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«Ein Theologiestudium führt die Menschen ans Leben heran»

«Ein Theologiestudium führt die Menschen ans Leben heran» «Ein Theologiestudium führt die Menschen ans Leben heran»

Zum ersten Mal findet am Dienstagabend im Klosterdorf ein Infotrail Theologie statt. Über den Infoanlass zum Theologiestudium steht René Ochsenbein, Rektoratsassistent an der Theologischen Hochschule Chur, Red und Antwort.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Was geht ab am Bahnhof Einsiedeln am Dienstag, um 18.15 Uhr? Ein Informationsabend zum Theologiestudium holt die Leute dort ab, wo sie sind: am Bahnhof. Anschliessend folgt ein Spaziergang quer durch das Klosterdorf bis zum Goldapfel- Museum und dann zum Kloster. Mit Halt an Stationen, an denen es Infos zum Theologiestudium gibt. Und wer dann noch die einzigartige Prozession zur Engelweihe im Kloster Einsiedeln live erleben will, ist gleich um 20 Uhr vor Ort, um lebendige Traditionen, gelebte Theologie, katholische Folklore erfahren zu können. Theologie ist ja nichts Statisches, sondern etwas Wandelbares, das erlebt werden kann. Anschliessend gibt es Gelegenheit zum Austausch untereinander. Was erwartet die Anwärter eines Theologiestudiums an der ersten Station am Bahnhof Einsiedeln?

Bei der Statue des heiligen Meinrads geht es um das Thema «Aussteiger und Heilige». Die Influencerin Romina Monferrini und ich werden hierzu ein kleines szenisches Theaterspiel, eine Art Streitgespräch aufführen, das sich um Meinrad dreht, der just beides war: Heiliger und Aussteiger. An weiteren Stationen gibt es Impulse von Brigitte Fischer-Züger (Generalvikariat Urschweiz), Christian Cebulj (Theologische Hochschule Chur), Thomas Wallimann-Sasaki (Institut Ethik 22, Zürich) und Pater Philipp Steiner (Kloster Einsiedeln). Welches Ziel verfolgt der Infotrail in Einsiedeln? Der Infotrail Theologie in Einsiedeln ist auf den ersten Blick eine Infoveranstaltung für das Studium der Theologie. Interessenten erhalten Informationen zum Studium und können ihre Fragen einbringen. Doch der Infotrail ist noch mehr als das: Zwischen Bahnhof und Kloster Einsiedeln erzählen Personen aus Kirche und Politik, Lehrende wie Lernende an mehreren Stationen, welche Faszination für sie von der Theologie ausgeht, welche Bedeutung die Theologie in ihrem Alltag hat, was die Theologie mit ihrem Leben zu tun hat. Wer hat den Infotrail erfunden?

Die Grundidee zum Infotrail kam von Arnold Landtwing: Der Informationsbeauftragte des Generalvikariates für die Kantone Zürich und Glarus fand die bisherigen Infoanlässe über das Theologiestudium immerzu schrecklich und überlegte sich, wie man aus dem Anlass eine Art Postenlauf mit Etappen machen könnte: Statt bei einem langweiligen Vortrag gibt es jetzt die Informationen zum Studium bei einem kurzweiligen Spaziergang namens Infotrail. Ein Theologiestudium führt die Menschen an das Leben heran, ermöglicht ein Reflektieren über unser Dasein. An wen richtet sich dieses Angebot?

Dieser Infotrail ist ideal für Leute, die vielleicht bereits eine Ahnung vom Theologiestudium haben, aber noch auf der Suche sind, ob ihnen ein solches Studium entgegenkommen mag. Der Infotrail soll Interessenten Informationen über das Studium liefern und vor allem gute Argumente dafür geben, ein Theologiestudium in Angriff zu nehmen. Wieso studieren immer weniger Leute Theologie? Wenn man unsere Zeit mit den 60er-Jahren vergleicht, in denen gar ein Numerus clausus für das Theologiestudium eingeführt wurde, weil so viele Theologie studieren wollten, dann sind die heutigen Zahlen in der Tat mager: Es ist nicht der letzte Schrei, in der heutigen Zeit Theologie zu studieren. Allerdings ist an der Theologischen Hochschule Chur die Zahl der Studenten stabil. Die Gründe für das schwindende Interesse am Theologiestudium sind komplex: Der ganze Säkularisierungsprozess hat dazu geführt, dass die Leute heutzutage nicht mehr im christlichen Glauben verwurzelt und sozialisiert sind. Der christliche Glaube verdunstet und bröckelt allerorten. Versuchen Sie dank des Infotrails dem Priestermangel in der katholischen Kirche entgegenzuwirken?

Nein, definitiv nicht. Um für kirchliche Berufe zu werben, gibt es andere Anlässe. Beim Theologiestudium geht es ja nicht in erster Linie darum, im Anschluss daran Priester zu werden. Theologie ist vielmehr ein Fach, das ein breites Studium ermöglicht, das Fragen nach dem Sinn und dem Absurden des Lebens aufwirft und nachgeht: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Es geht beim Theologiestudium nicht zuletzt auch um Ethik und ist darin dem Philosophiestudium ähnlich: Mit dem Unterschied, dass noch Psychologie hinzukommt und Fragen nach dem eigenen Glauben.

Wie sind Sie selber zum Theologiestudium gekommen?

Ich habe zuerst Coiffeur gelernt und wollte dann noch etwas anderes machen in meinem Leben. Eigentlich hatte ich vor,nach dem Studium am Religionspädagogischen Institut an der Universität Luzern noch die PH zu absolvieren und Lehrer zu werden. Ein Theologiestudium an der Hochschule Chur hat mich dann aber persönlich mehr angesprochen. Es war nie mein Fernziel, Pfarrer zu werden. Das wäre auch etwas schwierig: Ich bin verheiratet. Eine Berufung zu geistlichen Berufen fühle ich nichtsdestotrotz in mir. So besteht die Möglichkeit, dass ich dereinst als Diakon wirken könnte.

Infotrail Theologie: 14. September, 18.15 Uhr. Treffpunkt: Bahnhof Einsiedeln (bei der Statue des heiligen Meinrads). Anmeldungen sind möglich bis am Montag (via Website www.thchur.ch).

René Ochsenbein war Coiffeur und ist jetzt Theologe: «Es war nie mein Fernziel, Pfarrer zu werden. Das wäre auch etwas schwierig: Ich bin verheiratet.» Foto: zvg

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