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«Inglin 2021 – der unbekannte Bekannte»

«Inglin 2021 – der unbekannte   Bekannte» «Inglin 2021 – der unbekannte   Bekannte»

Der kürzlich mit dem Innerschweizer Kulturpreis ausgezeichnete Urner Schauspieler Walter Sigi Arnold gastiert am Donnerstag, 28. Oktober, um 20 Uhr, im Museum Fram. Zusammen mit einem brillanten Ensemble ist er in einer szenischmusikalischen Lesung mit Erzählungen von Meinrad Inglin zu erleben.

wkä. Meinrad Inglin kam häufig nach Einsiedeln, wo sein Namensvetter Meinrad Lienert geboren wurde und sein Namenspatron, der heilige Meinrad, gelebt hatte. Er verbrachte Ferien bei Verwandten, bei der Familie von Oberstdivisionär Heinrich Wyss-Eberle. Bekannt ist ferner, dass er gern von Schwyz zur Schwarzen Madonna nach Einsiedeln gepilgert ist. Der mütterliche Aspekt des katholischen Glaubens sei ihm sympathisch gewesen. Aber er kritisierte die Kirche auch, so der Inglin-Kenner Daniel Annen, weil der Katholizismus die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen und zum Beispiel die Sexualität abgewertet habe.

Ernst und heiter

Nun ist Meinrad Inglin aus Anlass seines 50. Todestages noch einmal in Einsiedeln präsent, nicht als Wallfahrer oder als Verwandter, sondern als «unbekannter Bekannter». Die Produktion «Inglin 2021» ist ein Projekt der Meinrad Inglin-Stiftung und gastiert an sieben Orten in der Zentralschweiz. Die Premiere dieser szenisch-musikalischen Lesung, konzipiert und inszeniert von Buschi Luginbühl, fand Ende September in Schwyz statt. Das hervorragende Ensemble mit Walter Sigi Arnold, Andri Schenardi, Karin Wirthner und Peter Zimmermann (Lesung) sowie Fatima Dunn (Musik) berührte das Publikum mit todernsten und unterhielt es mit überaus heiteren Erzählungen. Tatsächlich sind die kürzeren Prosawerke für viele unbekannt, für die Meinrad Inglin mit den grossen Romanen «Die Welt in Ingoldau» oder «Schweizerspiegel» durchaus bekannt ist.

Neu aufgelegte Erzählungen

Viele seiner Erzählungen sind in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Ausgaben erschienen, zweimal auch von Thomas Hürlimann ausgewählt. Alle diese Bücher dürften aber vergriffen sein. Zum Glück hat der Limmat Verlag im Gedenkjahr 2021 einen neuen Anlauf genommen und mit «Schneesturm im Hochsommer » einen Band mit Erzählungen des Schwyzers publiziert, herausgegeben von Ulrich Niederer, dem Präsidenten der Meinrad Inglin-Stiftung. Das Nachwort schrieb Usama Al Shahmani, der 2002 als Flüchtling in die Schweiz kam und sich bei Inglin an eine arabische Redensart erinnert fühlte: «Ein Dichter zu sein, ist keine freie Wahl. Ein Dichter wird Dichter, wenn er eine besondere Beziehung zur Natur hat und keine andere Möglichkeit findet als die Sprache, um diese zum Ausdruck zu bringen.» Diese starke Beziehung zur Natur und die Weite des Geistes habe er bei keinem anderen Schriftsteller so stark gespürt wie bei Inglin.

«Inglin 2021 – Der unbekannte Bekannte ». Donnerstag, 28. Oktober, 20 Uhr, Museum Fram, Eisenbahnstrasse 19, Einsiedeln. Eintritt: 30 Franken, für Mitglieder des Fram-Clubs gratis. Zutritt nur mit Covid-Zertifikat und Personalausweis.

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