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Auf den Tag genau vor 37 Jahren …

Auf den Tag genau vor 37 Jahren … Auf den Tag genau vor 37 Jahren …

Der 25. Juli hat es in sich: 1984 kam es am selben Tag zur bisher grössten Überschwemmung in unserer Region.

VICTOR KÄLIN

Der Sturm vorgestern Sonntag liess Erinnerungen wach werden an den 25. Juli 1984. Damals dauerten die Niederschläge allerdings länger; und sie waren deshalb deutlich intensiver als vor zwei Tagen. Was dann passierte, schilderte der Einsiedler Anzeiger ausführlich in Wort und Bild.

«Am späteren Nachmittag des 25. Juli bis gegen Mitternacht ging im Mythengebiet das grösste Unwetter seit Menschengedenken nieder», schrieb Redaktor Klaus Korner in unserer Zeitung. «Gesamthaft fielen im Alpthal 126 Millimeter in einer Nacht. Dazu kamen 54 Millimeter in Einsiedeln. Um 21.30 Uhr wurden 40 Mann der Feuerwehr alarmiert, weil die Alp bedrohlich stieg. Ein erster Hilferuf kam aus Trachslau. Eine Frau konnte nur noch per Helikopter evakuiert werden. Dann überstürzten sich auch in Einsiedeln die Ereignisse. Die Alp verliess ihr Bett in der Rüti und suchte sich metertief einen Weg durch die Kornhausstrasse. Auch unterhalb der Josefsbrücke strömte das Wasser über die Wiese und drang in Keller oder Wohnungen zwischen Fabrik- und Grotzenmühlestrasse ein. Durch die Zürichstrasse floss ein zweiter Arm der Alp. Einsiedeln war von aussen nicht mehr erreichbar. Am Morgen danach zeigte sich ein Bild der Verwüstung.» Das schwere Gewitter verursachte auch in Alpthal und im Ybrig schwere Schäden. In Unteriberg traten die Minster, der Nidlaubach und der Schmalzgrubenbach über ihre Ufer. Die Minster riss zwei Brücken der Langlaufspur weg; der Strom fiel für zwei Stunden aus und im Karrenboden gingen Erdschlipfe nieder.

Am meisten litt jedoch Alpthal. Der damalige Gemeinderat Paul Schelbert konnte vom Kapellried aus alleine 15 Schlipfe zählen. Beim Eigen hatte die Alp grosse Teile des Ufers mehrere Meter tief weggerissen. Richtung Brunni floss die Alp auf der Strasse; meterhoch lag der Schutt. Einige Bauern mussten ihr Vieh mitten in der Nacht in Sicherheit bringen. So standen die Kälber im Frifang bis zum Kopf im Wasser, als sie gerettet wurden.

In den folgenden Tagen und Wochen standen die Feuerwehr, Freiwillige, viele lokale Vereine, hiesige und auswärtige Schüler, der Zivilschutz und letztlich gar die Armee im Einsatz. Alleine für die Wiederinstandstellung der Alp waren 15 Millionen Franken nötig. Die gesamte Schadenssumme war mehr als doppelt so hoch. Trotz immenser Schäden gab es keine Toten oder ernsthaft Verletzten zu beklagen.

Die Alp verliess ihr Bett und suchte sich überall ihren Weg – wie hier im oberen Teil der Zürichstrasse. Fotos: Archiv EA / Franz Kälin

Arg in Mitleidenschaft gezogen wurde auch eine Liegenschaft in Trachslau. Der damals unvollendete Anbau und die Brücke über die Alp wurden weggerissen.

Welche Kräfte die Fluten damals freimachten und auch nicht an neuen Brücken Halt machten, zeigt dieses Bild im Eigen in Trachslau.

Die zahlreichen Erdschlipfe zwischen Alpthal und Brunni stellten die Landwirte vor fast unlösbare Probleme.

«Ein erster Hilferuf kam aus Trachslau. Eine Frau konnte nur noch per Helikopter evakuiert werden.»

Einsiedler Anzeiger, 25. Juli 1984

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