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Freiwilligkeit statt weiterer Regeln

Frau Landammann Steimen-Rickenbacher hält einen indirekten oder direkten Impfzwang für problematisch.

FLURINA VALSECCHI

Die Corona-Fallzahlen steigen – wenn auch nach wie vor auf einem sehr tiefen Niveau – wieder an. Das bringt jene auf den Plan, die eine mögliche vierte Welle verhindern möchten, indem sich mehr Menschen impfen lassen.

Dazu sollte der Einsatz des Covid-Zertifikats ausgeweitet werden, etwa auf Besuche in Restaurants oder im Kino, so haben es am Wochenende verschiedene Politiker auf nationaler Bühne gefordert. Tests sollten künftig kostenpflichtig werden, damit der Anreiz zum Impfen gesteigert werden kann. Auch beim Pflegepersonal gibt es weiterführende Forderungen. So sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich künftig zum Beispiel mit einem Sticker zu erkennen geben, ob sie geimpft sind oder nicht.

«Sich impfen zu lassen, ist eine private Entscheidung» Dazu sagt Frau Landammann Petra Steimen-Rickenbacher: «Die Einführung eines indirekten oder direkten Impfzwangs erachte ich als problematisch.» Die Gesundheitsvorsteherin sagt zwar: «Nur eine möglichst hohe Durchimpfung der Bevölkerung hilft uns aus der Krise und zurück zu einem normalen Leben.» Sie betont aber gleichzeitig: «Es muss gelingen, der noch nicht geimpften Bevölkerung die Angst zu nehmen und die noch Unentschlossenen von der Wichtigkeit der Impfung zu überzeugen.» Die Direktorin des Spitals Schwyz, Franziska Föllmi, sagt: «Als Spital begrüssen wir es, wenn möglichst viele Mitarbeitende sich optimal vor einer Übertragung und Infektion mit Sars-Cov-2 schützen.» Die Impfung sei bekanntermassen ein guter Weg dazu.

Und sie betont weiter: «Die Durchimpfung im Spital liegt deutlich über dem Durchschnitt der regionalen Bevölkerung.» Da sich aber nicht alle Mitarbeitenden im Kanton Schwyz und im Spital Schwyz impfen lassen würden, sei die Impfquote nicht exakt ausweisbar. Mitarbeitende würden sich auch jetzt noch impfen lassen.

«Sich impfen zu lassen, das ist eine private Entscheidung», stellt Föllmi klar. Das Schutzkonzept des Spitals diene dem Schutz aller Patienten und Mitarbeitenden. Es sehe vor, dass sich alle Personen weiterhin durch das ständige Tragen von Masken schützten.

Rund vierzig Prozent der Schwyzer sind doppelt geimpft

Nach wie vor bildet Schwyz im nationalen Impfvergleich zusammen mit den Kantonen Obwalden und Appenzell Innerrhoden das Schlusslicht. Im Kanton haben sich laut den Zahlen des Bundesamts für Gesundheit 46 Prozent der Bevölkerung ein erstes Mal impfen lassen. Vierzig Prozent sind vollständig geimpft. Zum Vergleich: Der nationale Schnitt bei den mindestens einmal geimpften Personen liegt bei 52 Prozent.

Wie sich die Impfrate heruntergebrochen auf Gemeinden oder Bezirke präsentiert, kann im Moment nicht aufgeschlüsselt werden. Dies, weil den Behörden die Impfdaten nur in anonymisierter Form und ohne Postleitzahlen vorliegen.

Müssen Gäste künftig für den Besuch im Restaurant ihr Covid-Zertifikat zücken? Diese Idee, die Gesundheitspolitiker am Wochenende äusserten, beschäftigt auch die Schwyzer Wirte.

Bei der Zertifikatspflicht sind die Wirte skeptisch Interessant: Mehrere angefragte Gastronomen wollten offiziell keine Stellung nehmen. Manche Gäste würden sich eine solche Regelung wünschen, für andere sei die Idee ein totaler Affront. Man will sich deshalb am umstrittenen Thema nicht die Hände verbrennen.

«Mit dieser Forderung sind wir dann wirklich auf dem Weg zu einer Zweiklassengesellschaft», sagt denn auch Marco Heinzer, Präsident von Gastro Schwyz: «Gerade in ländlichen Regionen wie dem Kanton Schwyz, in dem viele Leute auch kritisch gegenüber der Impfung eingestellt sind, kommt so eine Idee sicher nicht so gut an.» Auch stellt sich Heinzer die Frage, wie eine solche Kontrolle umzusetzen wäre. «Das wäre sicher sehr aufwendig, besonders für kleinere Betriebe, Bars oder Cafés mit vielen Einzelgästen.» Heinzer selber betreibt den Landgasthof Seeblick in Gross. Speiserestaurants hätten den Vorteil, dass mit der Reservierung auch gleich die Kontaktdaten der Gäste aufgenommen würden: Das mache das Contact- Tracing sehr viel einfacher.

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