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«Wir schauen grundsätzlich, ob jemand ins Team passt»

«Wir schauen grundsätzlich, ob jemand ins Team passt» «Wir schauen grundsätzlich, ob jemand ins Team passt»

Lehrlinge im ersten Jahr haben letzte Woche mit der Arbeit begonnen. Das ist ein neuer Lebensabschnitt für junge Menschen. Wie begleiten Lehrlingsmeister ihre Auszubildenden, worauf achten sie? Wir sprachen im Interview mit Berufsbildnerin Gerda Weber von der WellPack AG.

WOLFGANG HOLZ

Frau Weber, wie viele Lehrlinge arbeiten neu bei der Firma Well-Pack AG in Einsiedeln? Zwei. Eigentlich sprechen wir bei uns in der Firma von Lernenden – auch wenn umgangssprachlich die Bezeichnung Lehrling sicher noch verbreitet ist. In welchen Sparten sind die Lernenden bei Ihnen beschäftigt? Letzte Woche hat in der Logistik ein junger Mann und in der Verwaltung eine junge Frau angefangen.

Sind Sie für die Betreuung Ihrer jungen Mitarbeiter verantwortlich?

Ja, ich bin die Berufsbildnerin und Hauptverantwortliche für die Ausbildung unserer Lernenden. In der Logistik übernimmt der Logistikleiter die praktische und fachliche Ausbildung. Unsere Lernenden im kaufmännischen Bereich wechseln zwischen den Abteilungen Verkauf, Einkauf und Buchhaltung und haben dementsprechend verschiedene Praxisbildnerinnen. Unsere Firma hat rund 50 Mitarbeitende. Im Kaufmännischen Bereich haben wir aktuell zwei Lernende, in der Logistik eine Person. Welches Bild haben Sie von Ihren neuen Lehrlingen nach der ersten Woche? Die junge Frau, die bei uns jetzt die Lehre als Büroassistentin macht, haben wir schon aus dem Liftprojekt der Oberstufen Einsiedeln gekannt. Sie hatte bei uns über mehrere Monate einen Wochenarbeitsplatz und bekam so einen Einblick in die Berufswelt. Sie hat sich dann im letzten Jahr für die kaufmännische Lehrstelle beworben und wir haben zugesagt. Unserem Lernenden in der Logistik hat es in der ersten Woche auch schon recht gut gefallen. Er versicherte mir, die Woche sei wie im Flug vergangen.

Auf was legen Sie Wert bei der Lehrlingseinstellung?

Die Lernenden, die wir einstellen, haben bei uns schon im Betrieb geschnuppert. Wir schauen grundsätzlich darauf, ob jemand ins Team passt, und ob die Person interessiert an der Arbeit ist. Die schulischen Noten sind auch wichtig, machen aber nicht die Hauptsache aus. Ist es eigentlich für die jungen Menschen eine grosse Umgewöhnung, von der Schule zu kommen und plötzlich eine Lehre zu machen?

Ich denke schon. Es ist natürlich etwas ganz Anderes, plötzlich jeden Tag achteinhalb Stunden arbeiten zu müssen. Es ist sicher ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Jugendlichen. Anstrengend wird es auch für manche, wenn dann noch die Berufsschule hinzukommt. Was ist das Wichtigste, was Lehrlinge neben dem Fachwissen lernen sollten? Neben dem Fachwissen sind es auch die Methoden- und Sozialkompetenzen, die wichtig sind. Zum Beispiel im Team arbeiten oder wie organisiere ich meine Aufgaben. Ich arbeite seit mehreren Jahren in der Funktion als Berufsbildnerin und habe nur positive Erfahrungen gemacht.

Haben Lehrlinge bei WellPack ein Mitspracherecht, was ihre Ausbildung betrifft? Es gibt von den Berufsverbänden Vorgaben in Bezug auf das Ausbildungsprogramm. Trotzdem gibt es natürlich Spielraum für die Lernenden und Eigeninitiative wird unterstützt. Bei uns herrscht ein kollegiales Klima. Unser Geschäftsleiter nimmt Lernende auch mal zu Kundenbesuchen mit, um ihnen zu zeigen, wie es an der Front zugeht. Nach dem Lehrabschluss können die Lernenden noch mindestens ein halbes Jahr bei uns arbeiten, wenn sie das wollen. Was hat sich heutzutage geändert in der Lehre im Vergleich zu Ihrer eigenen vor Jahren? Im Vergleich zu meiner Lehrzeit ist die Kaufmännische Grundausbildung strukturierter, es gibt Lern- und Leistungsziele. Und dann gilt es noch den Fortschritt in der Informatik zu erwähnen, kein Vergleich mit früher. Herrscht heute mehr Stress am Arbeitsplatz? Nein, aber das ist mein persönlicher Eindruck und gilt sicher nicht für alle. Stressige Zeiten hatte ich früher auch schon. Können Lehrlinge bei Ihnen auch mal Ihr Herz ausschütten? Ja klar, da habe ich immer ein offenes Ohr. Für mich ist es wichtig, mit den Lernenden im Dialog zu sein. Der Start ins Berufsleben ist ein wichtiger Schritt für die Jugendlichen und sicher nicht immer ganz einfach. Wir unterstützen sie darin, dass sie jeden Tag gerne zur Arbeit kommen.

Foto: Wolfgang Holz

Gerda Weber

Jahrgang: 1964 Wohnort: Schindellegi Beruf: Kauffrau Hobbys: Wandern, Biken, Turnen

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