«Ehe für alle» – oder doch nicht?
KOMMENTAR
Dürfen Schwule und Lesben in der Schweiz bald heiraten? Umfragen zeigen: Eine Mehrheit ist für die «Ehe für alle». Ein solch deutliches Ergebnis wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Sogar die Schwyzer Mitte, ehemals CVP, gibt der «Ehe für alle» ihren Segen. Die SVP ist die einzige Partei im Kanton Schwyz, welche die Vorlage ablehnt.
Die Schweizer Bischofskonferenz vertritt derweil eine widersprüchliche Position: Sie will homosexuelle Paare nicht diskriminieren, lehnt die Vorlage jedoch mit dem Argument ab, die Ehe sei auf Familiengründung ausgerichtet, und Sexualität diene einzig und alleine der Fortpflanzung. Deswegen habe Sex nur in einer kirchlich geschlossenen Ehe etwas zu suchen.
Die Bischofskonferenz ist der Meinung, dass niemand das Recht auf ein Kind habe. Aus der Ehe könne kein Recht auf Kinder abgeleitet werden. Das ist mit Verlaub ein reichlich abstruses Verständnis von Ehe und Sexualität.
Wenn die Bischöfe dann noch mit abwesenden Vätern und Müttern argumentieren, wird es absurd: Dass Kinder nur in katholischen Familien glücklich werden können, wäre verwegen anzunehmen. Kinder haben das Recht, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen: Diese ist wohl kaum zwingend an eine bestimmte Lebensform gebunden.
MAGNUS LEIBUNDGUT