die Kirchgemeinde Einsiedeln seit fünfzig Jahren für den Bau eines Pfarreiheims. Es fehlt der Pfarrei seit Langem an geeigneten Räumen. Für die Bezirksbürger war klar, dass auf dem Einsiedlerhof-Areal beides realisiert werden kann: Eine Zone für die öffentliche und eine für die private Nutzung. Mit dem Projekt können verschiedene Interessen abgedeckt werden. Für Einsiedeln bedeutet dies mit Bestimmtheit einen Meilenstein in der Geschichte des Bezirks und einen Mehrwert für Kirchgemeinde und Bezirk.
Franz Pirker: Das Gesamtpaket hat überzeugt und ist beim Stimmvolk angekommen. Wesentlich war, dass man gemeinsam unterwegs gewesen ist und beide Seiten, Kirchgemeinde und Bezirk, integriert hat. Ich habe am Sonntagmittag die ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung in der Jugendkirche besucht und bin dort schon überrascht worden, wie deutlich die Abstimmung ausgefallen ist. Es herrschte eine gute Stimmung in der Jugendkirche, und so bin ich zuversichtlich gewesen, dass auch beim Bezirk ein Ja eintreffen wird.
Welche Schritte folgen als Nächstes? Albert Schönbächler: Beim Pfarreiheim folgt nun als Nächstes das Baubewilligungsverfahren und das Ausarbeiten eines konkreten Bauprojekts. Ich rechne damit, dass wir bis im Sommer das Projekt einreichen können. Naturgemäss sind dann Einsprachen möglich. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass der Bezirk, das Hotel Drei Könige und die Stiftung Jugendkirche als unmittelbare Nachbarn des Einsiedlerhof-Areals Einsprache machen werden. Im Herbst 2023 hoffen wir, dass die Bauarbeiten in Angriff genommen werden können. Im Herbst 2025 haben wir das Ziel, das Pfarreiheim seiner Bestimmung zu übergeben.
Franz Pirker: Weil wir gemeinsam unterwegs sind, werden auch die Bauarbeiten beim Pfarreiheim und beim Einsiedlerhof parallel in Angriff genommen. So rechne ich damit, dass sowohl der Einsiedlerhof wie das Pfarreiheim in rund vier Jahren eröffnet werden können. Als nächster Schritt folgt nun die Baueingabe mit dem konkreten Bauprojekt. Ich rechne nicht mit grösseren Schwierigkeiten beim Bewilligungsverfahren.
Wie geht es weiter beim Kulturund Kongresszentrum Zwei Raben?
Franz Pirker: Eine Klausur zum Thema Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben ist durch einen Corona-bedingten Krankheitsfall ins Wasser gefallen. Nun wird der Bezirksrat an seiner ersten Sitzung im Januar darüber beraten. Ich bin guten Mutes, dass danach zügig über die Potenzialstudie zum Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben kommuniziert werden kann und darüber, wie die Stellungnahme seitens des Bezirksrats und der Genossenschaft ausfällt.
Eine überwältigende Mehrheit stimmt Ja zum Pfarreiheim: An einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung in der Jugendkirche in Einsiedeln nehmen am Sonntag 318 Stimmberechtigte teil.
Foto: Magnus Leibundgut
Bezirksammann Franz Pirker: «Nach jahrzehntelangen Querelen rund um den Einsiedlerhof mit abgelehnten Vorlagen ist jetzt eine Lösung geglückt, bei der alle Seiten Freude empfinden und einen Gewinn sehen.» Visualisierung: zvg
Ungültige Zettel
ml. Es gab bei der Wahl am Sonntag im Bezirk Einsiedeln auffällig viele ungültige Stimmen. «Aufgrund der hohen Stimmbeteiligung ist dies zum Teil erklärbar », sagt Patrick Schönbächler, Landschreiber im Bezirk Einsiedeln: Bei der Abstimmung habe es 127 Mal nicht unterzeichnete Stimmrechtsausweise gegeben. 36 Mal gab es nur Stimmrechtscouverts. «Der Stimmrechtsausweis darf sich nicht im Stimmrechtscouvert befinden », erklärt Schönbächler: 38 Mal lagen die Wahl- und/oder Stimmzettel offen im Rücksendecouverts. Bei der Wahl in den Bezirksrat gab es 237 ungültige Wahlzettel. «Die meisten Wähler retournierten zwei Wahlzettel gleichzeitig – entweder war der untere (amtliche, leere) am oberen (FDP-Nomination) noch angeheftet, obwohl auf beiden Wahlzetteln klar steht, dass nur ein Wahlzettel retourniert werden darf, konstatiert der Landschreiber: «Oder Einzelne gaben einfach zwei Stimmen ab oder kumulierten Jürg Kalbermatten. » Auch verschiedene Juxstimmen seien zu verzeichnen gewesen: Donald Trump, Goofy und Sponge-Bob – um nur drei «Prominente» zu nennen.