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Christian Kälin Parteipräsident SVP

Christian Kälin  Parteipräsident SVP Christian Kälin  Parteipräsident SVP

Die SVP musste lediglich den arithmetisch ihr zustehenden Sitz verteidigen. Und brachte erst noch Roland Lutz. Haben Sie gedacht, dass da etwas schiefgehen könnte? Unser Ansatz war und ist es, den Wählerinnen und Wählern eine politisch erfahrene Person vorzuschlagen, welche dazu beiträgt, den Bezirk Einsiedeln in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Eine Ersatzwahl ist nie ein Selbstläufer, dies konnten wir auch in der Vergangenheit erleben, es herrschen andere Gesetze und öffnet mehr opportunistische Chancen, als dies bei einer Gesamt- oder Teilerneuerungswahl der Fall ist. Was war der erste Gedanke, als das Resultat bekannt war? Ich bedaure es in erster Linie für den Bezirk Einsiedeln, insbesondere für die Einsiedler Unternehmer, welche im Rat nun nicht mehr vertreten sind. Der Bezirksrat hat nun vier politisch eher unerfahrene Personen im Amt, dies ist eine ungünstige Konstellation und wir werden sehen, welche Konsequenzen dies für Einsiedeln mit sich bringt. Auch bedaure ich es ausserordentlich für unseren Kantonsrat Roland Lutz, der sich bereit erklärt hatte, noch mehr für Einsiedeln zu tun und nun nicht dafür belohnt wurde. Wie erklären Sie sich den Umstand, dass die Newcomerin Leta Bolli elf Prozent mehr Stimmen holt als Ihr weitherum bekannter Kandidat? Frau, unbekannt, Teil einer Partei mit wenig Angriffsfläche und durchaus sympathisch. Im Gegensatz dazu stand ein im Kan- ton etablierter SVP-Politiker mit klaren Zielen und Forderungen. Letztendlich hat das Volk entschieden und dies gilt es zu respektieren.

FDP und CVP unterstützten den Kandidaten der SVP. Warum war das keine sichere Bank? Beide Parteien haben unsern Kandidaten unterstützt. Nur haben es die bürgerlichen Kräfte verpasst, auch zu wählen – oder bürgerlich zu wählen. Das ist auch eine Entscheidung. Was machte die GLP besser als die SVP? Vorab mal Gratulation an Letta Bolli zur Wahl. Die GLP hat den Umstand genützt, dass wir alleine in eine Ersatzwahl steigen mussten. Die GLP hat auch wenig zu verlieren. Es ist eine merkwürdige und unsichere Zeit, eine Zeit der Kompromisse, wie es mir scheint. Die GLP mag aktuell diesen Zeitgeist vertreten, wo viele nicht mehr wissen, wie die Wirtschaft funktioniert, woher dass das Geld kommt und wie wir unseren hochstehenden Staat finanzieren. Transparenz und Gradlinigkeit sind Tugenden, welche wir aus meiner Sicht wieder höher gewichten sollten, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen beziehungsweise dieses nicht zu hemmen. Von der SVP, von Roland Lutz, hätte man genau dies bekommen. Roland Lutz sprach davon, dass am Wahlsonntag im Bezirksrat «die bürgerliche Mehrheit verloren » ging. Sehen Sie das auch so?

Das ist ganz klar so.

Gehört die CVP Einsiedeln, welche notabene erst gar nicht abwarten wollte, wer noch alles kandidiert, sondern als erste Partei Roland Lutz unterstützte, Ihrer Meinung nach nicht zu den bürgerlichen Parteien? Die CVP hat wohl noch einzelne bürgerliche Köpfe, doch die Partei als solche ist schon lange nicht mehr bürgerlich, sondern orientiert sich nach links. Zugute halte ich ihr, dass die Partei vordergründig Roland Lutz unterstützt hat, und dabei unsere Ansicht mitvertreten hat, dass der Bezirksrat eine politisch erfahrene Person braucht. Doch die Basis der CVP sieht das anders und hat offensichtlich der GLP den Vorrang gegeben. Wirkte sich der nicht eben stilvolle Abgang Ihres Bezirksrates Christoph Bingisser negativ auf die Partei aus? Könnte das bei den Nicht-SVP-Wählern eine Rolle gespielt haben? Nein, Christoph Bingisser ist und bleibt ein geschätztes Mitglied der SVP Einsiedeln.

Ist es eine Frauenwahl?

Ja sicher auch, das konnte schon aus den im Vorfeld der Wahl eingereichten Leserbriefe entnommen werden. Ich bin allerdings der Meinung, dass die best qualifizierteste Person (ob Mann oder Frau, Jung oder Alt …) für ein derart wichtiges Amt wie den Bezirksrat gewählt werden sollte. Ist es eine Nicht-Lutz-Wahl?

Nein. Roland Lutz hat sicher Angriffsflächen, aber man weiss, was man von ihm bekommt. Er ist ein fleissiger, intelligenter Unternehmer und kritischer Denker, welcher stets in seinen Ämtern, wie auch jetzt als Kantonsrat oder im Erziehungsrat, sehr viel für Einsiedeln und den Kanton Schwyz getan hat.

Ist es eine Sensation?

Nein – wie gesagt, eine Ersatzwahl unterliegt anderen Gesetzen.

Und was ich sonst noch sagen wollte … Die SVP Bezirk Einsiedeln wird eine andere Rolle einnehmen und wieder ganz klar in die Opposition gehen müssen, um die bürgerlichen Anliegen durchzubringen. Denn im Moment führt die Verwaltung die einzelnen Bezirksräte – und nicht umgekehrt.

Es werden nur ungern Entscheidungen gefällt und man versteckt sich hinter Gesetzen, Verordnungen und aufwendigen Gutachten, um sich ja nicht zu exponieren. In Einsiedeln gibt es private Initianten und Investoren, welche die Wirtschaft weiterbringen wollen, sich für Sport und Freizeit stark machen möchten. Der Bezirksrat steht in der Pflicht, wieder klar Farbe zu bekennen.

Interview: Victor Kälin

Christian Kälin

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