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Ausländer rücken in den Fokus

Ausländer rücken in den Fokus Ausländer rücken in den Fokus

Am Freitag ging die erste Session des Kantonskirchenrats in diesem Jahr im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln über die Bühne

Im Zentrum der Sitzung stand die Rechnung der katholischen Kirche im Kanton Schwyz. Zum ersten Mal besuchte ein Bischof eine Session des Kantonskirchenrats: «In der Kirche sind wir Geschwister, und es gibt keine Ausländer», sagte Bischof Joseph Maria Bonnemain.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Am Freitag ging im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln eine Premiere über die Bühne: Zum ersten Mal in der Geschichte des Schwyzer Kantonskirchenrats besuchte ein Bischof eine Session des Kirchenparlaments.

In seiner Ansprache sagte Bischof Joseph Maria Bonnemain: «Gegenwärtig stellen wir in vielen Bereichen der Kirche und Gesellschaft eine Tendenz zu Radikalisierung und Polarisierung fest. Wer nicht in einer bestimmen Art denkt oder handelt, wird unter Verdacht gestellt und marginalisiert. » So zu denken, sei der Anfang des Sektiererischen, meinte der Bischof des Bistums Chur: «Wenn wir den Willen Gottes verwirklichen möchten und beitragen wollen, dass alle Menschen gerettet werden, sollten wir für dieses duale System dankbar sein.» Bischof Joseph Maria Bonnemain sprach in seiner Rede ein Thema an, das sehr aktuell ist: Das Stimm- und Wahlrecht für alle Katholiken im Kanton Schwyz, auch diejenigen aus dem Ausland.

Die katholische Kirche sei zwar eine auf Erden verankerte, sichtbare Institution, führte der Bischof aus: «Sie ist aber gleichzeitig eine transzendente, übernatürliche Wirklichkeit. Sie umfasst alle Getauften, ohne Unterschied von Rasse, Hautfarbe, Sprache, Nationalität, Kultur, Stand und Geschlecht.» «In der Kirche sollten alle dieselben Rechte haben» Für einen gläubigen Menschen bedeute dies: «In der Kirche sind wir Geschwister und gibt es keine Ausländer. In der Kirche sollten in einem gewissen Rahmen alle dieselben Rechte haben», konstatierte Bischof Joseph Maria. Die katholische Kirche sei keine Monarchie, sie habe jedoch eine hierarchische Struktur und sei an die Offenbarung, ans Wort Gottes, an die Tradition und an das Lehramt gebunden, betonte der Bischof: «Papst Franziskus hat entschieden, dass es im Hinblick auf die Synode 2023 eine diözesane Phase geben muss, bei der alle sich beteiligen können.» Der synodale Weg werde eine privilegierte Gelegenheit sein, um die partizipative Schweizer Tradition mit den Eigenschaften der Weltkirche zu verbinden, damit eine gegenseitige Bereicherung entstehen könne.

Der Bischof des Bistums Chur trug den Kantonskirchenräten ein Anliegen vor: «Tragen Sie Sorge zum Kloster Einsiedeln. Dieses Marienheiligtum im Herzen des Kantons Schwyz ist eine grosse Quelle der Gnade für unser Bistum, für die ganze Schweiz und darüber hinaus.» Im Zentrum der Session des Kantonskirchenrats stand denn ein Nachkredit in der Höhe von 35'000 Franken für die Referendumsabstimmung am 27. Juni betreffend der Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht. Die Vorlage wurde einstimmig genehmigt. Protest gegen Aktion des Kirchenschreibers aus Wägital Bruno Wiederkehr, Kantonskirchenrat in der Kirchgemeinde Wägital, wehrte sich gegen die Behauptung des Kirchenschreibers in Wägital, der das Referendum ergriffen hatte, das Stimmrecht für Ausländer entstamme «einer politischen Agenda der Linken, sei ein ganz bewusstes Unterfangen, das in deren Programm passe». Wer in der Zeit der grossen Verunsicherung durch die Pandemie und vermehrten Kirchenaustritten ein solches Szenario auffahre, der habe sich selber disqualifiziert, sagte Wiederkehr.

Die Jahresrechnung 2020 der katholischen Kantonalkirche Schwyz schliesst mit einem Überschuss von 70'000 Franken ab. Das Ergebnis weicht damit um 60'000 Franken vom Voranschlag ab, der einen Gewinn von 10'000 Franken prognostizierte.

Die Beitragsleistung 2020 für die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) entspricht dem Bericht und Antrag des kantonalen Kirchenvorstandes zum Beitritt zur RKZ, in dem dem Kantonskirchenrat die Steigerung der Beitragsleistung im Rahmen der jährlichen Budgetierung schrittweise innert vier Jahren beantragt wurde. Ab dem Jahr 2019 erfolgt eine schrittweise Erhöhung, womit sich bis zum Jahr 2022 der erwartete RKZ-Beitrag in der Höhe von rund 600'000 Franken ergibt.

Eigenkapital der Kantonalkirche umfasst 460'000 Franken

Für die Aufgaben der katholischen Kantonalkirche Schwyz leisteten die 37 Kirchgemeinden im Jahr 2020 insgesamt einen Kostenbeitrag von 2’030'000 Franken. Das ergibt einen Beitrag von gut 21 Franken pro Katholik bei einer massgeblichen Katholikenzahl von 94’763 Katholiken. Diese Kopfquote in der Höhe von 21 Franken wurde im Rechnungsjahr im Vergleich zum Vorjahr um 1.60 Franken erhöht, was hauptsächlich auf die schrittweise Erhöhung des RKZ-Beitrages zurückzuführen ist.

Der Überschuss der Jahresrechnung 2020 in der Höhe von 70'000 Franken wird dem Eigenkapital der Betriebsrechnung gutgeschrieben. Das Eigenkapital weist somit per Ende des Jahres 2020 einen Bestand von 460'000 Franken auf. Das Eigenkapital der Spezialfinanzierung Finanzausgleich beträgt infolge der ausgeglichenen Rechnung 2020 per Ende Jahr unverändert 50'000 Franken. Die Kantonskirchenräte genehmigten einstimmig die Rechnung der katholischen Kantonalkirche Schwyz.

Die Kantonskirchenräte genehmigten am Freitag im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln einstimmig die Rechnung der katholischen Kantonalkirche Schwyz.

Bischof Joseph Maria Bonnemain war zu Gast an der Session des Schwyzer Kirchenparlaments – umrahmt von Johannes Schwimmer, Präsident des Kantonskirchenrats (links), und Lorenz Bösch, Präsident des kantonalen Kirchenvorstands.

Fotos: Magnus Leibundgut

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