Alle Kräfte an Bord
KOMMENTAR
Man kann das Ergebnis des Einsiedler Wahlsonntags nüchtern analysieren und darauf verweisen, dass Ersatzwahlen für Überraschungen eher gut sind als gewöhnliche Erneuerungswahlen. Leta Bolli wäre dann lediglich die Bestätigung dieser These – sozusagen courant normal.
Wer will, entdeckt im Sieg der GLP-Kandidatin aber auch etwas ganz anderes. Man hört den Ruf nach Veränderung, nach einem Aufbrechen von Strukturen und Krusten, nach einem Ja statt einem Nein; man hört den Ruf nach mehr Frauen und neuen Parteien.
Einsiedeln lieferte ein bemerkenswertes Resultat. Das Wahlverhalten orientierte sich nicht an gängigen Mustern, sondern liess aus einem Mix von vielen kleinen Vorzügen einen für die GLP grossen Sieg entstehen.
So verschieden die beiden Kandidaten auch sind, fundamental wird sich die Politik des Bezirksrats deswegen nicht ändern. Da soll man sich als Wähler keinen Illusionen hingeben. Der finanzielle Spielraum orientiert sich nicht an der Zusammensetzung des Rates. Realisten sind gefragt; das Machbare bleibt die Richtschnur. Der Gestaltungsspielraum ist unverändert eng und erfordert gerade deswegen mehr denn je das Einbinden aller Kräfte. Was das Einsiedler Stimmvolk offensichtlich auch so sieht.
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VICTOR KÄLIN