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Mit viel Kraft und Seele

Mit viel Kraft und Seele Mit viel Kraft und Seele

Der Willerzeller Kevin Steinauer entstammt einer traditionellen Schwingerfamilie

Der Willerzeller Nachwuchsschwinger Kevin Steinauer war in jüngster Zeit recht erfolgreich. Der 17-Jährige ist auf dem besten Weg, ein guter Kranzschwinger zu werden. Sein grosses Vorbild ist sein Onkel.

WOLFGANG HOLZ

Mit einem Teddybären als Sparringspartner fing es an. Denn schon früh wollte der kleine Kevin schwingen. Bereits im Alter von fünf Jahren ist er in die Hosen gestiegen. «Doch das war eigentlich zu früh, denn erst mit sieben, acht Jahren darf man schwingen und ins Training gehen », blickt der heute 17-jährige Nachwuchsschwinger zurück in seine Kindheit. Deshalb sei er kurzfristig auf Hockey umgestiegen. Seine Leidenschaft war und ist bis heute jedoch das Schwingen geblieben. Kein Wunder.

Auf Erfolgswelle

Denn der Willerzeller Bauernsohn hat in letzter Zeit auffallend viele Erfolge gefeiert. Beim Nachwuchsschwingfest ISV in Melchtal wurde er Erster und nimmt nun beim Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag Ende August im bernischen Schwarzenburg teil. In Weggis beim Schwyzer Kantonalen Jungschwingertag siegte der 1,87 Meter grosse und 92 Kilo schwere Schwinger ebenfalls. Und beim Innerschweizer Nachwuchsschwingertag in Baar musste er sich lediglich im Schlussgang geschlagen geben und wurde Zweiter. In Einsiedeln ebenso wie im Kanton gilt er gemäss Experten in seinem Jahrgang als der Beste, und auch im Innerschweizer Teilverband gehört der 17-Jährige zu den fünf Besten seiner Altersklasse.

Im Winter viel trainiert

«Ich habe im Winter viel trainiert, und wenn sich der Erfolg einstellt, motiviert es einen noch mehr, an Wettkämpfen teilzunehmen », sagt Kevin Steinauer bescheiden. Wobei der Willerzeller, der gerade im ersten Jahr bei der Gemeinde Wollerau im Werkhof eine Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt macht, ja einer Schwinger-Modellfamilie entstammt. Schwingen ist sozusagen Familientradition.

Die ganze Familie schwingt

Vater und Landwirt Marcel Steinauer hat früher aktiv geschwungen. Ebenso schwingen Kevins jüngere drei Brüder Samuel (14), Silvan (11) und Jonas (10). «Manchmal schwingen wir auch zum Spass in der Familie », erzählt der für den Schwingklub Einsiedeln startende Sportler. Und das ist noch nicht alles. Sein Onkel Adrian Steinauer, der jüngst beim Innerschweizer Schwingfest seinen 30. Kranz holte, ist sein grosses Vorbild. «Er hat bereits fünf Bergkränze errungen», sagt der Neffe mit Stolz und Bewunderung in seiner Stimme. Er selbst kann über mangelnde Auszeichnungen nicht klagen. Rund 60 Zweige hat er schon gewonnen – die alle in einer Glasvitrine bei ihm zu Hause hängen.

Apropos Zuhause. Das Leben auf dem Land in Willerzell behagt Kevin Steinauer sehr. «Ich denke, auf dem Land lebt man viel freier und man hat mehr Platz, um mal allein sein zu können. Ich helfe auch gerne meinem Vater in der Landwirtschaft», bekennt der jugendliche Sportler – dessen körperliche Kraft eine ganz natürliche Ausstrahlung hat. Sein Vater betreibe Kälberaufzucht. Die rund 45 Tiere seien derzeit auf einer Alp in der Nähe von Davos. Das frühe Aufstehen ist er gewohnt, und deshalb bereitet es ihm auch keine Probleme, wenn er jeden Morgen mit seinem Honda-Töff zur Arbeit nach Wollerau fährt. Sommers wie winters.

«Alle Muskeln sind gefordert»

«Beim Schwingen ist fast jeder Muskel gefordert», beschreibt Kevin Steinauer die physische Belastung in seinem Sport. Was seine Schwingtechnik angeht, beherrsche er inzwischen zwei Schwünge perfekt: Den Kurzzug und den Wyberhaken. «Ich versuche immer, den Mittelweg zwischen Kraft und Technik zu gehen.» Insgesamt habe er rund zehn bis elf Schwünge im Repertoire, die er im Kampf anwenden könne. «Oft ist aber Geduld und Abwarten gefragt», versichert der junge Schwinger. Sein Ziel ist es, seinem Onkel nachzueifern. «Ich möchte auch einmal ein guter Kranzschwinger werden.» Das Zeug dazu hat er. Viele Teigwaren und Fleisch

Damit ihm auf dem Weg dorthin nicht die Kraft ausgeht, ernährt sich der ruhig und zurückhaltend wirkende Schwinger schon sehr bewusst. «Unter der Woche esse ich viel Teigwaren und Fleisch», verrät er. Hamburger und Pommes frites mag er besonders gern. Während des Wettkampfs nimmt er lieber leichte Kost und Obst zu sich: «Bananen, Äpfel, Riegel.» Er trinkt vor allem Wasser.

Wobei er samstags, wenn er mit seinen Kollegen in den Ausgang geht und mit ihnen beispielsweise auf einer Alphütte «jasst, schnorrt und Musik hört», auch ein Bier nicht verschmäht. «Ich glaube, ich bin ein recht offener Typ.» Und nicht nur das: Kevin Steinauer hat auch eine sanftmütige Seite in sich. Kümmert er sich doch gerne um die «Chüngel» auf dem elterlichen Hof. «Wenn sie dann geschlachtet werden, bin ich allerdings nicht dabei.» Kevin Steinauer ist einer von zahlreichen Nachwuchsschwingern. Aber warum ist das Schwingen für Jugendliche eigentlich in den letzten Jahren so populär geworden? «Das hat sicher damit zu tun, dass es halt ein Sport ist, den nur wir Schweizer betreiben », ist Kevin Steinauer überzeugt. Andererseits sei Schwingen durch die Medien sehr bekannt geworden. Aber, mal ehrlich, wie ist es eigentlich, wenn einem nach einer Niederlage der Gegner das Sägemehl vom Rücken wischt? «Das ist eine Geste des Respekts», erklärt der 17-Jährige und fügt hinzu: «Im Grunde ist dieses Ritual aber auch deshalb nicht so schlecht – weil man ja selbst mit der Hand kaum auf den Rücken kommt.» Sagts und grinst.

Fährt jeden Morgen mit dem Töff zur Arbeit nach Wollerau: Kevin Steinauer. Fotos: Wolfgang Holz/zvg

Mit viel Kraft im Sägemehlring: der 17-jährige Willerzeller.

«Ich denke, auf dem Land lebt man viel freier.»

Kevin Steinauer, Nachwuchsschwinger aus Willerzell

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