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«Wer den Velo-Virus hat, spürt ihn das ganze Leben»

«Wer den Velo-Virus hat, spürt ihn das ganze Leben» «Wer den Velo-Virus hat, spürt ihn das ganze Leben»

Fünf Stunden lang auf dem Mountainbike. 100 strapaziöse Kilometer über Stock und Stein. Das ist die Welt von Christian Kälin. Der 42-jährige Bennauer erklärt im Interview, was der Kick für ihn daran ist.

WOLFGANG HOLZ

Herr Kälin, jüngst sind Sie auf den megasteilen Etzel als Vierter auf dem Mountainbike ins Ziel gestrampelt. Neulich beim Nationalpark Bike-Rennen wurden Sie Fünfter über 107 Kilometer bei 2800 Höhenmeter Differenz. Warum tun Sie sich so etwas an? Das frage ich mich manchmal auch. Es ist halt eine Leidenschaft von mir – wobei die Betonung durchaus auf leiden liegt ( lacht). Natürlich ist es ein Stück weit auch eine Sucht. Man braucht die Bewegung mit der Zeit einfach. Wie lange muss man trainieren und vor allem wie viele Kilometer muss man in den Beinen haben, um so etwas zu schaffen? Das ist sicher verschieden und hängt von jedem Einzelnen ab. Das beginnt schon mit den unterschiedlichen Genen des Menschen. Klar ist, ohne Training gehts nicht. Man braucht eine gute Grundlage. Ich trainiere pro Woche zwischen zehn und zwölf Stunden und fahre etwa 150 Kilometer mit dem Bike. Was fasziniert Sie an dieser Schinderei auf zwei Rädern? Es ist erst mal schön, draussen in der Natur zu sein. Ich trainiere auch gerne alleine. Nicht zuletzt ist es das Fieber, immer wieder zu sehen, was man aus sich herausholen kann, wie schnell man sein kann. Wer sich mit dem Velo-Virus infiziert hat, trägt ihn das ganze Leben in sich. Wie haben Sie Ihre Liebe fürs Mountain-Bike eigentlich entdeckt?

Übers Geschäft. Wobei ich schon als Jugendlicher gern Velo gefahren bin. Ich habe beispielsweise immer wieder beim Iron Bike Race zugeschaut und bin seit 2004 stets mitgefahren. Warum fahren Sie nicht viel bequemer und schneller auf einem Strassenrennvelo? Das mache ich auch. Ich lege auf dem Rennvelo pro Jahr etwa 2500 Kilometer zurück. Rennen fahre ich nicht. Ich mache auf dem Rennvelo am Wochenende auch gerne Touren: etwa über den Pragel oder den Klausenpass. Auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz?

Dass ich beim Iron Bike Race die 100-Kilometer-Strecke gefahren bin und es ganz knapp unter fünf Stunden geschafft habe. Das war sensationell. Welches war bis jetzt die längste und schwierigste Strecke, die Sie auf dem Mountain-Bike zurückgelegt haben? Beim Eiger-Bike in Grindelwald gibt es verschiedene Distanzen. Ich fahre meistens die 50-Kilometer- Strecke. Vom First herunter geht es dabei relativ technisch zu und her.

Wie viel Stunden Schlaf brauchen Sie vor solchen Anstrengungen, was essen und trinken Sie währenddessen? Ganz normal – etwa acht Stunden. Während der Wettkämpfe trinke ich isotonische Getränke, esse Gels und Riegel. Schön ist es, wenn es an der Strecke manchmal so etwas wie Linzertörtli gibt. Privat esse ich eigentlich alles: von Pasta bis Fleisch. Sie haben ja auch noch einen Beruf. Wie bekommen Sie das alles auf die Reihe? Das geht eigentlich gut. Im Sommer trainiere ich etwa morgens zwischen sechs und sieben Uhr. Im Winter, nach dem Iron Bike, steige ich auf Rollskier und Langlaufskier um. Ich mag die Schwedentrittloipe sehr gern. Wie viele Kilometer spulen Sie pro Jahr herunter? Das sind ungefähr 4500 Kilometer. Ich habe vier Velos, darunter Mountainbikes, ein Rennvelo und ein Tandem.

Auf dem Tandem nimmt dann ihre Frau Platz? Ja, meine Freundin. Familie habe ich keine. Waswürdepassieren,wennSie– was wir Ihnen auf keinen Fall wünschen – ein Bein brechen und sechs bis acht Wochen nicht Velo fahren könnten? Da würde ich sicher unleidig werden. Man hat ja den Drang sich zu bewegen. In der Zwischensaion mache ich schon auch mal zwei Wochen Pause – das geht meistens gut. Allerdings ist es natürlich ein Unterschied, ob man nichts tun darf oder nichts tun kann. Foto: Wolfgang Holz

Christian Kälin

Jahrgang: 1979 Wohnort: Bennau Beruf: Velomechaniker Hobbys: Velo Langlauf

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