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Orgel-Feuerwerk!

Orgel-Feuerwerk! Orgel-Feuerwerk!

NACHKLANG

Drittes Einsiedler Orgelkonzert vom Dienstag, 3. August. An der Orgel: Pater Theo Flury, Kloster Einsiedeln. Werke von Max Reger, Johann Sebastian Bach und Pater Theo Flury. Reizvolle Detailbemerkung zum Beginn: Letzte Woche sagte Pater Theo an, Mirjam Wagner spielte an den Orgeln. Heute ist es genau umgekehrt.

Der Beginn mit Max Reger löst verschiedenartige Gefühle aus. Einerseits ist es der «typische Reger » mit einem Blick in die Moderne. Anderseits schimmert da immer wieder Bach durch. Grosse, hohe Räume tun sich auf, der Boden gibt Tiefe, lässt die hohen Töne schweben, fliehen durch den Barocksaal. Man bleibt im Raum stehen, sieht sich verwundert um – war da eben Bach und jetzt überdeckt Reger alles und lässt mich in einen Kokon schlüpfen. Immer wieder kann ich durch die Lyrik in der Musik herunterkommen, entschleunigen. Schön, ja meisterhaft gespielt, die Bögen des Legatospiels, die die aufeinander folgenden Töne einer Stimme ohne Unterbrechung erklingen lassen.

Reizvoll dann die kurzen Musikbeispiele bei Bach. Kam da bei Variation 1 wirklich jemand die Himmelsleiter herab – Jesus? Die Variationen 5 und 6 vermittelten einen Eindruck, wie es in der Hölle zugehen könnte. Und ich muss sagen, dass es mir da mit diesem lustvoll-temperamentvollen Geschehen noch gefallen könnte! Der anschliessende «Bach» kam frei daher wie ein junges Pferd auf einer Wiese und so gar nicht wie das gewohnte «Dressurpferd Bach». Begeisternd die bekannte Toccata und Fuge. Das war ein Feuerwerk, brillant wiedergegeben von einem Meister seines Fachs.

Die das Konzert abschliessende Hommage an die beiden Komponisten von Pater Theo brachte eine grosse Landschaft vom Barock zur Moderne zum Erblühen. Aus-/Aufbrüche, abrupt unterbrochen durch Stille, Beschaulichkeit – typisch Pater Theo eben! Welcher der beiden «Grossen», Bach oder Reger, hat sich wohl eher erkannt? Ich sehe beide mit einem Schmunzeln ob der ganzen Herrlichkeit, die da von der Mauritiusorgel herab ertönte.

Ein grosser Orgelabend wurde den zahlreichen Zuhörern geboten. Leider schon wieder der Letzte.

Paul Jud

Paul Jud schreibt in der Kolumne «Nachklang» seine Eindrücke nieder. Er tut das aus persönlicher Sicht und erhebt dabei keinen Anspruch, auch für andere Konzertbesucher sprechen zu wollen.

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