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«Wir haben aus der Vergangenheit gelernt»

«Wir haben aus der  Vergangenheit gelernt» «Wir haben aus der  Vergangenheit gelernt»

Christian Bommer ist Vorsteher des kantonalen Amts für Gewässer. Der Rothenthurmer ist zufrieden mit der Bewältigung des Hochwassers.

ANJA SCHELBERT

Sind Sie nahe am Wasser gebaut?

Offen gestanden ja. Bei der richtigen Musik tauchen bei mir schon mal Assoziationen zu Liedern auf, bei denen es vorkommen kann, dass ich emotional werde. Ich lebe aber nicht direkt am Wasser. Welchen Bezug haben Sie denn zum Wasser? Ich beschäftige mich gerne mit Klima- und Umweltthemen und möchte meinen Teil zur Erhaltung der Biodiversität beitragen. Da spielen Lebensräume am Wasser eine grosse Rolle. Die Herausforderung an meinem Job ist es, Kompromisse zu suchen, die sowohl den Privateigentümer zum Beispiel am See – dessen Hab und Gut vom Hochwasser bedroht ist – zufriedenstellen, mit welchen andererseits aber auch die Umweltschutzverbände oder die Landwirtschaft leben können.

Stichwort Hochwassergefahr: Sie scheint fürs Erste gebannt zu sein. Was für eine Bilanz ziehen Sie?

Die Situation hat sich zumindest für den Moment entspannt. Die Pegel gehen teilweise schnell zurück, aber jetzt schon eine umfassende Analyse zu präsentieren, wäre nicht seriös. Speziell war, dass für einmal die Seen Grund zur Sorge geliefert haben. Normalerweise sind es in unserer Gegend eher die Fliessgewässer.

Es werden dauernd neue Gewitter erwartet. Was heisst das für den Kanton Schwyz? Unsere Böden sind nach wie vor stark gesättigt, haben noch nicht austrocknen können. Auch die Grundwasserstände sind noch sehr hoch, vielerorts im Bereich der Geländeoberfläche. Umso wichtiger ist es, die Pegel schnell weiter abzusenken, wo immer das möglich ist. Wie viel Regen dürfte denn maximal noch fallen? Ab wie vielen Millilitern es erneut kritisch würde, kann ich nicht pauschal sagen. Jedes Gewässer bringt andere Voraussetzungen mit.

Ist der Klimawandel am Hochwasser schuld?

Indirekt. Historisch gesehen haben Siedlungen am Wasser schon immer damit gekämpft. Tatsache ist aber, dass höhere Temperaturen und dadurch mehr Feuchtigkeit in der Luft automatisch stärkere Regenfälle zur Folge haben. Seen und Fliessgewässer haben aber eine endliche Kapazität. Ist die Grenze erreicht, tritt das Wasser über die Ufer oder Dämme geben nach. Feuerwehr, Rettungskräfte, Versicherungen: Alle hatten sie viel zu tun. Inwiefern war das Schwyzer Amt für Gewässer involviert?

Trotz der angespannten Lage wurde der Führungsstab nicht einberufen. Die Feuerwehren in den Gemeinden haben die Lage im Griff. Das zeigt, dass wir aus der Vergangenheit – etwa dem grossen Hochwasser 2005 – gelernt haben. Wir sind auf gutem Kurs.

Im Westen Deutschlands haben die Unwetter ganze Dörfer einfach weggespült, den Boden aufgerissen. Urplötzlich wurden unscheinbare Flüsse zu reissenden Gewässern.

Diesen Vergleich mit Deutschland will und kann ich nicht ziehen. Natürlich, wenn ich jeweils Richtung Brunnen fahre und den Damm anschaue, male ich mir ab und zu solche Szenarien aus. Man stelle sich vor, welche Wassermassen nach Ingenbohl donnerten, bräche der Muotadamm. Aber unsere Massnahmen haben «verhebt».

«Die Feuerwehren in den Gemeinden haben die Lage im Griff.»

Christian Bommer, Vorsteher Amt für Gewässer

Christian Bommer,Vorsteher Amt für Gewässer, spricht den Feuerwehren ein grosses Lob aus.

Foto: Anja Schelbert

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