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Die Ruhe vor dem Schuss geniessen

Die Ruhe vor dem Schuss geniessen Die Ruhe vor dem Schuss geniessen

Lara Kälin und Daniel Zürcher sind zwei begeisterte Einsiedler Nachwuchsschützen

Jogging, Kicken, Biken, Fitness – das machen Jugendliche heutzutage gerne. Dynamische und schweisstreibende Aktivitäten. Für Lara Kälin und Daniel Zürcher sind ganz andere Faktoren wichtig für ihren Sport.

WOLFGANG HOLZ

«Ich schiesse extrem gern», sagt Lara Kälin. «Das ist für mich eine hervorragende Abwechslung zur Schule. Schiessen ist für mich so etwas wie ein Rückzugsort, an dem ich gut abschalten kann», sagt die 16-jährige Einsiedlerin, die in Pfäffikon die Fachmittelschule besucht. Im Schützenverein Tell Einsiedeln ist sie seit 2017 Mitglied.

Lust aufs Schiessen hat sie bekommen, als sie ein Jahr zuvor am Chilbischiessen in der Wäni teilnahm. Vor Kurzem ist die zierliche junge Frau Kantonalmeisterin der Jungschützen geworden – ihr bislang grösster Erfolg. Dabei sei sie eigentlich gar nicht so ambitioniert, versichert sie. «Für mich ist das Wichtigste, Spass zu haben und mir keinen Druck zu machen – Schiessen ist für mich vor allem Hobby», sagt Lara Kälin – räumt aber ein, dass ihr der Puls beim Schiessen manchmal hochschnelle.

Zuvor im Ballett Früher sei sie ins Ballett gegangen. Jetzt hat sie ihre Leidenschaft für das Sturmgewehr 90 und das Liegendschiessen auf 300 Meter Entfernung entdeckt. «Mich faszinieren die Konzentration und das genaue Zielen bei diesem Sport.» Wobei sie gar nicht mehr mit einer anderen Waffe schiessen möchte als mit dem Sturmgewehr 90. Ihr gefällt, dass man etwas hört und spürt, sobald man den Abzug gezogen hat. «Mich beim Schiessen zu konzentrieren hat mir auch schon geholfen, dass ich mich beim Lernen besser und länger konzentrieren kann», ist die Brillenträgerin überzeugt – die übrigens immer ohne Sehhilfe schiesst. «Ich muss ja nur das Block-Korn auf dem Gewehr genau sehen», sagt sie. Angst habe sie noch nie beim Schiessen empfunden. Der Schützensport macht ihr aber nicht nur wegen des Schiessens Spass. «Wir haben es bei uns im Schützenstübli immer gemütlich und lustig miteinander – es ist wie in einer zweiten Familie», schwärmt Lara Kälin.

Auch Daniel Zürcher ist Mitglied im Schützenverein Tell Einsiedeln. Seit 2015. Die Eltern des 16-Jährigen schiessen auch. «Ich wollte schon als 10-Jähriger mit dem Gewehr auf 300 Meter schiessen», erzählt der Stiftsschüler am Kloster Einsiedeln. «Im Moment bin ich wohl der beste Schütze in unserer Familie», sagt der Gymnasiast, der später mal Chemie studieren möchte. Und lacht. Aber ist Schiessen wirklich so eine angenehme Beschäftigung? Laut und körperlich belastend? Ihm macht der Schusslärm und der Rückstoss beim Schiessen nichts aus. «Man trägt ja einen Ohrenschutz, und das mit dem Rückstoss infolge des Schusses ist nicht so schlimm», sagt Zürcher. Wenn der Gewehrkolben ganz dicht an der Schulter anliege, sei der Rückstoss der Waffe gut abgedämpft.

Apropos Waffe. Auch sein Herz schlägt für das Sturmgewehr 90. Doch er will auch immer wieder mit dem Standardgewehr schiessen – aus der Sicht von Laien so eine Art Karabiner ohne Zielstütze. «Mit diesen Gewehren kann man einfach genauer treffen.» Auch mit dem Luftgewehr auf 10 Meter Entfernung übt er. «Es ist schon schwierig, auf 300 Meter Entfernung in den Zielkreis mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern zu treffen», versichert er. Ob man richtig ziele, hänge von vielen Faktoren ab. Von der Qualität des Gewehrs, etwa. Von der Körperstellung. Vom Licht. Vom Wind. Und nicht zuletzt natürlich auch von der persönlichen Tagesform.

Fünf bis sechs von zehn «An einem guten Tag kann ich fünf bis sechs Treffer von zehn Schüssen im Zentrum landen», schildert er. Beim Kantonalen Jugendschiessen vor zwei Wochen sei er Dritter geworden, 2019 Erster, 2018 Dritter. Er strebt es an, noch in ein Schweizer Schützen- Kader zu kommen. «Aber das ist eher schwierig.» Pistole will er später auch noch schiessen. Doch das geht erst mit 18.

Daniel Zürcher schätzt beim Schiessen ebenfalls dieses «Zur-Ruhe-Kommen». Die Konzentration vor dem Schuss – eine Art der Fokussierung, die auch sehr anstrengend sei. «Nach 30 bis 40 Schüssen merkt man schon, dass man langsam müde wird.» So ein Sturmgewehr wiegt übrigens 4,3 Kilogramm und kostet rund 3500 Franken. Verletzt habe er sich noch nie beim Schiessen. «Waffen sind eigentlich nicht gefährlich – gefährlich können Personen sein, die sie benützen.»

Daniel Zürcher mit dem Standardgewehr. Foto: Wolfgang Holz

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