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Folgt ein früher Winter

Einsiedeln. 14. Oktober 1896. Nicht lange sollten wir uns des prachtvollen Herbstwetters erfreuen. Schon Samstag abends belehrte uns das Pfeiffen des Nordwindes und das Heranrücken des Nebels, dass es mit der Herrlichkeit vorbei sei und wirklich regnete es den ganzen Sonntag über in Strömen. Am Montag morgen zeigte sich bereits auf den Höhen das Schreckgespenst des Winters. Sollte sich etwa das alte Sprichwort, dass auf einen regnerischen Sommer und Herbst ein früher Winter folge, bewahrheiten. Wir wollen es nicht hoffen, obschon es die Jäger an dem Pelze des Gewildes an prophezeien, denn ihnen zufolge soll dasselbe schon einen so dichten Pelz haben, wie im Februar und März. Auch das frühe Absterben des Laubes ward von den Alten als ein Zeichen für frühes Wintern angedeutet. Es ist richtig, dass diesen Herbst das Laub ungewöhnlich frühe abstirbt, ein Zeichen, dass sich die Natur zum Schlafe rüstet. Die Berge sind braun geworden, die Schwalben heimwärts gezogen und die Rosen haben längst verblüht. Und so wird uns nichts mehr anderes bleiben, als uns in das Schicksal zu ergeben und zu hoffen, dass der Spätherbst trotz den Prophezeiungen noch recht viele sonnige Tage bringe.

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