Veröffentlicht am

Wie ein Phönix aus der Asche

Wie ein Phönix aus der Asche Wie ein Phönix aus der Asche

Am 4. September 1971, um 21.20 Uhr, wurde ein Brand im Holzbearbeitungsbetrieb der Firma Kälin in Bennau gemeldet

Vor 50 Jahren zerstörte ein Grossbrand in Biberbrugg die Sägerei von Josef Kälin. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wagte die Familie einen Neuanfang und sorgte fortan mit der Produktion von neuartigen Kunststofffenstern für Furore.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Es geschah am Samstag, den 4. September, im Jahr 1971: Ein Anwohner meldet der Feuermeldestelle um 21.20 Uhr einen Brand im Holzbearbeitungsbetrieb der Firma Kälin an der Kantonsstrasse Pfäffikon-Schwyz. «Trotz raschem Ausrücken der Feuerwehren Bennau und Einsiedeln waren beim Eintreffen die Gebäulichkeiten bereits im Vollbrand», schreibt der Einsiedler Anzeiger: «Nur mit Mühe gelang es ihnen, die beiden schon angesengten Wohnhäuser sowie einen nahe gelegenen Holzschopf vor dem Übergriff zu bewahren. » Hoher Sachschaden «Das Tanklöschfahrzeug wurde aus der nahe gelegenen Biber gespiesen», teilte der EA mit: «Die Löschaktion dehnte sich über Mitternacht hinaus.» Durch die Polizeiaktion musste der gesamte Verkehr während zwei Stunden über Bennau umgeleitet werden.

Nur mit Mühe gelang es, zwei bereits angesengte Wohnhäuser vor dem Feuer zu bewahren.

«Im total zerstörten Brandobjekt waren eine Sägerei, Zimmerei und Schreinerei untergebracht », teilte das Schwyzer Polizeikommando mit: «Sämtliche Maschinen, Holzvorräte und Fertigsachen wurden ein Raub der Flammen.» Das kantonale Feuerwehrinspektorat und die Kantonspolizei Schwyz seien in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Dienst der Stadtpolizei Zürich mit der Abklärung der Brandursache beschäftigt. Der Gesamtschaden sei überaus hoch.

Wieso brach das Feuer aus?

Der Ursprung der Biberbau AG geht ins Jahr 1932 zurück: Damals gründete Josef Kälin (1903 bis 1987) zusammen mit einem Arbeitskollegen den Zimmereibetrieb Kälin und Ochsner. Bereits wenige Jahre später, 1941, übernahm er den Betrieb alleine und führte ihn unter dem Namen Josef Kälin Holzbauwerk Biberbrugg weiter.

Ein Vollbrand zerstörte den ganzen Betrieb, der damals rund zwanzig Mitarbeiter beschäftigte, im Jahr 1971 vollends. Der effektive Grund für den Brand konnte nie eruiert werden, aber es ist davon auszugehen, dass es womöglich ein Stromproblem war, welches das Feuer entfachte.

Neustart statt Resignation

Statt den Bettel hinzuschmeissen und zu resignieren, wagte die Familie einen Neuanfang: Die Firma wurde im Jahr 1972 ganz in der Nähe des alten Standorts im Industriegebiet in Biberbrugg/Bennau neu aufgebaut, gleichzeitig in eine AG umgewandelt und auf den Namen Biberbau AG umfirmiert.

Der effektive Grund für den Brand konnte nie eruiert werden.

Ein Neuaufbau am bisherigen Standort an der Schwyzerstrasse, an der das Unternehmen Zimmerei und Sägerei untergebracht hatte, kam aus Platzgründen nicht in Frage: Es gab an der Kantonsstrasse zu wenig Raum für einen Ausbau. Als erstes Unternehmen zog die Biberbau AG in das neue Industriegebiet an die Industriestrasse 2.

Mit dem Neustart entschied sich das Unternehmen, fortan die Sägerei aufzugeben und sich auf die Zimmerei und den Holzbau zu konzentrieren (Bedachungen, Fassaden, Gewerbe- und Industriebauten, Haustüren, Fensterläden, Balkongeländer).

Gleichzeitig entschloss man sich dannzumal – als einer der allererstenBetriebeinderSchweiz– mit der Herstellung von Kunststofffenstern einen für die damalige Zeit ganz neuen Weg zu gehen.

Dieser Entscheid erwies sich als absolut richtig, und in mehreren Etappen konnte der Betrieb auf die heutige Grösse ausgebaut und maschinell topmodern eingerichtet werden. Zwischenzeitlich wird das Unternehmen in der dritten Generation weiterhin als Familienbetrieb geführt.

«Wollen nicht weiter wachsen»

Unterdessen zählt das Unternehmen gegen siebzig Mitarbeiter und ist auf Kurs in eine weiterhin verheissungsvolle Zukunft. «Wir haben die Corona-Pandemie ohne grösseren Schaden überstanden, weil die Krise die Bauwirtschaft weniger betroffen hat und wir nicht vom Exportgeschäft abhängig sind», sagt Walter Blattmann, Geschäftsleiter der Biberbau AG.

«Wir wollen nicht weiter wachsen und stattdessen den bisherigen Besitzstand wahren.»

Walter Blattmann, Geschäftsleiter der Biberbau AG «Wir wollen nicht weiter wachsen und stattdessen den bisherigen Besitzstand wahren», führt Blattmann aus: Einem Ausbau des Betriebes sei denn auch dahingehend eine Grenze gesetzt, weil die Firmengebäude an das Naturschutzgebiet angrenzen.

So sahen die Gebäulichkeiten des Holzbearbeitungsbetriebs der Firma Kälin an der Schwyzerstrasse aus.

Am Abend des 4. Septembers 1971 brach in Biberbrugg ein Grossbrand aus. Fotos: zvg

Am Tag danach wird erst erkennbar, welch immensen Schaden das Feuer verursacht hatte.

Im Industriegebiet in Biberbrugg/Bennau wurde die Firma neu aufgebaut und hiess neu Biberbau AG.

Share
LATEST NEWS