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Steuerparadiese sind für die meisten teuer

Im Kanton Schwyz bleibt den Durchschnittsbudgets im inneren Kantonsteil mehr zum Leben als in den äusseren Gemeinden.

JÜRG AUF DER MAUR

Die Gemeinden in den Ausserschwyzer Steuerparadiesen sind für ein durchschnittliches Familienbudget weniger attraktiv als angenommen. Das jedenfalls zeigt eine Studie der Credit Suisse (CS). Diese zeigt: Der Kanton Schwyz belegt aus finanzieller Perspektive im gesamtschweizerischen Vergleich einen vorderen Rang als attraktiver Wohnort. Doch der Durchschnittsfamilie bleibt im inneren Kantonsteil nach Abzug aller Neben- und Fixkosten mehr frei verfügbares Geld.

Ein Blick zeigt, wie gross die Unterschiede sind und wo im Kanton Schwyz den Familien am Schluss am meisten Geld bleibt: Am wenigsten bleibt mit 40'800 Franken in der Gemeinde Wollerau, am meisten andererseits in der bevölkerungsmässig kleinsten Gemeinde des Kantons Schwyz, in Riemenstalden. Auch die teuerste Schwyzer Gemeinde steht sehr gut da Hier kommen die CS-Berechnungen auf ein frei verfügbares Einkommen von 62'500 Franken Ende Jahr. Vier der fünf Gemeinden, in welchen den Familien am Schluss am wenigsten Geld im Durchschnitt im Portemonnaie bleibt, liegen in Ausserschwyz.

Nur das ebenfalls steuergünstige Küssnacht findet, als schlechteste platzierte Innerschwyzer Gemeinde/Bezirk, ebenfalls Platz in der Rangliste der schlechtesten fünf.

Basis und Vergleichspunkt der CS-Studie sind Zahlen aus dem Bundesamt für Statistik bis in das Jahr 2021. Als Beispiel dient eine Familie mit zwei Kindern, in der beide Ehepartner gemeinsam am Schluss ein Brutto-Jahreseinkommen von 86'000 Franken erzielen.

Sie besitzen zudem ein Vermögen von 50'000 Franken. Nach Abzug aller Kosten (Steuern, Mobilität, Fixkosten, etwas für Miete und Versicherungen) bleiben einer solchen Liestaler Familie per Ende Jahr 29'400 Franken als freies Einkommen zur Verfügung. «Steuerhölle»-Bezirk Einsiedeln steht auffällig gut da Selbst in der am schlechtesten platzierten Schwyzer Gemeinde Wollerau bleiben einer vergleichbaren Familie rund 20'000 Franken mehr. Würde sie in Riemenstalden wohnen, wären es sogar rund 33'000 Franken mehr.

Deutlich besser bedient als in der Beispiel-Gemeinde Liestal sind neben Riemenstalden auch die anderen Innerschwyzer Gemeinden. Am schlechtesten fährt die Durchschnittsfamilie in Ingenbohl, wo am Schluss exakt 52'000 Franken zur freien Verfügung bleiben. Höher sind diese Beträge aber in Schwyz (53'600 Franken) oder Arth (55'300) Franken.

Auffallend gut geht es den durchschnittlichen Haushalten aber auch in dem als «Steuerhölle » verschrienen Bezirk Einsiedeln. Selbst da bleiben – allen Unkenrufen zum Trotz – einer vierköpfigen Familie 54'200 Franken zum Ausgeben. Tiefe Steuern bedeuten nicht günstigen Lebensunterhalt «Basierend auf den Berechnungen der Ökonomen der Credit Suisse lebt der Durchschnittshaushalt im Kanton Appenzell Innerrhoden am günstigsten, gefolgt von Uri und Glarus», stellt die Studie fest. Geringe Wohnkosten, tiefe Steuern und weitere Abgaben machen diese drei Kantone aus finanzieller Sicht zu den attraktivsten. Der Kanton Schwyz liegt im Mittelfeld und belegt einen Rang über dem schweizerischen Durchschnitt.

Dass tiefe Steuern keine Garantie für einen günstigen Wohnort sind, zeigen die beiden Schwyzer Gemeinden zuoberst und zuunterst in der kantonalen Rangliste.

In Wollerau belaufen sich die Steuerauslagen für die Musterfamilie auf 31'200 Franken, in Riemenstalden auf 32'800 Franken. Hier kommen die Fixkosten (Wohnen, Nebenkosten, Wasser/ Energie/Abfall) aber nur auf 23'300 Franken zu stehen, während sie in Wollerau mit 46'300 Franken beinahe das Doppelte betragen.

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