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«Jeder Wettkampf ist ein Highlight»

«Jeder Wettkampf ist ein Highlight» «Jeder Wettkampf ist ein Highlight»

Unteribergs Skilangläufer Roman Schaad startet voll motiviert und mit einem guten Gefühl in die Olympia-Saison

Schon acht Jahre ist Skilangläufer Roman Schaad im Weltcup mit von der Partie. Auf die kommende Olympia-Saison freut sich der 28-jährige Unteriberger schon sehr. Er hat sich viel vorgenommen.

WOLFGANG HOLZ

Eigentlich ist er ein «Kurzläufer» und kein Langläufer. Denn seine Skirennen dauern jeweils gerade mal drei, vier Minuten und erstrecken sich auf nicht mal zwei Kilometer Länge. Gleichwohl sei der Sprint als Langlaufdisziplin «sehr nervenaufreibend und strapaziös», versichert Roman Schaad.

Ganz locker und entspannt

Der 28-jährige Unteriberger, der neulich ganz locker, entspannt und braun gebrannt die Redaktion des «Einsiedler Anzeiger » zum Interview besuchte, weiss, von was er spricht. Schon seit acht Jahren kämpft der Ybriger schliesslich im Weltcup auf der Skating-Sprintstrecke um sportliche Meriten und um Punkte. Der neunte Platz 2014 in Toblach war seine beste Platzierung. In der Sprintgesamtwertung der letzten Saison 2020/2021 kam er auf den 19. Platz – sein bisher bestes Ergebnis. Auch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften ist er bereits um die Wette geskatet.

In Peking will er ins Halbfinale

Ja, und 2022 steht mit Olympia in Peking schon das nächste grosse Highlight auf dem Programm. Roman Schaad will nicht nur im olympischen Sinne einfach dabei sein. Nein, er hat sich viel vorgenommen im asiatischen Winter. «Ich will in China in den Halbfinal vorstossen.» Und auch im Weltcup, der Ende November in Lillehammer startet, lauten seine Ziele ähnlich ambitioniert. «Ich will kontinuierlich in die Halbfinals kommen – ebenso in die Top Ten.» Zwar hat er dieses Ziel im Weltcup in den vergangenen acht Jahren erst dreimal geschafft – neben vier Top-Ten-Platzierungen im Teamsprint. Doch Roman Schaad gibt sich zuversichtlich – zumal ihn im Augenblick keine Verletzungen plagen. Er spürt derzeit keine Rückenschmerzen mehr.

In Davos und in der Halle

«Ich habe im Sommer gut trainiert und fühle mich sehr, sehr gut», sagt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. «Ich freue mich deshalb darauf, dass es losgeht.» In Davos wird er noch auf Kunstschnee trainieren. «Den mag ich ganz gern, weil er so schnell ist», so Schaad. In Oberhof, einem der deutschen Headquarters des nordischen Skisports und Heimat von Skisprung- Legende Jens Weissflog, lief er sogar in der Halle – «allerdings auf etwas tiefem, mehligem Kunstschnee».

Eigentlich wollte der Unteriberger, der aus einer Familie mit nordischen Kombinierern stammt und der einen Bruder und zwei Halbbrüder hat, früher viel lieber über die langen Distanzen langlaufen. Doch Verletzungen warfen ihn immer wieder aus der Bahn und führten zu Trainingsrückständen.

In der Tat ist seine Liste an medizinischen Kalamitäten nicht zu kurz: Unter anderem erlitt er mehrere Bandscheibenvorfälle, einen Kreuzbandriss und hatte mehrere Schulteroperationen. Ausserdem hat Roman Schaad Asthma – was für lange Langlauf-Distanzen nicht gerade prädestiniert.

«Deshalb habe ich meine Liebe zum Sprint entdeckt, eine Disziplin, die ich inzwischen wirklich sehr, sehr gerne laufe», bekennt der 1,87 Meter grosse Sportler. Ihn faszinieren die teilweise gigantischen Zuschauerkulissen. Auch die Tatsache, dass man beim Sprint mehr taktisch laufen kann, indem man an bestimmten Stellen attackiert, an anderen im Windschatten bleibt, stachelt ihn an.

«Nicht zuletzt ist natürlich der Kampf Mann gegen Mann spannend und explosiv», schwärmt Roman Schaad. Und nach drei, vier Stunden Wettkampf mit Prolog, Viertelfinal, Halbfinal und Final sei man ziemlich erledigt. Einmal landete er im Teamsprint auf dem vierten Platz. Doch er will natürlich auch im Einzelsprint noch aufs Podest – oder sogar ein Rennen gewinnen. «Das ist mein Ziel. Ich habe das Gefühl, dass mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist.»

In Norwegen bessere Infrastruktur

Doch was trennt Roman Schaad seiner Meinung nach eigentlich noch leistungsmässig von den Weltbesten im Sprint? «Das weiss ich auch nicht so genau», sagt er. Vielleicht liege es daran, dass in anderen Ländern, wie etwa in der skandinavischen Skihochburg Norwegen, mehr Geld und deutlich bessere Trainingsinfrastrukturen vorhanden seien.

«Da gibt es zum Beispiel kilometerlange Berg- und Tal-Rollski- Bahnen. In Davos führt die Bahn halt in ein Tal und dann wieder zurück», so der ehrgeizige Langlauf-Sprinter. Ausserdem sei es in Norwegen auf Meereshöhe sehr angenehm zu trainieren – «das ist für die Muskeln dynamischer und nicht so anstrengend wie das Höhentraining.» Sponsorengelder

Er würde deshalb gerne wieder einmal nach Norwegen zum Skaten gehen – einen Monat hat er dort schon privat verbracht. «Aber längere Aufenthalte kann ich mir finanziell eben nicht leisten », räumt er ein. Wobei Roman Schaad seinen «Profistatus » vor allem aus der Armeeförderung und über Sponsoren bewerkstelligt. Was er beruflich nach seiner Sportkarriere einmal machen möchte, weiss er noch nicht. «Ich habe bis jetzt keine konkreten Perspektiven ausgearbeitet.» Doch das ist, wie gesagt, Zukunftsmusik. «Ich möchte noch kein Karriereende festlegen. Solange ich so viel Freude an meinem Sport habe, und solange mein Körper es zulässt, werde ich weiterlaufen», sagt er. Und versichert: «Sowieso ist der Weg das Ziel. Es geht mir nicht nur um Resultate.» Er habe schon so viele interessante Menschen durch den Sport kennen gelernt, sei in ferne Länder wie Kasachstan gereist. «Vor allem sind es die vielen grossen Emotionen, die man bei jedem Wettkampf erlebt. Jeder Wettkampf ist ein Highlight», sagt er. «Und wenn andere aus dem Team mal gewinnen oder eine gute Platzierung erlaufen, freut man sich ebenso gerne mit ihnen!»

Vor alpiner Kulisse: Roman Schaad auf der Rollski-Bahn in Davos. Foto: Instagram

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