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Josef Kälin-Beeler

Josef Kälin-Beeler Josef Kälin-Beeler

NEKROLOGE

Am 10. Januar 1943 begann dein Leben im Heimet «Glarnern » in Trachslau, an einem idyllischen Ort am Waldrand. Deine Eltern Benedikt und Emma Kälin- Bisig freuten sich, als du als sechstes von insgesamt acht Kindern geboren wurdest. Deine einfache Kindheit prägte dich fürs Leben. Die obligatorische Schule besuchtest du in Trachslau. Schon schnell erfuhrst du den Ernst des Lebens. Nach der Schule gab es, wie zu dieser Zeit üblich, keine freie Zeit. Du musstest anpacken, Holz im Wald rüsten und holen. Als Bauarbeiter in Zürich verdientest du deinen ersten Lohn. Später bist du zur Buchdruckerei Benziger gekommen. Deinen Übernamen «Juchsi » bekamst du von deiner morgendlichen Velofahrt an den Arbeitsplatz, wo du immer «gejuchzed » hast. Im Jahr 1966 verstarb dein Vater, wodurch du noch mehr «chrampfen» musstest. Später bist du mit deiner Mutter und den Brüdern, Noldi und Paul, ins Dorf gezogen. Viel zu früh verstarb deine geliebte Mutter im Jahr 1972, die dir sehr viel bedeutete.

Im gleichen Jahr hast du zur Hemair gewechselt, wo eine Arbeitsstelle als Lastwagenchauffeur frei war. Die Hemair stellte einen Car zur Verfügung, mit dem du die Mitarbeitenden von Einsiedeln und Umgebung am Morgen abgeholt und am Abend wieder zurückgebracht hast. Bereits morgens sorgtest du mit deiner fröhlichen Art für gute Laune. Der Hemair warst du 25 Jahre ein treuer Mitarbeiter. Im Anschluss folgten weitere, diverse Anstellungen als Lastwagenchauffeur.

Gerne warst du unterwegs und kanntest Land und Leute. So auch die «Sonne» in der Altmatt, wo du deine zukünftige Frau Anni kennenlerntest. Im Mai 1977 gabst du ihr das Ja-Wort in der Kirche Alosen. Aus dieser Ehe entstanden deine drei Kinder Christian, Barbara und Andrea. Viele schöne Episoden durften sie mit dir erleben. Zum Beispiel Rapidfahren im Sihlwald, wo es einmal ziemlich «bränzlig» wurde. Oder eine Fahrt mit Noldis Töff, bei der Barbaras Helm während der Fahrt in ein Tobel flog, weil die Helmschnalle nicht zu war. Dädi meinte nur: «säg dä nüüd am Mami.» Du warst ein «cooler» Fahrlehrer, der nach drei Fahrstunden bereits über den Pragelpass lotste. Deine Strafen fielen milde aus, du hast uns immer wohlwollend begleitet und unterstützt.

Die Liebe zur Musik war dir angeboren, nahmst du doch «hinderux» das Örgeli vom Vater und übtest fleissig. Deine Tänzli hast du dir alle selber beigebracht. Als Alleinunterhalter mit deiner Handorgel warst du viele Wochenenden an Festen unterwegs. Auch spontane Einsätze waren nicht selten. Du konntest die Feste feiern wie sie fielen. Es war nie ein Muss, du hast ganz einfach gerne Musik gemacht und die Leute unterhalten. Als Stimmungskanone konntest du dein Publikum begeistern. Du warst beliebt bei Jung und Alt. Legendär bleiben deine Auftritte mit «7000 Rinder» oder «auf meiner Ranch bin ich König».

In der Schwyzerbrugg konntest du einen Bauplatz erwerben, wo wir 1980 mit der Familie ins Eigenheim einzogen. Über vierzig Jahre sorgtest du für ein warmes Zuhause mit dem selbst gerüsteten Brennholz. Das Holz war ein grosses Hobby. Du warst Holzer mit Leib und Seele. Tausende von Pfählen hast du mit deinen Händen geschält. Deine Pfähle und Bänkli waren weit über die Kantonsgrenze bekannt. Der Wald war dein Rückzugsort, dort fühltest du dich zu Hause. Auch die Pilze kanntest du alle mit Namen und in der Saison freuten wir uns jeweils über ein feines Pilzragout. Der Einachser «Rapid Spezial» war dir ein treuer Begleiter, wie auch dein Kollege, Edi Gwerder, der dir die letzten Jahre beim Holzen zur Seite stand. Auf ihn war stets Verlass. Das Holzen begleitete dich bis zu deinem letzten Tag.

Auch in der Küche konntest du dich verweilen. Du verwöhntest uns mit gut bürgerlichen Gerichten und Leckereien. Lafer, Lichter, Lecker gehörte zu deinem Pflichtprogramm. Allgemein diente der Fernseher als willkommene Abwechslung. Westernfilme waren deine Leidenschaft. Du kanntest sie alle. Vor zehn Jahren erlittest du einen Hirnschlag, wodurch dein Gehör stark beeinträchtigt wurde. Du erholtest dich schnell und fandest den Weg zurück in den Alltag. Deine beiden Grosskinder Ramon und Jonas bescherten dir kurzweilige und lebhafte Stunden. Bestimmt wirst du sie nun vom Himmel aus aufwachsen sehen.

Am Morgen des 10. Juni 2021 hörte dein Herz, in deinem geliebten Wald, unverhofft auf zu schlagen.

Liäbä Dädi, wir danken dir für die schönen Jahre, die wir mit dir verbringen durften. Kein Abschied fällt so schwer, wie der für die Ewigkeit. Du fehlst uns.

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