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Die KVA Linth in Niederurnen will 200 Millionen investieren

Die KVA Linth in Niederurnen will 200 Millionen investieren Die KVA Linth in Niederurnen will 200 Millionen investieren

Die KVA Linth rüstet auf und macht sich fit für die Zukunft. 198 Millionen Franken soll die umfassende Erneuerung kosten.

Mitg/bel. Die KVA Linth in Niederurnen ist sowas wie eine «eierlegende Wollmilchsau»: Sie verwertet jedes Jahr bis zu 116’000 Tonnen Siedlungs- und Industrieabfälle, ausserdem produziert sie nachhaltigen Strom, versorgt Unternehmen und Private mit hauseigener Wärme und rezykliert Metall. Die Anlage wurde 1973 eröffnet und seither stetig erneuert und modernisiert. In den kommenden Jahren steht nun ein weiterer wegweisender Entwicklungsschritt bevor.

Projekt KVA Linth 2025

Das Projekt KVA Linth 2025 umfasst den Ersatz der rund 40-jährigen Ofenlinie 2 und eine umfangreiche «Ertüchtigung» der im Jahr 2001 erbauten Ofenlinie 1. Die Abgasreinigungen der beiden Ofenlinien werden ersetzt und auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die Dampfturbinen zur Stromproduktion machen einer effizienteren Turbogruppe Platz, und für eine noch bessere Metallrückgewinnung findet eine Umrüstung auf Trockenschlackenaustrag statt.

«Mit dem Erneuerungsprojekt stellt die KVA Linth die zeitgemässe, wirtschaftliche und umweltverträgliche Abfallverwertung langfristig sicher», schreiben die Verantwortlichen in einer Medienmitteilung. Die Energieproduktion sowie die Metallrückgewinnung werden zugunsten der Umwelt und des Klimas signifikant gesteigert. Die hohen Umweltstandards in den Bereichen Luftemissionen und Abwasser sollen erhalten bleiben. Ohne Erneuerung würde die Störungsanfälligkeit der Anlage stetig zunehmen, und die Entsorgungssicherheit im Zweckverbandsgebiet wäre in Zukunft nicht mehr gewährleistet, heisst es.

Vorausschauende Planung über eine Generation

Das Erneuerungsprojekt ist auf die nächsten 20 bis 30 Jahre ausgelegt und soll den Betrieb der Anlage auch für die nächste Generation sichern. Aus Gründen der Flexibilität und der Wirtschaftlichkeit weist die neue Ofenlinie 2 eine theoretische Kapazität von 90’000 Tonnen pro Jahr auf (bisher 60’000 Tonnen pro Jahr). Die Kapazität der bestehenden Ofenlinie 1 bleibt bei 60’000 Tonnen pro Jahr. Die effektive Jahreskapazität der beiden Öfen verbleibt aufgrund der interkantonalen Abfallplanung unverändert bei gesamthaft maximal 120’000 Tonnen.

«Die Grösse der geplanten Anlage erlaubt eine flexible Reaktion auf verschiedene mögliche Szenarien der Abfallentwicklung in der Schweiz und ist deshalb strategisch sinnvoll», ist man bei der KVA Linth überzeugt. Sollte das Abfallaufkommen in Zukunft rückläufig sein – etwa aufgrund von neuen, effizienteren Recyclingverfahren –, bestünde die Möglichkeit, die Ofenlinie 1 dereinst stillzulegen und den Betrieb nur noch mit der Ofenlinie 2 weiterzuführen.

Auch erlaubt die so geschaffene Kapazitätsreserve ein Ausbalancieren der Verbrennungsmenge, sodass Energie vor allem dann erzeugt werden kann, wenn die Nachfrage gross und die Strompreise hoch sind – zum Beispiel im Winter. Dies ist sowohl ökologisch als auch finanziell von Vorteil. Bau im bestehenden Bestand der Anlage Das Projekt KVA Linth 2025 wird auf dem bestehenden Gelände unter laufendem Betrieb umgesetzt. Es wird kein zusätzliches Bauland benötigt. Der Bauablauf ist so geplant, dass eine Aufrechterhaltung des Betriebs und die Entsorgungssicherheit im Verbandsgebiet jederzeit gewährleistet ist. Zum gesamten Bauvorhaben der KVA Linth wird eine zweistufige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Dies mit dem Ziel, die Auswirkungen des Projekts in den verschiedenen Umweltbereichen sowohl in der Bau- als auch in der Betriebsphase zu prüfen. Im Rahmen des Vorprojekts erfolgte die Voruntersuchung zur UVP. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass mit dem Projekt ein zusätzlicher Umweltnutzen generiert wird und die positiven Einflüsse überwiegen. Verbrennungsgebühren sollen stabil bleiben Der Investitionsaufwand für das Projekt KVA Linth 2025 beträgt 198 Millionen Franken. Damit bewegen sich die Kosten in einem vergleichbaren Rahmen wie bei der letzten umfassenden Erneuerung 2001. Damals betrug das Investitionsvolumen 178 Millionen Franken, welches mittlerweile vollständig amortisiert ist.

Gemäss dem Verursacherprinzip werden die Kosten über die Verbrennungsgebühren finanziert; es wird also kein Steuergeld verwendet. Die langfristige Finanzplanung zeigt, dass das Erneuerungsprojekt nur teilweise Einfluss auf die zukünftigen Abfallgebühren hat. Die Verbrennungspreise sind unter anderem auch vom Markt abhängig; entscheidende Faktoren sind die Strom- und Metallpreise sowie die Preise des Marktkehrichts, zu dessen Annahme die KVA durch den Bund verpflichtet ist. Basierend auf den heutigen Rahmenbedingungen könne davon ausgegangen werden, dass sich die künftigen Verbrennungsgebühren auch mit der Investition KVA Linth 2025 im heutigen Rahmen bewegen werden.

Abstimmungen finden vor allem nächstes Jahr statt Am 29. Oktober 2018 haben die Delegierten des Zweckverbands einem Projektierungskredit in der Höhe von 3,9 Millionen Franken zugestimmt. Über den Baukredit von 198 Millionen Franken entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der 28 Gemeinden (siehe Box) an der jeweiligen Gemeindeversammlung beziehungsweise an der Urne: Den Anfang machen die Glarner Gemeinden mit ihren Gemeindeversammlungen im November 2021. Die Zweckverbandsgemeinden im Kanton Schwyz stimmen im Mai 2022 an der Urne ab; ebenso die Zweckverbandsgemeinden im Kanton St. Gallen, ausser die Gemeinde Kaltbrunn (Gemeindeversammlung im Mai 2022).

Die Bauarbeiten zu diesem Grossprojekt in der KVA Linth in Niederurnen starten dann voraussichtlich Anfang 2024 und dauern über vier Jahre hinweg bis Ende 2028.

Die neuen Anlagen werden innerhalb des bisherigen Baubestandes realisiert. Foto: zvg

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