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Jede dritte Abtreibung erfolgt ausserkantonal

Die Schwangerschaftsabbruchrate im Kanton Schwyz zählt zu den tiefsten der Schweiz. Dennoch gibt es bei der Prävention Luft nach oben.

PETRA IMSAND

In kaum einem anderen Kanton ist die Schwangerschaftsabbruchrate konstant so tief wie in Schwyz. 89 Frauen, die hier ihren Wohnsitz haben, liessen einen entsprechenden Eingriff vornehmen. Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik lag die Rate pro tausend Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren bei 3,1. Nur in den Kantonen Uri und Appenzell Innerrhoden ist der Wert mit 2,5 noch tiefer.

Bei den 15- bis 19-jährigen Frauen blieb die Abbruchrate schweizweit auf niedrigem Niveau konstant. Die Abbruchrate in dieser Altersgruppe lag bei 3,5. Seit dem Jahr 2011 gab es im Kanton Schwyz keine Schwangerschaftsabbrüche von unter 16-Jährigen mehr.

Fast ein Drittel weicht in andere Kantone aus

Ein Blick in die Statistik zeigt zudem, dass einige der Frauen für den Eingriff in andere Kantone ausweichen. Schwyz gehört zu den Kantonen, aus denen auffallend viele Frauen diesen Entscheid fällen. Doch warum? Basierend auf den wenigen Rückmeldungen von Klienten äussert Paar- und Familientherapeutin Claudia Bertenghi diesbezüglich folgende Vermutungen: «Ausserkantonale Behandlungen werden in punkto Anonymität als sicherer wahrgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dort erkannt zu werden, ist kleiner.» Ein Grund könne aber auch sein, dass die Gynäkologin ausserkantonal Belegärztin sei und den Eingriff in einem ausserkantonalen Spital vornehmen könne. Zudem hält Bertenghi fest, dass Eingriffe nach der zwölften Woche oft vom Universitätsspital Zürich übernommen werden.

Nicht jeder Lehrer wollte Sexualaufklärung unterrichten

Roland Demel arbeitet in der kantonalen Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention als Programmleiter sexuelle Gesundheit. Ein Aspekt seiner Arbeit sind die sexualpädagogischen Schuleinsätze, die er zusammen mit einer Kollegin durchführt.

Schwangerschaftsverhütung ist ein integraler Bestandteil jedes Schuleinsatzes. Erreicht wird jedoch nur ein Bruchteil aller Schulen. «Unser Kontingent ist auf 58 Klassen pro Jahr beschränkt, mehr wird bisher nicht finanziert von Kanton und Bezirken. » Lehrer in der Mittelstufe der Primarschule und in der Sekundarschule unterrichten auch selbst Sexualaufklärung.

«Seit Einführung des Lehrplans 21 nehme ich wahr, dass verbindlicher und gründlicher vermittelt wird, allerdings noch nicht flächendeckend auf ausreichend hohem Niveau», so Demel. «Zuvor wollten einige Lehrer dieses Thema nicht unterrichten und liessen es ganz aus oder delegierten es komplett an uns.» Aus Untersuchungen wisse man, dass ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche auch mit dem Bildungsniveau und dem sozialen Status korrelieren. Ein Einflussfaktor sei auch die elterliche Aufklärung.

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