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Kompetenzenwahn in Berufsbildungsreform

LESERBRIEFE

Der «Kompetenzenwahn» in der KV-Reform 23 muss gestoppt werden, denn dies ist eine Zumutung für eine seriöse und echte (Aus-)Bildung. So wird die schulische Ausbildung marginalisiert und Anschlussmöglichkeiten an weiterbildenden Schulen völlig verbaut.

Mit der geplanten Fächerauflösung wird der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Die dadurch fehlenden, vernetzten Wissensgrundlagen werden mit der Zeit auch das Denken und den normalen Menschenverstand beeinträchtigen. Mit den unzähligen Handlungskompetenzen (=Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenzen) und verdünntem («entlastendem») Wissen die Berufslehre neu gestalten zu wollen, bringt eine Verschlechterung, denn nur mit fundiertem Fächerwissen verwobene Kompetenzen ermöglichen einen souveränen Berufsalltag.

Dass sogenannte «Experten» ohne langanhaltende, stufengerechte Fronterfahrung und fehlender, langjähriger Auseinandersetzung mit einer praxisnahen Lernpädagogik eine solche Reform in Gang setzen können, ist irreal. Der weitgehende Ausschluss einer Mitarbeit von erfahrenen Lehrpersonen ab Beginn des Reformprozesses ist eine Arroganz der Macht von selbst und politisch ernannten Eliten. Die Opposition aus der Lehrerund Rektorenschaft gegen die realitätsfremde Bildungsreform wird von den Verantwortlichen despektierlich als anmassend, schlechtinformiert, überfordert und als Déjà-vu-Reaktionen, wie bei den letzten Reformen, abgetan. Dies sagt schon genug.

Fazit: Eine auf «Situativwissen » aufgebaute Reform bringt ein unseriöses «Flatterwissen» mit einer Nivellierung nach unten. Die Befürworter aus einer gewissen Intellektuellenschicht können aber damit ihre Deutungshoheit und Macht zementieren, um auf Kosten junger Menschen eine abgehobene und praxisfremde Lern- und Fächerpädagogik für die zukünftige Berufsausbildung zu installieren. Scheinbar braucht die Zukunft weniger selbstdenkende Menschen nach dem Motto: Wer wenig weiss, kann nichts mehr beurteilen.

Bruno Bettoli (Gross)

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