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«Vielleicht bräuchte es auch ein paar kreative Ideen»

«Vielleicht bräuchte es auch  ein paar kreative Ideen» «Vielleicht bräuchte es auch  ein paar kreative Ideen»

Die Anlaufspuren der Einsiedler Schanzen werden gerade erneuert. Bei den Arbeiten hilft auch «Schanzenvater» Hermann Kälin mit.

WOLFGANG HOLZ

Hermann Kälin

Herr Kälin, man hat Sie draussen bei den Schanzen gesehen. Was machen Sie dort? Ich leiste mit meinen Kollegen Frondienst und helfe beim Abräumen der alten Anlaufspuren – indem wir unter anderem mit dem Hochdruckreiniger auf den Schanzen am Werk sind. Wir sind zu siebt und wechseln uns jeden Tag ab. Das macht Spass. Und auf diese Weise hat man auch etwas zu tun ( lacht). Wie kommts, dass Sie bei den Sanierungsarbeiten der neuen Anlaufspuren mithelfen? Ich bin noch immer ein grosser Skisprungfan. Ich bin ja selbst früher von der Schanze gesprungen und habe 1972 bei den Schweizer Meisterschaften der Nordischen Kombinierer Bronze geholt. Hat Ihre spontane Mithilfe auch damit zu tun, dass Sie als der Einsiedler Schanzenvater bezeichnet wurden und sich deshalb verpflichtet fühlen? Ich bin ja sowieso immer auf den Schanzen als Führer tätig. Wir als Guides machen 180 bis 200 Führungen im Jahr. Was die Sanierung der Anlaufspuren anbelangt, konnte ich mich bei der Beschaffung der neuen Keramikspuren mit einbringen. Wir haben mit Manno aus Slowenien eine wirklich gute Firma erwischt. Wie kommt es eigentlich zur Bezeichnung Schanzenvater? Diese Bezeichnung hat ja einst EA-Redaktor Urs Gusset kreiert. Ich war zum einen halt von 1989 bis 2001 Nachwuchschef des Schweizerischen Skiverbands. Zum anderen agierte ich immer sehr aktiv und habe auch viel unternommen, damit der Bau der Einsiedler Schanzen vor 16 Jahren zustande kam. Ich habe damals ja auch mit Simon Ammann zusammen in Zürich jenen englischen Investor getroffen, der uns eine Million Franken überwiesen hat für den Bau der Schanzen. Denn eine Million hatte ja damals noch gefehlt. Was bedeutet die Schanzensanierung für den Betrieb? Ist die Krise damit aus Ihrer Sicht endgültig überwunden? Es gibt natürlich auch nach der Sanierung der Anlaufspuren noch einiges an der Schanze zu tun. In vier bis fünf Jahren muss man die Matten im Auslauf erneuern. Das kostet wohl etwa den gleichen Betrag, wie er jetzt für die Sanierung der Schanzen aufgewendet wird. Aber man erreicht mit den neuen vier Anlaufspuren sicher ein wichtiges Zwischenziel: Denn nun kann man wieder mit Wettkämpfen beginnen. Und auch viele Skispringer aus den Nachbarländern werden wieder gerne im Sommer nach Einsiedeln kommen, um hier neben den schweizerischen Springern zu trainieren. Was ist denn aus Ihrer Sicht nun in Zukunft hier noch alles möglich in Sachen Skispringen? Ein Sommer-Grand-Prix-Springen sollte sicher wieder das Ziel sein für Einsiedeln. Dafür braucht es allerdings erst einmal ein neues Organisationskomitee und eine neue Crew. Ich rechne deshalb nicht vor 2023 mit einem neuen Weltcup-Skispringen im Klosterdorf. Es braucht auch weitere Sponsoren: Geld ist und bleibt ein Thema für die Schanzen. Welchen Stellenwert hat das Skispringen in der Schweiz und in Einsiedeln – nächstes Jahr nach den Olympischen Spielen hört Simon Ammann auf, der sich ja stets als Glückspfand für die Schanzen entpuppt hat? Der Stellenwert des Skispringens in der Schweiz ist sicher gesunken. Das muss man leider so sagen. Denn viele Skiklubs machen nicht mehr viel für den Nachwuchs im Skispringen, und es fehlen auch genügend kleine Schanzen in der Schweiz, um Talente entsprechend fördern zu können. Das ist schade, denn ich sehe durchaus Talente. Kann man dennoch sagen: Die Schanzen im Klosterdorf sind nicht mehr wegzudenken? Eigentlich ist das so. Als Schanzenführer spüre ich auch immer wieder die Begeisterung vieler Besucher – aber das sind eben zumeist Auswärtige. Man sollte einfach nicht vergessen, dass Einsiedeln immer noch nationales Ski-Leistungszentrum ist – diesen Bonus sollte man nicht verspielen. Vielleicht bräuchte es schlicht auch ein paar neue, kreative Ideen, um den Einsiedler Schanzen wieder mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu bescheren. Foto: Wolfgang Holz

Jahrgang: 1952 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Kaufmann, pensioniert Hobbys: Skifahren, Langlauf Mountain-E-Biken

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