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Im Kanton Schwyz gibt es für Fahrende nur einen Platz

zl. Die Schweizer Fahrenden sind eine von der Schweiz offiziell anerkannte Minderheit. Viele von ihnen sind im Kanton Schwyz heimatberechtigt. Seit Jahren bemühen sie sich um zusätzliche Durchgangsplätze, doch nach wie vor reichen diese nicht aus. Kantone und Gemeinden sind gefordert, geeignete Plätze anzubieten, damit die Schweizer Fahrenden ihre traditionelle Lebensweise weiterführen können.

Im Kanton Schwyz gibt es lediglich einen kleinen Platz für Fahrende in der Gemeinde Feusisberg und die Erstellung eines weiteren Durchgangsplatzes zeichnet sich kurzfristig nicht ab. Als Folge davon sind die Fahrenden darauf angewiesen, ihre Wohnwagen vorübergehend an anderen geeigneten Standorten aufstellen zu können (sogenannte Spontanhalte). Regelmässig stellen Schwyzer Landwirte und weitere Grundeigentümer den Fahrenden Plätze für Spontanhalte zur Verfügung.

30’000 Jenische Die Gemeinschaft der Fahrenden in der Schweiz zählt heute schätzungsweise 30’000 Personen. Nicht zuletzt wegen der «Aktion Kinder der Landstrasse», die im Namen des Schutzes fahrender Kinder mehr als 600 ihren fahrenden Eltern weggenommen und zwangsweise sesshaft gemacht hatte, lebt heute eine grosse Mehrheit der Fahrenden sesshaft. Ihre Zahl kann nur geschätzt werden, da viele Jenische wegen ihrer leidvollen Erfahrung ihre Herkunft lieber verschweigen.

Trotzdem bleibt das Nomadentum nach wie vor eines der wesentlichen Elemente der kulturellen Identität der Fahrenden und ist unmittelbar mit der Ausübung ihrer Erwerbstätigkeit verbunden. Wegen der Bedeutung der fahrenden Lebensweise verwenden die Fahrenden heute wieder zunehmend den lange verpönten Begriff «Zigeuner », um die kulturelle Identität der Gruppe hervorzuheben. Heute pflegen noch rund 3000 Fahrende schweizerischer Nationalität eine nomadische Lebensweise.

Ambulante Berufe Die meisten dieser Fahrenden verbringen den Winter auf einem Standplatz in Wohnwagen, Holzchalets oder Containern. Ihre Kinder besuchen dort die Quartier- oder Dorfschule, und die Fahrenden sind dort ganzjährig behördlich registriert. Neben ihren angestammten Berufen wie Scherenschleifer, Schirmflicker, Korbflechter, Schausteller und Marktfahrer bieten sie verschiedenste Handwerksdienste an, reparieren und schleifen zum Beispiel Rasenmäher und Aktenvernichter, richten Herdplatten, restaurieren Möbel und Lampen, handeln mit Altmetall, Kleidern, Teppichen oder Antiquitäten. Die meisten Fahrenden sind selbstständig erwerbend, kennen sich oft in mehreren Bereichen aus und passen ihr Angebot laufend der Nachfrage an.

Ausländische Gruppen grösser

Während der Sommermonate sind die Fahrenden in kleinen Gruppen innerhalb der Schweiz unterwegs, halten eine bis vier Wochen auf einem Durchgangsplatz und besuchen von dort aus ihre Kunden. Während dieser Zeit bleiben die Kinder mit ihrer Schule in engem Kontakt; sie lassen sich den Unterrichtsstoff nachsenden und schicken die Aufgaben zur Korrektur an ihre Lehrkräfte zurück. Demgegenüber reisen ausländische Zigeunergruppen (meist Roma und Sinti aus Frankreich oder Italien, zunehmend auch aus dem Osten) oft in grossen Verbänden. Sie halten sich meist nur einige Tage in der Schweiz auf. Ihre Präsenz ist jedoch viel auffälliger und einzelne Gruppen von ihnen verursachen häufig grössere Probleme im Zusammenleben mit den Sesshaften.

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