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Im Stadion in Baku live dabei

Im Stadion in Baku live dabei Im Stadion in Baku live dabei

Andreas Kälin organisiert die Fussball-Europameisterschaften in Aserbaidschan mit

Es hat den Egger Andreas Kälin schon etwas mit Stolz erfüllt, dass er für die UEFA nach zweijähriger Vorbereitungszeit gleich zweimal den Auftritt der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft im Stadion in Baku live miterleben durfte und diese sich nun sogar für den Viertelfinal von heute Freitagabend qualifiziert hat.

MARLIES MATHIS

Bereits fünf Wochen bevor die auf dieses Jahr verschobene UEFA EURO 2020 startete, war der 44-jährige Eventorganisator Andreas Kälin nach Baku gereist, um mit seinem coronabedingt relativ kleinen Team und zahlreichen lokalen Mitarbeitenden noch den Aufbau und die letzten konkreten Vorbereitungen für die Durchführung der drei Vorrundenspiele der Gruppe 1 zu treffen.

Zuständig fürs Stadion-Branding Sein Zuständigkeitsbereich war das gesamte sogenannte Branding in und rund um das 68’000 Personen fassende EURO-Stadion als auch der umliegenden Trainingsstadien. So war er beispielsweise für die Signaletik der Spielertunnel, der Bänke, der Fahnen und der Interviewrückwände verantwortlich. Dass dabei die Schweiz nebst Wales und der Türkei in «seinem» Stadion einen Teil ihrer Vorrundenspiele austrug, bereitete ihm besondere Freude.

Entsprechend war es für ihn nach dieser langen (Pandemie-) Zeit ein aussergewöhnlicher Moment, am Samstag, 12. Juni, den Einmarsch der Mannschaften von Wales und der Schweiz, die Zeremonie und die Rückkehr der Fans im Stadion erleben zu dürfen. Nach der Begegnung Türkei – Wales kam es am Sonntag, 20. Juni, zu einem weiteren Höhepunkt: Die Türkei traf auf die Schweiz. Da Aserbaidschan eine sehr enge Freundschaft mit den Türken pflegt, war diese Begegnung wie ein Auswärtsspiel für die Schweizer Nationalmannschaft. «Die Atmosphäre im Stadion und die Emotionen der Fans und Spieler live mitzuerleben, ist natürlich einmalig, inklusive der Tore und dem Sieg der Schweiz!», fasst Andreas Kälin seine Eindrücke zusammen. Gross war denn auch die Freude, als feststand, dass die Schweiz trotz dritten Gruppenrangs weiterkommt.

Der Jubel war grenzenlos

Die eigentliche Krönung war dann der in Bukarest ausgetragene Achtelfinal zwischen der Schweiz und Frankreich, den der Projektleiter am Fernseher im Hotel in Baku mitverfolgte. Zusammen mit seinen Arbeitskollegen und dem Hotelservicepersonal, das übrigens vollständig für die Schweizer Fussballer gewesen sei, wie er schmunzelnd ergänzt, habe er mitgefiebert. Aufgrund der Zeitverschiebung sei es dann kurz vor zwei Uhr am Morgen zum erlösenden (Penalty-) Moment gekommen. «Spätestens dann ist wohl das ganze Hotel wieder wach gewesen!» Er betont denn auch, dass diese Momente im Stadion und die durch den Mix an Zuschauern herbeigezauberte Atmosphäre einmalig seien. Hinzu geniesse er das Privileg, unmittelbar an den Geschehnissen zu sein. «Du bekommst die Emotionen der Fussballer während des Spiels als auch danach bei den Interviews voll mit», gibt Andreas Kälin einen Einblick in seine Erlebnisse und Gefühle.

Natürlich wird auch mit grosser Spannung der heutige Match der Schweizer Nati gegen Spanien, der um 18 Uhr in St. Petersburg angepfiffen wird, erwartet. Wenn der Egger auch auf einen Sieg seiner Landsleute hofft, so ist für ihn der ebenfalls heute Abend um 21 Uhr in München stattfindende Viertelfinal Belgien – Italien das vorgezogene Finalspiel. «Da trifft individuelle Stärke auf Leidenschaft», führt der Kenner der Fussballszene aus. Und fügt auf die Frage, wer denn Europameister werde, fast salomonisch an: «Der Gewinner ist mein Favorit!» Vor Ort im Stadion in Baku geht es für Andreas Kälin am morgigen Samstagabend mit dem Viertelfinalspiel Tschechien – Dänemark weiter. Sie seien startklar für diese Begegnung, lässt er aus der Ferne verlauten, bevor es dann nach dem Abbau am 8. Juli wieder heimwärts gehe.

Ein aufstrebendes, kontrastreiches Land

Dass der vielseitig interessierte Allrounder in Aserbaidschan aber nicht nur arbeitet, versteht sich von selbst. In seiner freien Zeit erkundet er Land und Leute und er war froh, dass er der Hitze der Stadt Baku (42 Grad Celsius!) für einige Tage in die Berge entfliehen konnte.

Das Land biete eigentlich alles, inklusive Skigebiete und Sandstürme, führt er aus. Es sei aber auch ein Land voller Gegensätze, beispielsweise ein Spannungsfeld zwischen videobespielten Hochhäusern und alten Ladas. Eine pulsierend aufstrebende Gegend, aber man drängle im Verkehr völlig tiefenentspannt und ohne Aufregung. Sicherheit gehe hingegen vor. So wird beispielsweise die gesamte achtspurige Autobahn für eine Viertelstunde gesperrt, wenn der Präsident zur Arbeit fährt!

Was er aber speziell hervorhebt, ist die aussergewöhnliche Gastfreundschaft und die Herzlichkeit, aber ebenso die Art der Leute, Probleme anzugehen, beziehungsweise zu lösen. Hier komme man als Fan von unkonventionellen Lösungen voll auf seine Kosten, meint er lachend und ergänzt, dass natürlich auch vieles völlig unlogisch sei. Die Traditionen seien eng mit der Geschichte des Landes verbunden, also mit Russland und der Türkei. Auch der Iran ist nur 200 Kilometer von Baku entfernt. In diesem Schmelztiegel von verschiedenen Kulturen und Sprachen eine Euro zu organisieren, erfordere eine grosse Portion Flexibilität.

Unvergessliche Erlebnisse So ist denn für Andreas Kälin die Implementierung dieser UEFA Euro 2020 in Aserbaidschan, welche er während zweier Jahre mitgestaltet hat, auch mit unzähligen unvergesslichen Erlebnissen verbunden. «Es ist manchmal so, als wäre man live Zuschauer in einem Action-Comedy- Film, daheim alles unvorstellbar! »

«Du bekommst die Emotionen der Fussballer während des Spiels als auch danach bei den Interviews voll mit.»

Andreas Kälin

Eingang für die Fussball-Gladiatoren in die Arena von Baku. Fotos: Andreas Kälin

Illusterer Fussballtempel: das aserbaidschanische Stadion bei Nacht.

Zuständig fürs «Stadion-Branding»: Der Egger Event-Organisator Andreas Kälin vor der imposanten Fussball-Arena in Baku, wo auch die Schweizer-Nati gespielt hat.

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