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Kuhschellen

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

Draussen zu wandern, Vögel zu hören oder Blumen zu bewundern ist herrlich. Klar habe ich immer mein Büchlein «Flora Helvetica » und das Fernglas dabei. Da sehe ich ein Grüppchen mir unbekannter kleiner violetter Blumen. «Kuhschelle» lese ich da, eine Alpenblume, daneben eine Foto einer richtigen «Trichlä»!

Vroni ist immer die erste Quelle für alle Neuigkeiten in unserem Dorf, seit sie ihr neues «Händy » benützt. Ja sogar zum Schlafen nimmt sie dieses Ding mit, um mir am anderen Morgen das Neueste vom Neuen zu erzählen. So schrillte das Telefon.Vroni sagte mir aufgeregt, der Sepp habe einen Nervenzusammenbruch oder so ein «Burn out». Ich war sprachlos! Der Sepp, selber schwer wie ein Rindvieh! In der Oberen Weid in seinem Naturpark, auf den er so stolz ist, sei eingebrochen worden. Ich konnte nur den Kopf schütteln: 180 Kuhschellen seien in einer Nachtund- Nebel-Aktion ausgegraben und gestohlen worden.

Eines gleich vorweg. Dieser Coup ist keinesfalls ein Kavaliersdelikt. Denn die Kuhschelle ist streng geschützt. Anmutig, mit den violetten Glöcklein, giftig und der Stängel fein behaart. Sepp sah sofort die mit einem Spaten ausgehobenen Erdlöcher. Die Kuhschellen wurden akkurat ausgegraben. Die feinen Pflänzchen waren gar nicht für den eigenen Garten gedacht, sondern für den Markt.Abgesehen davon, dass es illegal ist und in der Naturschutzabteilung des Kantons aufgelistet, ist es absolut sinnlos, Kuhschellen zu «klauen» und mit Gewinn weiterzuverkaufen. Die Kuhschelle gedeiht am besten an sonnigen, trockenen Orten und in fast kieshaltigem Erdreich. In den eigenen Garten zu pflanzen: Da kann man nur zuschauen, wie sie langsam sterben. Ida Ochsner (62) und ihr Verlobter Heiri Strohmayer (65) sind sich einig: Rotzbengel seien diese Diebe, denn auch er liebt Kuhschellen – und ebenso die Einsiedler Trichlä.

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