Veröffentlicht am

«Die Person sollte wissen, dass das Geld nicht auf den Bäumen wächst»

«Die Person sollte wissen, dass das  Geld nicht auf den Bäumen wächst» «Die Person sollte wissen, dass das  Geld nicht auf den Bäumen wächst»

Die FDP sieht sich in der Pflicht, den vakanten Sitz im Bezirksrat zu verteidigen. Für Präsidentin Sybille Rohner ist das kein Selbstläufer.

VICTOR KÄLIN

Nach nur einem Jahr gab Maurice Müller seinen Rücktritt aus dem Bezirksrat bekannt. Wurden Sie überrascht? Ja, der Rücktritt kam auch für mich überraschend. Es gab vorgängig keine konkreten Anzeichen. Natürlich weiss ich, dass Maurice Müller geschäftlich sehr eingespannt ist im eigenen Unternehmen. Dies kommt aber öfters vor, wenn Unternehmertum, Familie und Politik unter einen Hut zu bringen sind. Deshalb kam der Rücktritt auch für die FDP überraschend. Ist man in einem solchen Fall enttäuscht? Enttäuscht in dem Sinne, dass ich jeweils die Erwartung habe, dass gewählte Amtsträger generell mindestens eine Legislatur bewältigen. Aber leider gibt es natürlich immer Umstände, die so etwas nicht zulassen. Wie fällt Ihr Kommentar zur Demission aus?

Die FDP Einsiedeln hat längerfristig mit Maurice Müller gerechnet und steht deshalb vor der Aufgabe, innert kurzer Frist für unseren Bezirk einen geeigneten Kandidaten zu benennen. Haben Sie Verständnis für diesen Entscheid?

Leider konnte ich trotz Bemühungen noch nicht unter vier Augen mit Maurice Müller sprechen. Ich bedauere dies. Die Demission habe ich ebenfalls nur schriftlich erfahren und es fällt mir deshalb schwer, hier eine klare Ja- oder Nein-Antwort zu geben. Will die FDP den Sitz verteidigen?

Ja. Eine Findungskommission ist bereits eingesetzt worden. Wenn wir einen akzeptablen Kandidaten finden, werden wir auf jeden Fall jemanden portieren. Ob dieser Kandidat dann genehm ist, wird das Einsiedler Stimmvolk entscheiden.

Will Ihre Partei den Sitz partout verteidigen aus grundsätzlichen Überlegungen, oder können Sie sich vorstellen, bei Fehlen geeigneter Kandidaturen freiwillig zu verzichten? Als zweitstärkste Partei in Einsiedeln stehen uns rein rechnerisch sicher zwei Sitze zu und wir möchten diese verteidigen. Es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass es immer schwieriger wird, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Ein solches Amt bringt nicht nur Würde, sondern auch Pflichten und Verantwortung mit sich. Steht schon ein Kandidat, eine Kandidatin bereit? Wie erwähnt ist eine Findungskommission eingesetzt und der Prozess ist eingeleitet. Erste Diskussionen haben bereits stattgefunden.

Die FDP als Wirtschaftspartei: Ist sie besonders gefordert, einen Unternehmer, eine Unternehmerin zu portieren? Die FDP Einsiedeln ist nicht nur eine Wirtschaftspartei. Aber natürlich, wir favorisieren jemanden, der unternehmerisch denkt. In erster Linie denken wir an jemanden aus der Privatwirtschaft. Dies ist jedoch nicht in Stein gemeisselt. Für mich ist wichtig, dass die Person weiss, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst und sie haushälterisch mit den Steuergeldern von Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger umzugehen weiss. Bis wann will die FDP nominieren?

Es ist noch zu früh, über einen möglichen Nominationstermin zu sprechen. Grundsätzlich sind wir daran interessiert, möglichst bald zu nominieren, damit der Bezirk und die Parteien Gewissheit haben, dass die FDP mit einer eigenen Kandidatur den Sitz verteidigen wird. Wie schwierig ist es, eine geeignete Person zu finden auf einer Skala von 1 (leicht) bis 10 (sehr schwer)? Es ist nicht leicht. Das Amt als Bezirksrat ist einerseits anspruchsvoll und man exponiert sich als Person in der Öffentlichkeit. Das bietet Angriffsfläche und braucht auch Mut. Andererseits ist es eine Gelegenheit, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich für die Gesellschaft einzubringen. Kurz: eine 8. Roland Lutz (SVP) stand bereit, wurde aber nicht gewählt. Ist es eine Überlegung wert, einen Sitz mit der SVP vorübergehend zu tauschen? Zum Beispiel: Die FDP kandidiert am 28. November nicht, dafür Roland Lutz und er holt sich auf Kosten der FDP einen Sitz; die SVP wiederum versichert, bei der nächsten eigenen Vakanz keinen Kandidaten zu stellen und so das Feld der FDP zu überlassen. Eine nächste Vakanz kann theoretisch bereits bei den kommenden Bezirksratswahlen im Frühjahr 2022 eintreten. Eine etwas abenteuerliche und sehr taktische Idee. Man merkt, dass hier ein Schachspieler die Fragen stellt. Spass bei Seite: Nein, ein solches Vorgehen kann ich mir nicht vorstellen.

«Die eigene Komfortzone verlassen»: Sybille Rohner zu den Auswirkungen einer Bezirksratskandidatur.

Foto: Archiv EA

Share
LATEST NEWS