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Wenn die Spieler ums Geld feilschen

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Warum der Willerzeller Michael Kälin wirklich das Handtuch als Trainer beim FC Freienbach geworfen hat

Nach der Feier die Ernüchterung: Der Willerzeller Michael Kälin ist vor kurzer Zeit bekanntlich als Trainer des FC Freienbach zurückgetreten. Und das, obwohl er mit dem Verein nach 19 Jahren wieder in die 1. Liga aufgestiegen ist. Was ist da passiert?

WOLFGANG HOLZ

Aus «persönlichen Gründen» seien Trainer Michael Kälin und sein Assistent Sandro Stähli zurückgetreten, so kommunizierte der FC Freienbach Anfang Juli offiziell die Hiobsbotschaft des Trainergespanns. Ein Trainer- Duo, dem es gelungen ist, den lang gehegten Wunsch des Vereins zu erfüllen, sprich: nach fast zwei Jahrzehnten wieder erstklassig zu sein. Doch warum bloss hat der Willerzeller Erfolgscoach wirklich so kurz nach dem Aufstieg und nur gut drei Wochen vor dem Saisonbeginn nach zwei Jahren und 30 Spielen mit dem Höfner Club plötzlich das Handtuch geworfen?

Sportchef und Trainer

Offensichtlich haben den früheren Trainer des Fanion-Teams des FC Einsiedeln vor allem zwei Dinge zunehmend belastet. Zum einen die finanziellen Begehrlichkeiten der Spieler des FC Freienbach, deren Entlöhnungsvorstellungen nach dem Aufstieg deutlich gestiegen sind. Zum anderen die Doppelfunktion Kälins als Sportchef und Trainer.

«Die Vertragsverhandlungen mit den Spielern waren sehr zermürbend, ich hing stundenlang am Telefon», beschreibt der 44-Jährige gegenüber unserer Zeitung. «Dabei hatte der Verein Zahlungen an die Spieler erst vor Kurzem, nicht zuletzt als Konsequenz aus den beiden verkürzten Corona-Spielzeiten ohne Zuschauer beträchtlich gekürzt.» Doch die Spieler haben offensichtlich wenig Einsicht gezeigt und gedroht, den Verein zu verlassen, würden ihre Wünsche nicht erfüllt. «Ich fühlte mich unter Druck gesetzt», so Kälin.

«Bodenständige Schaffer» Wie Betty Böser in ihrem «Gerüchte Küche»-Online-Blog «FC Hollywood Freienbach – eine kritische Würdigung» erklärt, habe das «angepasste Geld-Regime» des Vereins nämlich eine «leistungsorientierte Entlöhnung durch weniger fixe «Spesen» vorgesehen. Doch die Spieler setzten offenbar ihre Forderungen durch, und «nach harten Gesprächen haben Verein und die beiden liebenswerten Herren Trainer – zwei bodenständige, ruhige Schaffer» – nachgegeben. Wobei sich die neu ausgehandelten Deals mit den Stammspielern anscheinend herumgesprochen haben, und plötzlich auch Ersatzspieler auf «mehr Kohle» pochten.

«Ich wollte in dieser Situation eigentlich nicht mehr wie der CEO die Geschäfte einer kleinen Firma regeln müssen», sagt Michael Kälin gegenüber dem Einsiedler Anzeiger. Es sei leider nicht möglich gewesen, seine Funktion als Sportchef einfach zu delegieren und nur noch als Trainer zu arbeiten. Die Doppelaufgabe sei vertraglich so vereinbart gewesen. «Andererseits verspürten wir vom Trainerteam ehrlich gesagt auch keine Lust mehr, nach diesem Hickhack um die Vertragsverhandlungen uns mit den Spielern wieder aufs rein Sportliche zu konzentrieren. » Inzwischen ist beim FC Freienbach ein Sportchef mit Kompetenzen installiert worden, so Betty Böser, und mit dem Deutschen Jürgen Seeberger auch ein «harter Hund» als Trainer verpflichtet worden, der den Klassenerhalt der Höfner sichern soll. Wobei dies nicht durch eine reine Söldnertruppe geschehen soll. So etwas käme bei den Freienbacher Zuschauern nicht gut an. Böser: «Es ist also eine Gratwanderung zwischen sportlichem Erfolg und Vereinsdenken. Jedoch hört in der Ersten Liga dann halt auch mal der Spass auf, und die Halbprofessionalität beginnt ansatzweise. » Wahrlich keine einfache Aufgabe für den Verein. «Lege wohl jetzt Pause ein»

Und was macht der Erfolgstrainer Michael Kälin künftig, der ja beruflich Sportlehrer an der Stiftsschule Einsiedeln ist und eine Familie mit drei Kinder hat? «Ich lege jetzt wohl erst einmal eine Pause ein», sagt der Willerzeller, der über eine Trainer- B-Lizenz verfügt und für die 1. Liga langfristig wohl eine A-Lizenz bräuchte. «Ich könnte mir aber ohne Weiteres vorstellen, eine gute und motivierte Junioren- Mannschaft zu übernehmen. »

Gefeierter Meistertrainer des FC Freienbach, dann zurückgetreten: Michael Kälin. Foto: Wolfgang Holz

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