Veröffentlicht am

Das lang erdauerte Werk liegt endlich vor

Nach siebenjähriger Verhandlungszeit liegt das Konzessionsgesuch vor. Sämtliche Parteien sprechen von einem ausgewogenen Gesamtpaket.

VICTOR KÄLIN

Die hochkarätige Delegation liess vorgestern Mittwoch keine Zweifel offen, wie wichtig den SBB das Etzelwerk-Dossier ist. Angeführt vom Leiter Energie Beat Deuber reichte sie am 16. Juni im Einsiedler Gemeindesaal das Konzessionsgesuch für den Betrieb des Wasserkraftwerks Etzelwerk über weitere 80 Jahre bei den Konzessionsgebern ein. Empfänger sind die Kantone Schwyz, Zürich, Zug sowie die Bezirke Einsiedeln und Höfe.

Auflage ab dem 9. Juli

Mit der Übergabe startet das formelle Konzessionsverfahren. Das Dossier liegt ab dem 9. Juli für 30 Tage öffentlich auf. «Das Verfahren zur Vergabe der Konzession ist komplex», erklärte der Schwyzer Regierungsrat Sandro Patierno. Der Verhandlungsführer seitens der Konzessionsgeber wies darauf hin, dass «die neue Konzession nur zustande kommt, wenn ihr alle Konzessionsgebern zustimmen». In den drei Kantonen Zürich, Zug, Schwyz entscheidet der Regierungsrat; im Kanton Schwyz zusätzlich noch die Stimmbevölkerung der Bezirke Einsiedeln und Höfe. Kein Stillstand am Etzelwerk

Kommt es zu keinen grossen Verzögerungen im Verfahren, finden die Volksabstimmungen Ende 2022 statt. Die offizielle Vergabe der Konzession an die SBB könnte dementsprechend Anfang 2023 erfolgen, sofern alle Entscheide im Verfahren positiv ausfallen. An der Pressekonferenz wurde aber mehrfach betont, dass Rechtsverfahren nicht auszugeschliessen sind, womit sich die Ratifizierung des Vertrages verzögern könnte. Für diesen Fall dürfte eine provisorische Übergangsbewilligung, ausgestellt vom Bundesamt für Energie, dafür sorgen, dass die Maschinen nicht stillstehen müssen.

«Manchmal flogen die Späne»

Die Freude der Konzessionsgeber und der Konzessionsnehmerin war verständlich. Sowohl Patierno wie auch die beiden Bezirksammänner Franz Pirker (Einsiedeln) und Yolanda Fumagalli (Höfe) sprachen von einem «Meilenstein». Die Erleichterung über das von allen Parteien als «gutes und ausgewogenes Gesamtpaket» gelobte Gesuch war verständlich: Zuvor waren während mehr als sieben Jahren umfangreiche Abklärungen und intensive Verhandlungen geführt worden. «Die Späne sind manchmal geflogen», blickte Patierno zurück, «doch letztlich erzielten wir einen guten Kompromiss.» Es dauerte tatsächlich seine Zeit, bis sich die Parteien über die wichtigsten Punkte einigen konnten. Der Durchbruch gelang erst Ende 2019, als sich die SBB unter anderem einverstanden erklärten, das Willerzeller Viadukt weiterhin zu unterhalten, zu sanieren und auszubauen (EA 11/(21). Als letzter Punkt ist nun der Umweltverträglichkeitsbericht fertiggestellt worden. Das Paket an ökologischen Massnahmen und die Restwasservariante haben die SBB zusammen mit dem WWF, Aqua-Viva und ProNatura erarbeitet. Es fliesst als gemeinsamer Antrag ins Konzessionsgesuch ein.

Ökologische Aufwertungen

Auch aus Sicht der SBB enthält das Konzessionsdossier eine ausgewogene Mischung an Nutzungsrechten und Gegenleistungen – dies im Interesse der Öffentlichkeit und Umwelt. «Die Konzessionsgeber erhalten über die nächsten Jahrzehnte zuverlässig Einnahmen und die SBB können wirtschaftlich nachhaltigen Bahnstrom produzieren», erläutert Simon Ryser, SBB Gesamtprojektleiter Konzessionserneuerung Etzelwerk.

Auch für ihn ist der Umweltverträglichkeitsbericht ein «wesentlicher Bestandteil des Dossiers ». Darin halten die SBB fest, wie sie bei der Modernisierung des Werks und beim Betrieb über die kommenden Jahrzehnte die geltenden Umweltschutzbestimmungen umsetzen wollen. Als Kompensation des Eingriffs in die Natur werden verschiedene ökologische Massnahmen vorgeschlagen. Beim Sihlhölzli in Zürich ist ein Fischaufstieg geplant, in der Region Sihlsee wird es ökologische Aufwertungen geben, die Sihl bei Sihlwald wird revitalisiert.

Mehr Restwasser in der Sihl Gemäss aktuellen Gewässerschutzbestimmungen müssen die SBB künftig mehr Restwasser in die Sihl abgeben. Mit der im Bericht vorgeschlagenen Variante sind es jährlich rund 16 Millionen Kubikmeter mehr als bisher. Damit müssen im Schnitt 10 Prozent des gestauten Wassers in die Sihl abgelassen werden. Gemäss SBB ist damit eine ökologische Verbesserung der Lebensräume auf der gesamten Länge der Sihl von der Staumauer bis zur Mündung in der Limmat möglich.

Regeneration Breitried fällt weg

Die Revision des Wasserrechtsgesetzes des Bundes von 2020 hat dazu geführt, dass insgesamt weniger ökologische Massnahmen notwendig sind als ursprünglich geplant. So fällt beispielsweise die Regeneration des Breitrieds in der Region Ybrig weg (EA 11/21). Auch die Revitalisierung der Minster ist nicht mehr Bestandteil der ökologischen Massnahmen zur Etzelwerkkonzession. Sie wird jedoch gemäss Gewässerschutzgesetz unabhängig vom Konzessionsverfahren weiterverfolgt. Insgesamt investieren die SBB rund 24 Millionen Franken in die ökologischen Massnahmen.

Übersicht über alle geplanten ökologischen Massnahmen: www.sbb. ch/neuesetzelwerk

Share
LATEST NEWS