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Kompostierung als Generationenprojekt

Kompostierung als Generationenprojekt Kompostierung als Generationenprojekt

Über Jahrzehnte hat Beat Birchler senior die Grüngutverwertung auf seinem Bio-Hof laufend verfeinert

Am Waldweg neben dem «Galgenchappeli» befindet sich der Bauernhof der Generationengemeinschaft Birchler. Neben der Mutterkuhhaltung gehört auch die Kompostierung zur Tagesordnung. Dazu kommen jeden Mittwoch zwei kleine Helfer auf den Hof.

BENJAMIN BETTSCHART

Die zwei Buben Arno und Mauro Kälin, begleitet von Mutter Jeannine oder Vater Philipp, arbeiten in ihrer Freizeit gerne auf dem Hof der Generationengemeinschaft Birchler. Kein Wunder: Beat Birchler senior ist der Grossvater der beiden und Beat Birchler junior ihr Onkel. Auf dem Hof gibt es diverse Arbeiten, welche auch für 7- und 9-jährige Buben geeignet sind. Wie zum Beispiel das Ausmisten oder das Verlesen des aus der näheren und weiteren Region angelieferten Grünguts. Dabei gefällt Arno und Mauro das Misten am besten, vor allem bei den Hasen, weil sie diese Tiere immer streicheln können. Doch deren Motivation reicht weit über diese Arbeiten hinaus: Arno und Mauro wollen später selbst einmal Bauer werden. Darum machen sie sich schon früh mit der auf sie zukommenden Arbeit vertraut.

«Nur Bio» Der Hof ist ein Bio-Betrieb mit Mutterkuhhaltung. Momentan weiden dort 35 Mutterkühe. Weiter leben auch Kälber, Hasen, Rinder, Hühner, Wachteln und Katzen auf dem Biohof. Wenn Jeannine oder Philipp Kälin mit den beiden Buben mithalfen, ist auch ihre Chihuahua-Hündin «Chili» vor Ort. Auf dem Bauerngut werden die Labels Bio Naturabeef und Bio Weidebeef produziert. Die Galloway-Herde wird direkt ab Hof vermarktet.

Verunreinigter Kompost

Die Nutzfläche des Hofes beträgt 33 Hektaren. Das bietet auch Platz für rund 2800 Tonnen Grüngut, welche jährlich kompostiert werden. Dieses Grüngut wird wöchentlich per Lastwagen vom ZAM (Zweckverband für die Abfallentsorgung March) und vom Bezirk Einsiedeln zusammengeführt und beim Hof der Birchlers angeliefert. Danach wird das gesamte Grüngut möglichst rasch umgeschichtet und von Hand werden die Fremdstoffe entfernt, worin eigentlich der gesamte Säuberungsprozess besteht. Von diesen Fremdstoffen fallen in der Woche mindestens zwei übervolle Container an. Im Einsiedler Grüngut findet man allerdings nicht so viel Abfall wie beispielsweise im Sattler oder im Märchler Grüngut, sagen Mauro und Arno. Darin entdecken sie sehr viele Corona-Masken, Verpackungen, vakumierte Nahrungsmittel, sogar Schuhe und ab und zu auch Werkzeuge wie zum Beispiel Gartenscheren.

Auch wenn sie sich an den Gestank gewöhnt haben, ist die Arbeit der Kompostverlesung für die Knaben am wenigsten attraktiv. Einerseits sind sie oftmals geschockt, was sie im Grüngut entdecken; andererseits ist die Arbeit auch sehr aufwendig.

Ein mehrstufiger Prozess Nachdem das Grüngut umgeschichtet worden ist, schreddert man es. Für die Energiegewinnung in der Biogasanlage in Trachslau muss das Grüngut zusätzlich abgesiebt werden. Das verbleibende geschredderte Material wird mit dem Kipper an den Feldrand an eine Miete geführt.

Um eine aerobe Verrottung in Gang zu halten, brauchen diese Komposthaufen jeden Tag eine Umsetzung des gesamten Materials, wobei die Miete eine Temperatur bis zirka 70 Grad erreicht. Für eine saubere Hygienisierung braucht es ein Minimum von 14 Tagen mit konstant 60 Grad. In 8 bis 10 Wochen entsteht dann fertiger Kompost, welcher nach erneuter Absiebung und Verfeinerung hervorragend als Dünger oder Bodenverbesserer verwendet werden kann. Ein Teil davon wird vor Ort auf dem Land bleiben, den Rest reicht man an Gartenbaufirmen weiter, in dem Fall meistens an solche in Einsiedeln selbst.

Wie alles begann …

Vor 30 Jahren fing Beat Birchler senior mit der Kompostierung auf seinem Bauernhof an. Damals sammelte der Bezirk das Grüngut ein und lagerte es in der ehemaligen Kehrichtdeponie «Horbenloch». Nach dem Schreddern blieb das Grüngut jahrelang unberührt auf einem Haufen liegen. Aufgrund des zu hohen Bleigehalts war das Ergebnis der Proben nicht befriedigend.

Am Waldweg hörte man von der Methode des Kompostierens und versuchte es gleich selbst umzusetzen. Es begannen drei Bauern damit. Die dazu benötigten Maschinen mietete man in der Anfangszeit hinzu; aufgrund der stets verfeinerten Arbeitsschritte konnten Beat Birchler und die beiden anderen Bauern die Qualität des Komposts kontinuierlich steigern. Seither kompostieren sie in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Etzel- Linth und dem Bezirk Einsiedeln. Mit den Jahren gesellten sich dann noch Gemeinden wie Rothenthurm und Sattel sowie der Bezirk March als Grüngut- Lieferanten dazu.

Die Bedingungen stimmen

Beat Birchler spricht von einem «optimalen Vertrag» mit dem Kanton. Auch schätzt er die Unterstützung durch das kantonale Umweltamt. Ein Kränzchen möchte Birchler auch den Einsiedlerinnen und Einsiedlern winden: Aus seinem Heimatbezirk kriegt er grösstenteils saubere Ware geliefert. Als der Bezirk ankündigte, verunreinigte Grünkübel nicht mehr zu leeren, funktioniert gemäss Birchler der Prozess mit der Abfalltrennung in Einsiedeln sehr gut.

Mauro (rechts) und Arno Kälin auf dem Hof der Generationengemeinschaft Birchler. Im Hintergrund ein frisch angelieferter Grüngut-Haufen. Foto: zvg

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