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Armutsquote im Kanton Schwyz rückt ins Visier

Kantonsräte wollen in Erfahrung bringen, wieso Schwyz die Zahlen zur kantonalen Armutsquote nicht publiziert. «Auf Bundesebene wird aktuell ein Konzept erstellt, um ein gesamtschweizerisches Monitoring zu ermöglichen», antwortet der Schwyzer Regierungsrat.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Im Frühling haben die Kantonsrätin Aurelia Imlig-Auf der Maur (Schwyz) und vier Mitunterzeichnende die Interpellation «Warum veröffentlicht der Kanton Schwyz die Zahlen zur kantonalen Armutsquote nicht?» eingereicht: Im Kanton Schwyz würden keine Daten veröffentlicht, was die Betroffenheit der Schwyzer an Armut anbelangt. Somit sei auch kein Wissen verfügbar, wie stark die Bevölkerung von Armut betroffen ist und welche Gruppen ein besonders hohes Armutsrisiko hätten.

«Ohne Analyse ist keine Armutsbekämpfung möglich»

«Der häufigste Grund für Armut ist ein zu tiefes Einkommen, das nicht für alle Ausgaben reicht», schreiben die Interpellanten: Hinzu komme, dass Kurzarbeit vermehrt zu finanziellen Engpässen führe.

«Ohne fundierte und regelmässige Analyse der Situation und Entwicklung von Armut in der Schweiz ist eine wirksame Armutsprävention und -bekämpfung aber nicht möglich», teilen die Kantonsräte mit: Caritas weise schon lange darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, kantonale Zahlen zur Armut zu erfassen.

«Mittels Armutsmonitoring appelliert Caritas regelmässig an die jeweiligen Kantone, ihre Armutssituation auf einer vergleichbaren Grundlage zu untersuchen, um dieses lückenhafte Bild der Armut in der Schweiz zu beenden», schreiben die Räte. Singlehaushalte können eher Armutsrisiko ausgesetzt sein «Sämtliche Sozialhilfeempfänger im Kanton Schwyz sind faktisch unter der festgelegten Grenze der SKOS-Richtlinie und damit nach Armutskonzept unterhalb der absoluten Armutsgrenze », antwortet der Regierungsrat: «Im Jahr 2019 waren davon 2251 Personen betroffen. Nicht berücksichtigt sind Personen, die ihren Anspruch auf Unterstützung nicht geltend machen.» Ausgehend von den Zahlen der Sozialhilfeempfängerstatistik sind von den 2251 unterstützten Personen im Jahr 2019 total 1527 Personen zwischen 15 und 64 Jahre alt. Davon sind 514 Personen erwerbstätig, bei den restlichen Personen handelt es sich um Erwerbslose (415) oder Nichterwerbspersonen (598).

«Es gibt verschiedene Ursachen, die das Armutsrisiko beeinflussen », erklärt der Regierungsrat: «Im Fall der absoluten Armut ist es ein tiefes Einkommen im Verhältnis zu notwendigen Ausgaben.» Beispielsweise könnten viele Alleinerziehende aufgrund der Kinderbetreuung nur ein Teilzeitarbeitspensum ausüben. Auch Einzelpersonenhaushalte, die im Vergleich zu grösseren Haushalten verhältnismässig hohe Fixkosten ausweisen würden, könnten eher einem Armutsrisiko ausgesetzt sein. 2251 Personen beziehen im Kanton Schwyz Sozialhilfe Laut der Sozialhilfeempfängerstatistik für das Jahr 2019 waren von der Schwyzer Referenzpopulation des Vorjahres, die 159'165 betrug, 2251 Personen durch die Sozialhilfe unterstützt: Dieser Wert entspricht einer Quote von 1,4 Prozent über alle Altersgruppen hinweg betrachtet.

Der Anteil an Privathaushalten besteht aus 1144 Unterstützungseinheiten. Einzelpersonen, die alleine in einem Haushalt leben, bilden mit 38,4 Prozent den grössten Anteil an Sozialhilfebezügern, gefolgt von Einelternfamilien mit 16,4 Prozent. Einzelpersonen, die nicht alleine leben, sind mit 14,6 Prozent und Paare mit Kind(ern) mit 9,1 Prozent betroffen. Paare ohne Kinder machen mit 3,9 Prozent den kleinsten Anteil aus.

«Grundsätzlich ist ein regelmässiges Armutsmonitoring sinnvoll, um gezielte Strategien im Bereich der Armutsbekämpfung auszuarbeiten und die Wirkung der bereits vorhandenen Massnahmen zu überprüfen», konstatiert der Regierungsrat: «Die Statistik des Bundes ist aufgrund der Methode und der geringen Anzahl an Stichproben jedoch nicht geeignet. Vielmehr bedarf es einer vergleichbaren Grundlage aller Kantone, was auch die Caritas empfiehlt.» «Eine einheitliche Handhabung der Kantone gibt es nicht» In Zusammenarbeit mit dem Kanton Bern wurde ein Konzept erarbeitet, das bereits vorhandene Steuerdaten mit anderen statistischen Auswertungen verbindet und somit ein spezifisches Monitoring erlaubt. «Eine einheitliche Handhabung der Kantone gibt es jedoch nicht», stellt der Regierungsrat fest: «Auf Bundesebene wird deshalb aktuell ein Konzept erstellt, um ein gesamtschweizerisches Monitoring zu ermöglichen.» «Die Erarbeitung eines eigenen Konzeptes wäre deshalb zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund des Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht angebracht», heisst es in der Antwort der Regierung: «Der Regierungsrat wird die Entwicklung auf Bundesebene weiterhin beobachten und zur gegebenen Zeit die vom Bund geforderten Massnahmen überprüfen. »

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