Fast zwei verlorene Jahre
401. Generalbot der löblichen vier Zünfte von Einsiedeln
Mit dem 401. Generalbot trafen sich vorgestern Sonntag die Mitmeister der löblichen vier Zünfte nach zwei Jahren Unterbruch zum ersten Mal wieder.
HERMANN BETSCHART
Nach dem feierlichen Zunftgottesdienst in der Klosterkirche konnten die Ehrenmitmeister und Mitmeister im Zunfthaus zum Bären ihr alljährliches Generalbot durchführen. Im Jahre 2020 musste das Generalbot virtuell abgehalten werden, das war in der 400-jährigen Geschichte der Zunft ein absolutes Novum. Die Freude war den Zünftern ins Gesicht geschrieben, endlich konnte man sich wieder treffen und sich austauschen, auch wenn die Versammlung nach den strengen Covid-Vorschriften abgehalten werden musste. Nebst wenigen Abwesenden waren 57 Ehrenmitmeister und Mitmeister anwesend. Prominentester Abwesender war der Ehrenpräses Abt Urban Federer, welcher momentan in Rom weilt. Viel Arbeit hinter den Kulissen
Dem Jahresbericht des Vogtes Erwin Kälin konnte man entnehmen, dass auch in diesen zwei Jahren hinter den Kulissen viel gearbeitet wurde. Die Arbeiten konzentrierten sich hauptsächlich auf die 400-Jahr-Feierlichkeiten, welche im Jahre 2020 hätten stattfinden sollen. Leider mussten sie auf das Jahr 2021 verschoben werden – um schlussendlich doch noch ganz abgesagt zu werden. Der Frust bei den Organisatoren und den Mitmeistern war gross.
Konnten im Jahr 2020 überhaupt keine Aktivitäten der Zünfte wahrgenommen werden, gelang es in diesem Jahr wenigstens, die verschiedenen Zunftreisen durchzuführen. Alle anderen Anlässe, die meisten Prozessionen und vor allem die 400-Jahr-Feierlichkeiten mussten abgesagt werden.
Kiesplatz beim Gemeinschaftsgrab Aus den vier Zünften gingen interessante Anträge ans Generalbot. So möchte die Schneiderund Weberzunft abklären, ob auf dem Friedhof beim Gemeinschaftsgrab der Boden nicht eingekiest werden könnte, da bei Beerdigungen die Trauergemeinschaft auf dem Rasen stehen muss – und das ist bei Regenwetter höchst unangenehm. Der Antrag wurde noch dadurch ergänzt, dass gleichzeitig abgeklärt werden soll, ob die Namen der Verstorbenen auf den farbigen Glastafeln leserlicher dargestellt werden könnten. Die Schuhmacherzunft möchte den Zunftweihnachtsbaum auf dem Adlermätteli wieder reaktivieren. Auch dieser Antrag wurde zur Bearbeitung dem Generalbot überwiesen.
Seit 60 Jahren dabei Als neuer Vogt wurde Sepp Kälin aus der Metzger- und Bäckerzunft einstimmig gewählt. Er ist seit 30 Jahren in der Zunft und hat sich davon 18 Jahre lang als starker Fahnenträger bei Prozessionen hervorgetan. Als neuer Pfleger wurden Roland Ochsner und als neuer Generalbotsschreiber Stefan Kälin mit grossem Applaus gewählt.
Fast unglaubliche 60 Jahre ist Ehrenmitmeister und alt Musikdirektor Franz Hensler Mitglied der Zunft der Geschenkten. Inzwischen hat er aber den Status eines inaktiven Zunftmitgliedes inne. Leider musste die Zunft in den letzten zwei Jahren von den Ehrenmitmeistern Eugen Schädler und Hans Steinauer Abschied nehmen.
Ehrengeneralbotsweibel
Zum Schluss konnte der Vogt eine ganz besondere Ehrung vornehmen. 35 Jahre lang amtete Josef Roos als Generalbotsweibel. Das ist eine höchst anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Er musste die Prozessionen mit dem Kloster organisieren, die Aufgebote für die Himmel- und Laternenträger der Prozessionen verschicken und bei allen Prozessionen anwesend sein. Rechnet man alles zusammen, dürften das mindestens 350 Sonntage sein, bei denen Josef Roos in der Klosterkirche «geweibelt» hat. Eine Präsenz, die unseren höchsten Respekt verdient! Als Anerkennung wurde er zum «Ehrengeneralbotsweibel » befördert.
400 Jahre Zunft
OK-Präsident Victor Kälin orientierte über die Arbeiten und den Abschluss der 400-Jahr-Feierlichkeiten. Leider ist von den sechsjährigen Vorarbeiten nicht viel geblieben. Fast alles musste coronabedingt abgesagt werden. Vorgesehen waren Stammtische in verschiedenen Restaurants, ein Festakt mit Festgottesdienst, eine Stele und eine Jubiläumsschrift. Alles war vorbereitet und organisiert.
Was ist geblieben? Die Stele auf dem Klosterplatz, geschaffen von Mitmeister Toni Ochsner, die als Schnittstelle unseres Wirkens zwischen Kloster und Dorf verstanden wird, und die Festschrift, die allen Ehrenmitmeistern und Mitmeistern am Generalbot verteilt werden konnte. Das Bedauern ist gross, dass nach so viel Vorarbeit fast nichts realisiert werden konnte. Die 400-jährige Geschichte der Zunft hätte es verdient, wenn man sie gebührend hätte feiern können.
Die Festschrift «400 Jahre Zunft Einsiedeln» erscheint am kommenden Freitag, 26. November, als Beilage des Einsiedler Anzeigers.
Der abtretende Vogt Erwin Kälin (links) und sein Nachfolger Sepp Kälin (sitzend) freuen sich mit Bepi Roos über dessen Ernennung zum «Ehrengeneralbotsweibel».
Fotos: Victor Kälin
Einträchtig in die Lektüre vertieft: Die Mitglieder der Einsiedler Zünfte stöbern in der Festschrift zum 400-Jahr-Jubiläum der Zunft.