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Wandernde Frösche

LESERBRIEFE

In regnerischen Frühlingsnächten machen sich Frösche, Erdkröten und Molche auf den Weg zu ihren Laichplätzen, um dort ihren Laich abzulegen und dann wieder an ihre Wohnstätten zurückzukehren. Damit sie die Strassen möglichst nicht überqueren müssen, werden jedes Jahr rund um den Sihlsee zusätzliche Zäune und Auffangeinrichtungen aufgestellt, die Leserinnen und Leser haben sie sicher schon gesehen. Sowohl der Kanton als auch der Bezirk sind gesetzlich verpflichtet, eine gefahrlose Laichwanderung zu gewährleisten. Freiwillige schauen jeweils am Morgen in die Auffangeinrichtungen, um die darin befindlichen Tiere zu zählen, zu bestimmen, sie über die Strasse zu tragen und wieder freizulassen. Frösche und Molche sind hübsche Tiere, bei den Erdkröten muss man sich halt ein wenig überwinden.

Als eine dieser Freiwilligen hatte ich dieses Jahr nur zwei kleine Aufgaben: Bei einem Gebäude in Euthal, das eine Amphibienfalle hat, nachzuschauen, ob sich ein Tier dorthin verirrt hat, sowie eine Auffangeinrichtung in der Ängi zu betreuen zwischen Höhport und Studen. Amphibienfallen sind zum Beispiel Schächte mit senkrechten Wänden, ins Souterrain führende Rampen und Treppen, offene Kellerfenster und Planschbecken. Es ist für Hausbesitzer einfach, nachzuschauen, ob sich auf ihrem Land eine Amphibienfalle befindet, diese zu sichern oder mit einer Ausstiegshilfe zu versehen.

Die Frösche, Erdkröten und Molche suchen jedes Jahr den See, Weiher oder Bach auf, in dem sie geboren wurden, in dem sie sich in Kaulquappen und dann in Jungtiere verwandelt haben. Weshalb sie das tun, weshalb sie manchmal kilometerweit wandern, statt in der Nähe zu laichen, weiss man nicht. Vielleicht ist ihnen eine gewisse Ruhelosigkeit inne, wie den Menschen auch. Der französische Philosoph Pascal sagte einmal, dass es viel weniger Probleme auf der Welt gäbe, wenn die Leute mehr zuhause bleiben würden. Das scheint auch für Frösche, Erdkröten und Molche zu gelten.

Doris Waldvogel (Studen)

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