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SILO Einsiedeln

SILO Einsiedeln SILO Einsiedeln

spannungsreiche Architektur für das Klosterdorf

Das Architekturbüro WPP Architektur Raum Umwelt AG hat ein altes Sägemehlsilo in Einsiedeln in einen 30 Meter hohen Turm mit einer vielfältigen gastronomischen Nutzung transformiert. Entstanden ist ein spannungsvoller Ort, der Neu und Alt vereint und als architektonische Landmarke weit über das Klosterdorf hinausstrahlt.

Am Ortsrand von Einsiedeln ist in den vergangenen zwei Jahren ein neues, weitherum sichtbares Gebäude entstanden, das die Silhouette des Dorfes künftig mitprägen wird. In der Industriezone Kobiboden hat das ortsansässige Architekturbüro WPP Architektur Raum Umwelt AG ein altes Sägemehlsilo in einen markanten Turm transformiert, der ein vielfältiges gastronomisches Angebot beherbergt und Aussicht auf Kloster, Dorf und Hochtal gewährt. Der 30 Meter hohe Baukörper trägt den Namen «SILO» und wurde von der Firma Leuthold Mechanik AG (HLM) realisiert. Vor der Übernahme durch HLM gehörte das Areal einer Möbelmanufaktur und das Silo diente als Lager für die Holzspäne. Da HLM keine betriebliche Verwendung für den Bau hatte, stellte sich die Frage nach einer neuen Nutzung. Das WPP Team entwickelte zusammen mit dem Eigentümer der HLM die Idee, das gesamte Silo in einen für Einsiedeln einmaligen gastronomischen Hotspot zu verwandeln.

Komplexität und Widerspruch Von Weitem zieht das neue Gebäude im Klosterdorf insbesondere durch seine Höhe die Aufmerksamkeit auf sich. Aus der Nähe betrachtet, überrascht das Volumen mit einer Reihe an detailreichen gestalterischen Elementen. «Komplexität und Widerspruch» diente dem Architektenteam als Leitmotiv beim Entwurf. Rundungen und eckige Formen stehen sich gegenüber, ebenso Nischen und Auskragungen. Auch das Spiel mit Symmetrien und Asymmetrien begegnet dem Betrachter immer wieder. So nimmt man je nach Blickwinkel etwa die Stützen der ins Foyer führenden Metallbrücke als komplett willkürlich angeordnet wahr oder als Symmetrie. Auch bei der Materialisierung finden sich an verschiedenen Orten Gegensatzpaare, die für spannungsvolle Wechselwirkungen sorgen. So

Die WPP Architektur Raum Umwelt AG hat gemeinsam mit der Bauherrin HLM AG ein ehemaliges Sägemehlsilo in einen gastronomischen und architektonischen Leuchtturm transformiert.

Fotos: Jean- Luc Grossmann, photopulse. ch

Ein scheinbar schwebender Stahlbau mit Auskragungen bis 15 Meter beherbergt das Panoramarestaurant, das den Gästen eine 360- Grad- Rundsicht über Einsiedeln und auf die umliegende Bergwelt der Voralpen bietet.

setzt das Architektenteam Kontrapunkte, indem es rohe Materialien wie Sichtbeton auf aufwendig veredelte Oberflächen treffen lässt.

Schwebende Plattform mit Weitblick

Das alte Betonsilo hat WPP in vier Geschosse gegliedert und in seiner Mitte einen runden Erschliessungskern mit Lift platziert, um den sich die Treppe legt. Mit der auch aussen sichtbar gemachten Integration des runden Elements in den ursprünglich kubischen Bau spielt die Architektur gekonnt mit den Assoziationen der Betrachtenden, die bei einem Silo unweigerlich an einen runden Bau denken. Blickfang des Turms ist das runde Panoramarestaurant. Wie ein Adlerhorst thront es über dem Silo und bietet den Gästen eine 360-Grad-Rundsicht über Einsiedeln und auf die umliegende Bergwelt der Voralpen. Dazu wurde ein Stahlbau auf das Silo aufgesetzt, der bis zu 15 Meter auskragend frei über dem Gebäudekomplex zu schweben scheint. Damit die Aussicht durch nichts eingeschränkt wird, ist der Rundbau mit raumhohen Fenstern ausgestattet. Der Innenausbau des Panoramarestaurants nimmt die runde äussere Form auf und setzt sie fort. Geschwungene Linien bei der Bar, der Showküche und den Deckenpanelen schaffen harmonische Verläufe. Helles Holz gibt hier den Ton an und verbindet sich mit dem Weiss des Stucco Veneziano, der die Oberflächen im Bereich der Showküche und der Bar ziert. Um optimale akustische Verhältnisse zu schaffen, übernehmen die Wände in Form von filigranen gewellten Holzelementen auch akustische Funktionen. Ebenso sind die Deckenpaneele als Akustikelemente ausgeführt, in welche die Beleuchtung integriert ist. Mit dieser umsichtigen Ausstattung wurde ein hochwertiges und komfortables Interieur geschaffen, in dem man gerne verweilt. Direkt unter der Auskragung des Panoramarestaurants befindet sich eine grosszügige Terrasse, die das Dach des ursprünglichen Silos markiert.

Individuell gestaltete Interieurs

Jeder der drei Gastrobetriebe zeigt sich mit einem individuellen Ambiente. Das dritte Obergeschoss des umgenutzten Industriebaus beherbergt eine Lounge, die auch für Hochzeiten, Firmenevents und sonstige Anlässe flexibel genutzt werden kann. Sie ist in dunklen Tönen gehalten und lässt sich je nach Bedarf in drei Räume inklusive Smoker Lounge unterteilen. Die darunter angelegte zentrale Küche beliefert die Gastrobetriebe mit Speisen. Für À-la-Minute-Zubereitungen steht in den einzelnen Restaurants die dafür nötige Infrastruktur

bereit.

Wer das Gebäude vom Parkplatz her betritt, gelangt über eine Metallbrücke in das vielseitig nutzbare Foyer im ersten Obergeschoss. Dieses bildet den zentralen Eingang und bietet auch Raum für Ausstellungen. Im darunterliegenden Erdgeschoss entstand eine Betriebskantine für die Mitarbeitenden von HLM sowie umliegender Betriebe. Eine ökologische Lösung konnte für die Energieversorgung gefunden werden. So wird das gesamte Silo durch Rückgewinnung von Abwärme aus der HLM-Produktion versorgt. Die dazu benötigte Gebäudetechnik ist auf dem Dach der Anlieferungshalle untergebracht.

Mit dem Bau des Gastro-Silos haben Bauherrschaft und Architekten in enger Zusammenarbeit einen spannungsvollen Ort geschaffen, der in seiner architektonischen Gestaltung sowohl der industriellen Vergangenheit des Gebäudes als auch den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht wird.

Blickfang des Turms ist das runde Panoramarestaurant

Foyer

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