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Meinrad Lienerts Lyrik war für viele Komponisten eine Inspiration

Meinrad Lienerts Lyrik war für viele Komponisten eine Inspiration Meinrad Lienerts Lyrik war für viele Komponisten eine Inspiration

Meinrad Lienerts Schweizerdeutsche Mundart als Basis und Inspiration für Kunstlieder? Am 22. August gibts ein ganzes Konzert davon.

VICTOR KÄLIN

Viele Musikliebhaber kennen die Winterreise von Franz Schubert oder die Dichterliebe von Robert Schumann. Aber Schweizerdeutsche Mundart für das Kunstlied? «Das klingt fast zu schön,um wahr zu sein», sagen die Pianistin Fabienne Romer und die Sopranistin Sybille Diethelm. Und dennoch können sie verkünden: «Doch das Genre existiert. Und zwar farbenprächtiger, bezaubernder, heimeliger und vielfältiger, als wir uns das vorstellen konnten.» Eine Vielfalt an Komponisten und Liedern Die beiden Künstlerinnen wissen, wovon sie reden: Zum 150. Geburtstag des Einsiedler Mundartdichters Meinrad Lienert im Jahr 2015 haben Romer und Diethelm auf Anfrage des Museums Fram Einsiedeln einen Liederabend mit Vertonungen seiner Gedichte von nicht weniger als zehn verschiedenen Komponisten zusammengestellt. Dieses Programm ist anschliessend zwischen Zürich und München über ein Dutzend Mal aufgeführt worden.

Über die Vielfalt an Komponisten und Kunstliedern seien «sie selbst ins Staunen gekommen », wundert sich Fabienne Romer noch heute. Einige der Komponisten hätten Meinrad Lienert (1865 bis 1933) noch persönlich gekannt und seien dadurch inspiriert worden.

Und jetzt noch ein Tonträger

Die Zeit des Veranstaltungsverbots nutzten die beiden, um im Radiostudio in Zürich in Koproduktion mit SRF2 Kultur eine Aufnahme zu realisieren. Diese wurde unter anderem durch den Kanton Schwyz und den Bezirk Einsiedeln unterstützt. Die CD ist gebrannt und am 6. August auch auf den grossen Streaming-Plattformen Spotify und Apple Music erschienen. Live zu hören sein werden die Werke am Wochenende vom 21. und 22. August: zuerst im Schloss Rapperswil und am Sonntag dann im Barocksaal des Klosters Einsiedeln.

Dieses Album versammelt zehn Komponisten, die mit einer Ausnahme alle im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zur Welt gekommen sind. Jeder von ihnen hat sich der Aufgabe gestellt, die einzigartige Mischung aus mundartlicher Leichtigkeit und poetischer Tiefenschärfe in Lienerts Gedichten musikalisch zu fassen. Das Spektrum der Lösungen reicht dabei von der folkloristisch ungetrübten Heiterkeit in Friedrich Nigglis Schelmeliedli 3 und Heiner Vollenwyders Lanzig 15 bis zur harmonisch avancierten Expressivität von Walter Schulthess’ «s Lärchenästli 21» und Volkmar Andreaes Herbstliedli 24.

Ohne Barrieren und Veränderungen Die Lieder bieten von einer verspielten und humorvollen Seite bis zu Melancholie und grossen Fragen ein vielseitiges und farbenreiches Spektrum. Auch die ganz grossen (Schweizer) Gefühle kommen wunderschön zum Ausdruck: die Liebe und das Heimweh.

«Die Beschäftigung mit diesen Liedern und auch das Hören dieser Lieder», so Romer und Diethelm, «ist für uns Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ein besonders intensives Kunst-Erlebnis, weil die Sprache so direkt, ohne Barrieren oder Veränderungen zu uns spricht und unser Innerstes ausdrückt. Das gilt auch für die musikalische Sprache des Programms. »

Das Konzert in Einsiedeln findet am Sonntag, 22. August, um 17.30 Uhr, im Grossen Saal des Klosters statt. Inserat folgt.

Die Pianistin Fabienne Romer und die Sopranistin Sybille Diethelm haben sich der «Mundart für das Kunstlied» verschrieben. Foto: zvg

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