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Böser Plastiksack

Böser Plastiksack Böser Plastiksack

ZWISCHENLUEGETEN 3

FANNY REUTIMANN

Der Hinweis war so erschreckend wie deutlich: «Wird so nicht mehr mitgenommen.» Ich öffnete den Deckel zum Grüngut-Container, welcher vor der Zwischenluegeten notabene gegen auswärtige Rüeblischalen und Kaffeesatz mit Schloss und Riegel versehen ist, und erblickte die Sündenböcke: Plastiksäcke! Mögen es auch sogenannt kompostierbare Plastiksäcke sein,diese werden neuerdings nicht mehr mitgenommen, da sie sich angeblich bei der Feldrand-Kompostierung zu wenig schnell zersetzen.

Ich war mir einen Moment unschlüssig, was ich machen sollte. Nach kurzem Zögern kippte ich den Inhalt des Grüngut-Chübelis trotzdem rein und hoffte, der Bezirk werde ein Auge zudrücken und den Container weiterhin leeren. Die Hoffnung ward nicht erfüllt und eine Woche später der Container, randvoll, versehen mit einer weiteren, nicht zu übersehenden Mitteilung «verboten» auf einem weissen Plastiksack.

Nun war unser Hauswart, pardon «Facility Manager», an der Reihe. Ihm fiel die Aufgabe zu, den Kompost zu sortieren. Keine angenehme Arbeit bei Temperaturen, die die Maden schneller gedeihen lassen als das Grüngut verfault.

Nicht nur der Hauswart an der Zwischenluegeten, sondern gefühlt halb Einsiedeln ist derzeit am Kompost zerpflücken.Und in unserem Treppenhaus hängt neuerdings eine Liste, was in den Grüngut- Behälter gehört und was nicht. Ob das viel nützt, bin ich mir nicht so ganz sicher. Aber ich wüsste eine heilsame Massnahme gegen Plastiksack-Verbot-Ignoranten: Sie müssten selber mal den vollen Container zerlesen. Mit blossen Händen.

* Fanny Reutimann (56) darf ihre Hände in Unschuld waschen. Sie sammelt ihre Grüngut-Abfälle zwar auch in einem Plastiksack, leert diesen aber artig in den Container und entsorgt das böse Plastik-Säckli im Kehricht.

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