Ein Wort in Gottes Ohr
KOMMENTAR
Die Zwangsmissionierung der katholischen Kirche in Nordamerika wirft hohe Wellen. Auch im Klosterdorf: Schliesslich steht das Tochterkloster des Klosters Einsiedeln, St. Meinrad in Indiana (USA) im Fokus. Erster Abt dieses Klosters war der Einsiedler Martin Marty: Nach seiner Zeit als Abt wurde Marty Bischof in Dakota und war dort führend bei der Missionierung des Volkes der Sioux. Damit hat die Kirche geholfen, die indigene Kultur zu zerstören. Diese historische Schuld muss die Kirche anerkennen.
In der Hitze des Gefechts hat Urban Federer,Abt im Kloster Einsiedeln, gesagt, die Aufarbeitung der Geschehnisse müsse vor Ort in Kanada und in den USA erfolgen, nicht in Einsiedeln: Im Archiv des Klosters werde man kaum etwas dazu finden. Damit hat Abt Urban noch Öl ins Feuer gegossen: Die Abweisung eines Schuldeingeständnisses hat die Empörung noch verstärkt.
Die Indigenen würden zu Recht auf eine Entschuldigung durch die katholische Kirche hoffen, sagt der Abt unterdessen: «Vielleicht finde ich Wege beizutragen, dass dies auch wirklich geschieht.» Alle irgendwie mit dieser leidvollen Geschichte Verbundenen müssten zu ihrer Verantwortung stehen, ihren Beitrag zur Aufarbeitung leisten.Auch das Kloster Einsiedeln – selbst wenn es nur indirekt damit in Verbindung gestanden sei.
MAGNUS LEIBUNDGUT