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Sherlock Holmes der Elemente

Sherlock Holmes der Elemente Sherlock Holmes der Elemente

Prämierung der besten Maturaarbeiten an der Stiftsschule Einsiedeln

Am Samstag, 3. Juli, fand die Prämierung der besten Maturaarbeiten der Stiftsschule Einsiedeln statt. Detektivisch genau fand bei den Gewinnerarbeiten eine Auseinandersetzung mit den Elementen Luft, Feuer, Licht und Wasser statt.

FELICIA BETTSCHART

Die Co-Präsidentin der Alumni Scholae Einsidlensis, Carmen Muffler, führte durch den Abend. Der Rektor, Johannes Eichrodt, erhöhte die Spannung durch die Ankündigung einer Überraschung. Auf dem Flügel gekonnt umrahmt wurde der Anlass von Sarah Pellegrini.

Die Palette der 30 eingereichten Arbeiten sei wieder gross und äusserst interessant gewesen, so Gerhard Schmitt, der neu die Leitung der Jury übernommen hat. Für die Jury muss eine gute Arbeit eigenständig, kritisch und zukunftsorientiert sein, was drei Schülern und einer Schülerin der 5. Klasse der Stiftsschule Einsiedeln besonders gut gelungen ist.

Luft und Duft

Vom Film «More than Honey» inspiriert, setzte Flurina Marty sich intensiv mit der Honigbiene, welche sie als «Sherlock Holmes der Lüfte» bezeichnet, auseinander. Sie untersuchte die klassische Konditionierbarkeit von Honigbienen durch das Ausrollen des Rüssels aufgrund des Duftes verschiedener Gewürze einheimischer, exotischer und künstlicher Herkunft. Dabei stützte sie sich auf bestehende Forschungsergebnisse und führte eine Reihe von komplexen Experimenten durch. Die Verfasserin unterstreicht die Relevanz ihrer Arbeit durch den Hinweis darauf, dass Honigbienen bereits auf den Duft verschiedener Sprengstoffe klassisch konditioniert wurden und daher erfolgreich für die Sprengstoffsuche eingesetzt werden konnten. Auch auf Krankheitsdüfte sind Bienen bereits konditioniert worden. Aktuell stellt sich die Frage, inwiefern Honigbienen auf das Erkennen des Covid-19-Virus konditioniert werden könnten.

In seiner Laudatio stellte Walter Schönbächler, seit 40 Jahren leidenschaftlicher Imker und seit 16 Jahren Bieneninspektor in den Bezirken Einsiedeln und Höfe, die Frage, ob wir Menschen die von der Verfasserin der Honigbiene zugeordneten typischen Eigenschaften, barmherzig, lebensspendend, selbstlos und fleissig, nicht von uns selbst fordern müssten. Im Umkehrschluss bedeute diese Aussage, dass der Mensch nicht so sei, obwohl der Homo sapiens gemäss Definition wissend, weise, klug und vernünftig sein müsste.

Als Imker schätze er die Arbeit besonders, weil sie auch auf diese Problematik aufmerksam mache. Politisch sei diese Wahrnehmung wenig spürbar. Beispielsweise sei im Kanton Schwyz bei der Umsetzung des Tierseuchengesetzes die Bienenzucht schlicht vergessen gegangen. Walter Schönbächler stellte mit lobenden Worten fest, dass Arbeiten, wie sie Flurina Marty verfasst habe, sehr wichtig seien, wenn wir es denn schaffen würden, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend mit diesem Wissen auch richtig handeln würden. Er hoffe, dass die Intelligenz und das soziale Zusammenleben der Honigbiene eine nachhaltige Faszination ausgelöst habe und sie den Schritt zur Imkerin machen würde. Es brauche dringend junge Menschen, welche dieses Hobby mit einem umfassenden Ansatz praktizieren würden. Der Honigertrag sei nur ein kleiner Teil, viel wichtiger sei die Auseinandersetzung mit der Natur. Walter Schönbächler überreichte Flurina Marty «das Schweizerische Bienenbuch», ein Standardwerk mit fünf Bänden, und als weiteren Sachpreis wird sie an den 91. Imkerkongress, der coronabedingt erst im September 2022 im Südtirol stattfindet, eingeladen.

Wasser und Feuer Auf Rang zwei schaffte es Delaja Rothlin mit seiner Arbeit «Die Wasserqualität der Fliessgewässer rund um den Sihlsee vom Frühling bis in den Herbst 2020». An sechs Messstellen bei Fliessgewässern rund um den Sihlsee hat der Verfasser während sechs Monaten Proben genommen, um den Einfluss insbesondere der Landwirtschaft auf die Wasserqualität zu prüfen. Die Proben wurden auf mehrere Parameter hin untersucht, darunter auch auf den Nitrat-, Phosphat- und pH-Wert, die typischen Indikatoren für die landwirtschaftliche Belastung der Gewässer. Trotz gewisser Ungenauigkeiten bei einigen Messmethoden lässt die Maturaarbeit den Schluss zu, dass das Wasser bei den untersuchten Messstellen stark belastet ist und die Entstehung eines lebensfeindlichen Milieus als nicht unwahrscheinlich erscheint.

Und Sonneneruptionen Auf den dritten Rang schaffte es Nils Müller mit seiner Arbeit «Development of a Solar Flare Detection Web Application». Er setzte sich das Ziel, eine Webapplikation zu entwickeln, die fähig ist, Sonneneruptionen zu entdecken und darzustellen. Diese Ausbrüche haben das Potenzial, die gesamte satellitengestützte Kommunikation sowie die elektrische Infrastruktur der Erde zu unterbrechen.

Den diesjährigen Sonderpreis, der jeweils eine besonders originelle Arbeit auszeichnet, erhielt Marius Iten mit seiner Arbeit «Das Sihlalpsee-Projekt. Der geplatzte Traum von Pater Coelestin Muff». In seiner minutiös recherchierten, sorgfältig illustrierten und dokumentierten Maturaarbeit zeigt Marius Iten auf, wie Pater Coelestin Muff 1919 ein erstes Sihlalpseeprojekt und 1921 ein neues Projekt in zwei Varianten vorlegte. Dabei wollte er allem Anschein nach mit seinen schwer realisierbaren, da enorm aufwendigen und kostspieligen Projekten, den von anderen Akteuren gepflegten Traum eines Stauseeprojektes zum Platzen bringen. Denn es war ihm, wie er hervorstreicht, ein Herzensanliegen, «sein Volk der Region Einsiedeln vor Bund, SBB und den Industriellen zu schützen, die lediglich die Zahlen und die Rentabilität des Sihlseeprojekts sahen », der Bevölkerung aber nur eine untergeordnete Rolle zuwiesen.

Eine knusprige Überraschung Johannes Eichrodt präsentierte sichtlich stolz und glücklich über die Leistung seiner Schülerinnen, seine vier Powergirls, wie er sie nenne. Jil Belser, Julia Stahel, Katherine Kesselring und Pia Hartvigsen repräsentierten den grossen Erfolg von 50 Jahre Koedukation an der Stiftsschule Einsiedeln und es sei ihnen gelungen, die Jury von YES (Young Enterprise Switzerland) von ihrem Produkt «The Crunchy Company» so umfassend zu überzeugen, dass sie aus fast 200 Bewerberfirmen für den ersten Platz ausgewählt worden sind.

Seit diesem Schuljahr werde an der Stiftsschule von den Lehrpersonen David Jäger und Ines Weizenegger das Kursfach «Enterpreneurship» angeboten, in dem alles rund um die Gründung einer Firma gelernt werden kann: Eine Dienstleistung oder ein innovatives Produkt entwickeln, Investoren suchen und ein Unternehmen gründen. Noémie Duschletta, CEO von YES, betonte in ihrer Laudatio, wie wichtig es sei, Theorie in die Praxis umzusetzen. Die vier jungen Frauen haben ein uraltes Produkt – getrocknete Apfelringe – neu inszeniert und mit ihrer Professionalität, ihrem Teamwork, ihrem grossartigen Engagement und ihrem Charme den Wettbewerb für sich entschieden und sich den Titel «Company of the Year» klar verdient. Wir drücken dem Team die Daumen für die Europameisterschaft, an der sie die Schweiz vertreten werden.

Preise verdient hätten auch andere im Saal Anwesende. Ihnen allen und natürlich den Gewinnerinnen und den Gewinnern sei herzlich gratuliert zu den gelungenen und umfassenden Arbeiten.

Die Gewinner und die Gewinnerin der besten Maturaarbeiten (von links): Marius Iten, Flurina Marty, Nils Müller, Delaja Rothlin.

Rektor Johannes Eichrodt, die vier Powergirls von «The Crunchy Company » sowie Noémie Duschletta, CEO von YES. Fotos: Felicia Bettschart

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