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«Marathon-Biken ist pure Leidenschaft»

«Marathon-Biken ist pure Leidenschaft» «Marathon-Biken ist pure Leidenschaft»

Peter Meier aus Einsiedeln will zusammen mit seinem Teampartner zur Epic-Legende werden

Der 35-jährige Einsiedler Peter Meier geht heute in Graubünden zusammen mit Sebastian Kälin bei der ersten Etappe des Mountainbike-Rennens Swiss Epic als Team an den Start.

LUKAS SCHUMACHER

Die Swiss Epic ist eines von drei Rennen der Cape-Epic-Serie. Das Swiss Epic ist ein Rennen in 5 Etappen mit insgesamt 350 Kilometern und 12’000 Höhenmetern. 41 Nationen sind mit am Start. Jeden Tag gilt es, eine Tour von ungefähr der mittleren Iron-Bike-Strecke zu absolvieren. Mit am Start sind die besten Mountainbiker der Welt. Bereits 2019 ging der Einsiedler zusammen mit Sebastian Kälin in Neuseeland am «The Pioneer» an den Start, absolvierte in sieben Tagen 500 Kilometer und 10’000 Höhenmeter und kam auf Rang 22 im Team. Mit dem Swiss Epic will er nun das zweite von drei Rennen der «Legend Races » absolvieren. Danach fehlt ihm und seinem Teampartner Sebastian Kälin noch das Absa Cape Epic in Südafrika, um zur Epic-Legende zu werden. Peter Meier, diese Woche werden Sie am Swiss Epic 350 Kilometer und 12’000 Höhenmeter mit dem Bike absolvieren. Wie haben Sie sich auf das Rennen vorbereitet? Ich absolviere jeweils im Winter Grundlagentraining auf den Langlaufskiern, gefolgt von einem Grundlagentraining im Frühling auf dem Rennrad und Bike. Erst im Frühsommer fange ich mit härteren Trainings an, da es erst ab dann den gewünschten Erfolg bringt. Diesen Sommer habe ich zudem in der Toskana und auf Elba wunderschöne Bikeferien als Vorbereitung genossen.

41 Nationen sind an diesem Rennen vertreten. Wie sehen die Coronamassnahmen aus? Wir müssen jeweils am Start das Covid-Zertifikat vorweisen, um überhaupt in den Startblock zu kommen. Auch ins «Race Village » kommt man nur mit Zertifikat rein. Das bedeutet für mich, dass ich mich jeden zweiten Tag testen lassen muss. Beim Start müssen wir zudem eine Maske tragen. Zudem finden die «Rider Briefings» jeweils nur online statt. In Neuseeland sind Sie zusammen mit Sebastian Kälin als Team an den Start gegangen. Ist er auch am Swiss Epic wieder mit dabei?

Auch dieses Mal bin ich wieder mit meinem Teamkollegen Sebastian Kälin am Start. Das Swiss Epic ist ein Zweier- Team-Rennen. Wir müssen immer darauf achten, dass wir beieinander fahren. Ist der Abstand zueinander zu gross, kann dies zu einer Disqualifikation führen. Wir müssen daher beide gut harmonieren und uns gegenseitig unterstützen. Mussten Sie sich für dieses Rennen qualifizieren, oder darf jeder daran teilnehmen? Jeder, der sich für ein Swiss Epic fit genug fühlt, kann sich anmelden. Jedoch ist das Teilnehmerfeld stark limitiert. Die diesjährige Swiss Epic war in Kürze ausgebucht, da auch sehr viele internationale Fahrer teilnehmen und der Anlass einen exzellenten Ruf geniesst.

Mit welcher Ausrüstung gehen Sie an den Start?

Wir fahren beide leichte Race Fullys (voll gefederte Bikes), da die Abfahrten auch technisch anspruchsvoll sind. Das Swiss Epic zählt wie auch «The Pioneer» in Neuseeland als Legend Race. Was genau bedeutet das?

Es gibt weltweit drei Rennen, welche zur Epic Series gehören. Es handelt sich um eine weltweite Rennserie im Marathonbereich. Die Königs-Epic ist sicher das bekannte Cape Epic in Südafrika, welches als härtestes Mountainbikerennen der Welt gilt. Das Swiss Epic gilt als das beste organisierte Rennen der Epic Series, was sicher unserer Schweizer Zuverlässigkeit zu verdanken ist.

Um eine Epic Legend zu werden, müssen Sie noch das Cape Epic in Südafrika absolvieren. Wie verfolgen Sie dieses Ziel? Wir fahren dieses Jahr die Qualifikation für das Cape Epic 2023. In unserer Kategorie gibt es drei Startplätze zu holen. Wir müssen also Gas geben, gesund bleiben und keine Defekte haben, damit es klappt.

Bis jetzt haben es erst vier Schweizer in die Hall of Fame der Epic Legends geschafft. Was würde Ihnen dieser Titel bedeuten? Wenn man alle drei Epic-Rennen erfolgreich absolviert, erhält man den Epic-Legenden-Status. Dies zu erreichen wäre ein schöner Gedanke, welcher mit viel Schweiss und tollen Erlebnissen ein ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben wird.

Zurück zum Swiss Epic: Konnten Sie die einzelnen Etappen bereits abfahren? Wir konnten im Vorfeld eine Teststrecke als Training absolvieren. Da ich aber auch sonst ab und zu in Graubünden Mountainbiken gehe, kenne ich einige Streckenabschnitte schon recht gut, andere Abschnitte können nur an der Swiss Epic befahren werden. Wie viele Fahrer sind am Start?

Insgesamt sind 390 Teams, also 780 Fahrer am Start.

Hoffen Sie auf einen Heimvorteil? In Neuseeland hatten Sie ja mit unbekanntem Gelände und ungewohntem Wetter zu kämpfen … Als Schweizer Fahrer haben wir sicher einen kleinen Heimvorteil, da wir das Gelände, die langen Aufstiege und die Abfahrten gut einschätzen können. In Neuseeland waren die Aufstiege technischer und der Wind und das Wetter ein ständiger Gegner. Ein schwedisches Team meinte heute, sie hätten in Schweden nie längere Aufstiege als 10 Minuten und auf über 2000 Meter über Meer seien sie auch noch nie gewesen. Wie teilen Sie sich Ihre Kräfte an diesem fünftägigen Rennen ein? Nimmt man es am ersten Tag eher locker oder geben Sie von Anfang bis Schluss Vollgas?

Es ist ganz wichtig, dass man die Kräfte richtig einteilt und nicht schon in den ersten Tagen das Pulver verschiesst. Denn es ist immer wieder zu beobachten, dass Teams in den ersten Renntagen aufgrund gesundheitlicher Probleme aufgeben müssen. Ein einzelner schlechter Tag und es ist gelaufen. Schauen wir in die Zukunft: Sie haben gerade im Jahr 2023 das Cape Epic absolviert und sind eine Epic-Legende. Möchten Sie danach weiter solch extreme Bikerennen fahren? Marathon-Mountainbiken ist pure Leidenschaft und wenn ich weiterhin so gesund bleiben darf, so möchte ich sicher noch das eine oder andere Rennen fahren. Sie haben bereits Erfahrung: Wie erleben Sie jeweils den letzten Renntag. Stossen Sie an Ihre Grenzen und werden die Abfahrten durch Ermüdung gefährlicher?

Der letzte Renntag ist immer speziell, da man einerseits sehr müde ist, anderseits man sich auf die Zieleinfahrt freut und man nochmals viele Kräfte durch positives Denken mobilisieren kann. Wenn man meint, es geht nichts mehr, dann geht meist noch deutlich mehr als man meint. Allgemeint nimmt aber die Konzentration durch die Ermüdung ab, was Abfahrten anspruchsvoller macht. Zurück zur Heimat: Nehmen Sie jeweils am Iron Bike Race teil? Als Einheimischer nehme ich wenn immer möglich am Iron Bike Race teil und nehme jeweils die 103-Kilometer-Strecke in Angriff. Wie unterscheiden sich die Bündner Bikestrecken vom Iron Bike? Das Iron Bike Race ist technisch weniger anspruchsvoll, dafür ein sehr schnelles Rennen. In Graubünden ist nebst den technischen Trails sicher auch die Höhenlage ein Unterschied. Am Swiss Epic ist der höchste Punkt rund 2700 Meter über Meer, was sicher auch die Holländer und Belgier merken werden … Die Zukunft des Iron Bikes ist noch unklar. Wie schätzen Sie den Wert dieses Rennens für unsere Region ein? Der Wert des Iron Bikes kann für unsere Region gar nicht gross genug eingeschätzt werden, hat der Anlass doch in der ganzen Schweiz und im nahen Ausland eine grossartige Ausstrahlung, was beste Werbung für unsere Region ist. Das Iron Bike Race ist bei sehr vielen Fahrern beliebt, mancher Fahrer schwärmt von der einzigartigen Stimmung und der tollen Organisation. Zudem darf nicht unterschätzt werden, dass viele Einheimische dadurch rege trainieren, um Ende September als glückliche Finisher im Ziel anzukommen.

Welchen Sport betreiben Sie im Winter? Ich bin mittlerweile ein begeisterter Langläufer geworden und schätze es sehr, dass wir so tolle Loipen in der Region haben. Für das Swiss Epic müssen Sie sich eine Woche frei nehmen. Benötigen Sie nach dem Rennen gleich nochmals eine Woche Ferien zur Erholung? Ich werde nach dem Rennen am Montag zumindest geistig wieder erholt im Büro sein. Mein Körper wird dann bestimmt noch müde und hungrig sein, verbrennen wir doch Unmengen an Energie, welche sich während den Renntagen nicht vollständig auffüllen lässt. Am Montag werde ich aber bestimmt mein Bike nicht anrühren. Kann das Rennen irgendwie mitverfolgt werden? Der Start kann live auf der Website des Swiss Epics und auf den sozialen Kanälen verfolgt werden. Zudem kann es via Live- Tracking auf www.swissepic. com verfolgt werden. Über das Renngeschehen wurde letztes Jahr zudem in der Sport-Abendsendung auf SRF berichtet.

«Wenn man meint, es geht nichts mehr, dann geht meist noch deutlich mehr als man meint.»

Peter Meier, Marathon-Mountainbiker

2019 absolvierten Peter Meier (vorne und links oben) und Sebastian Kälin (hinten) in Neuseeland «The Pioneer» – ein Bikerennen über sieben Tage und 500 Kilometer. Heute steht mit dem Swiss Epic eine weitere harte Herausforderung an.

Fotos: zvg

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