Geheimniskrämerei
KOMMENTAR
Um das Kongresszentrum Zwei Raben ist es schlecht bestellt. Das Haus ist sanierungsbedürftig, der Betriebsertrag defizitär und das Areal unter Wert genutzt. Der Bezirksrat tat das einzig Richtige: Er gab eine Potenzialanalyse in Auftrag, damit «offen und ohne einengende Vorgaben über die Zukunft der Liegenschaft diskutiert werden kann». So tönte es im März 2020 aus dem Rathaus.
Doch von einer Diskussion ist bisher nichts zu hören. Wie denn? Der Bezirksrat hält das Papier seit einem halben Jahr unter Verschluss. Zuerst müsse alles intern besprochen und das weitere Vorgehen diskutiert werden, lässt die Kanzlei auf Anfrage verlauten. Eine öffentliche Debatte sei «verfrüht».
Da fragt man sich unweigerlich, wann der Zeitpunkt für eine «offene Diskussion» gekommen ist? Jetzt, wo jeder Ausgang zumindest theoretisch noch möglich ist? Oder erst dann, wenn der Bezirksrat weiss, wo es seiner Meinung nach langgeht?
Mit seiner Geheimniskrämerei verhindert der Bezirksrat nicht nur die von ihm angestrebte «offene Diskussion», sondern engt unnötigerweise die eigene Offenheit ein. Gibt er erst einmal die Richtung vor, hat jede abweichende Meinung einen schwereren Stand. Doch zum Dauerpatient Kongresszentrum kann es gar nicht genug Anregungen geben.
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VICTOR KÄLIN