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Ein Hohelied als Abgesang

Ein Hohelied als Abgesang Ein Hohelied als Abgesang

Eine persönliche Betrachtung zur Umbenennung der Schwyzer CVP in «die Mitte»

Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer kämpfte Stephan Zurfluh an der entscheidenden Delegiertenversammlung für den Verbleib der Parteibezeichnung CVP. Vergebens.

STEPHAN ZURFLUH*

Der Parteipräsident der Mitte, Gerhard Pfister, hat uns in 23 Minuten versucht zu erklären, wieso die CVP Schwyz den Namen ändern soll. Bruno Beeler, der Parteipräsident der CVP Schwyz, brauchte 10 Minuten. Ich versuche, in 5 Minuten zu begründen, wieso wir das um Gottes Willen nicht machen sollen.

Ich weiss pragmatischerweise, dass im Prinzip die Entscheidung für die «Mitte» gefallen ist. Demokratisch, wie es scheint, schliesslich sagte die Delegiertenversammlung der CVP auf Bundesebene ja zur Namensänderung. Nur wurden ich und viele andere nicht gefragt. Sei es wie es ist, ich sage: Bleiben wir beim Namen CVP.

«Kultursoziale Realität» Wieso? Wieso bin ich der CVP beigetreten. Wegen dem «C». Das «C «steht für mich nicht für katholisch, sondern für christlich, es steht weniger für Religion als hauptsächlich für eine kultursoziale Realität. Es steht für das christliche Europa, eine 2000-jährige Kultur – was zumindest zeigt, dass das Businessmodell «C» irgendwie richtig lag… «C» steht für Eigenverantwortung und soziale Verantwortung, für Freiheit und Gerechtigkeit.

Ohne Christentum keine Aufklärung, die uns als Europäer und Schweizer ausmacht. Ohne «C» keine Renaissance und kein Humanismus, keine industrielle Revolution. Das Christliche prägte die Kunst, die Architektur, die Musik, die Literatur, das Bildungswesen und die Familienpolitik. Die Sklaverei wurde abgeschafft. Ohne «C» keine Freiheit und Gerechtigkeit, keine Menschenrechte, keine Parteien von Links bis Rechts. Ohne «C» sässen wir heute nicht hier. Als Historiker könnte ich noch stundenlang zum entscheidenden Einfluss der christlichen Werte auf die europäische- und Weltgeschichte referieren. Die Legitimation der politisch grossen Spannweite Dieses «C» definiert auch die CVP als Partei. Das «C» ist die Legitimation dieser Partei. Das «C» legitimiert die politisch grosse Spannweite der Partei. Die CVP hatte immer das Problem, dass programmatisch die Meinungen in der Partei weit auseinandergehen. Das «C» ist identitätsstiftend, die Identifikation in der polit-ideologischen «Mitte», von links bis rechts. Daraus erwächst ihre legitime Stellung in der «Mitte».

Jede Partei braucht eine Legitimation: Kommunisten Kommunismus, Sozialisten Sozialismus, Liberale Liberalismus, Konservative Konservatismus. Die grundchristlichen Werte sind eben der Anker der CVP, die auch Europa und die Schweiz auszeichnen.

Identifikationslose «Mitte» Der Name «Mitte» hat politisch und ideologisch keine Legitimation und es fehlt ihr auch die Identifikation. Und wenn man jetzt erklärt, man würde das Programm beibehalten, dann ist das längerfristig ein Wunschtraum, da man ohne «C» ideologisch richtungslos ist.

Es wird gesagt, dass mit dem Namen «Mitte» die Wähler und Wählerinnen in den Städten mehr angesprochen würden. Das hat man schon in den 90er-Jahren versucht, ohne jeden Erfolg, und hat selbst in den Stammlanden Wähler an die SVP verloren. Von unseren Freunden und Bekannten in den Städten wählen ausser einem keine die CVP. Und über den Namen «Mitte » lachen sie, da die Partei noch profilloser sei. Und der Einzige, der CVP wählte, wählt sie nicht mehr. Die einzigen Personen die ich kenne, die den Namen «Mitte » gut finden, sind CVP-Mitglieder.

Das «C», richtig verkauft, kann von Katholiken, Protestanten, andern Religionen ebenso wie Atheisten akzeptiert werden. Die Fusion mit der BDP zeigt ja gerade, was einer Partei ohne Legitimation passiert. Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf war keine Legitimation und mit der BDP ging es schnell abwärts. Meinen Sie, die CVP hätte als «Mitte» eine Zukunft? Eine Partei ohne ideologische Wurzeln und soziologischen Anker?

Ich glaube nicht, dass mit dieser Namensänderung die «Mitte» mehr Stimmen erhalten wird. Es ist einfach eine Flucht ins Ungewisse, Ungefähre, propagiert von Personen, denen es in den letzten Jahren nicht gelungen ist, die Position der CVP den Schweizerinnen und Schweizern zu erklären.

Daher bitte ich Sie, liebe CVP-lerinnen und CVP-ler – ja wie müsste ich Sie jetzt mit dem neuen Namen ansprechen: liebe Mittelerinnen und Mitteler? – darum bitte ich daher nochmals, ich rufe Sie dazu auf, beim Namen CVP zu bleiben. Auch wenn das gegen den heutigen Trend geht. Unsere Kultur und unsere Geschichte stecken im «C». Und da steckt auch viel politsches Kapital drin. Man muss es aber pflegen und besser verkaufen.

* Stephan Zurfluh aus Egg ist seit 2000 Mitglied der CVP Einsiedeln. Für die Ortspartei war der 62-Jährige Vorstandsmitglied (2007–2014),Vizepräsident (2009–2014),Themenmanager (2017–2021) und Kantonsrichter (seit 2008). Am 27. August 2021 hat er seinen Austritt aus der CVP Einsiedeln erklärt. Foto: zvg

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