Veröffentlicht am

Paul Gyr: «Auf schlechten Greens spielt keiner gerne»

Paul Gyr: «Auf schlechten Greens spielt keiner gerne» Paul Gyr: «Auf schlechten Greens spielt keiner gerne»

Paul Gyr ist Greenkeeper beim Golfklub Ybrig in Studen und bemüht sich um perfekte Platzbedingungen. Trotzdem wendet er nur im äussersten Notfall chemische Mittel ein, wie er im Interview versichert. Wolfgang Holz

Herr Gyr, der Schnee ist noch nicht allzu lange in Studen geschmolzen. In welchem Zustand befindet sich der Golfplatz Ybrig nach diesem schneereichen Winter?

In keinem sonderlich guten Zustand hat sich der Platz dieses Jahr präsentiert. Einerseits richteten die Mäuse grosse Schäden an, andererseits hatten die Greens über den Winter auch stark gelitten.

Es gibt ja offenbar den sogenannten Winterpilz im Rasen. Können Sie uns erklären, wie dieser entsteht, und was Sie als Greenkeeper dagegen unternehmen?

Grundsätzlich gibt es nicht den Sommer- oder Winterpilz im Rasen. Schneeschimmel etwa kann auch im Sommer vorkommen, wenn die Parameter Feuchte, Temperatur stimmen, sprich: wenn die Witterung dafür ideal ist. Auf den Greens hatten wir über den Winter starken Befall von Schneeschimmel. Dieses Problem haben wir rein mechanisch in den Griff bekommen, durch Vertikutieren, Spiken, Sanden, Düngen und durch eine Nachsaat.

Müssen Sie zur Beseitigung und Wiederherstellung der «Greens» auch Pestizide oder andere chemische Mittel einsetzen?

Wenn alle mechanischen Massnahmen nicht fruchten, ist die letzte Massnahme ein Fungizid.

Im Juni stimmt ja das Schweizervolk über die Pestizid-Initiative ab. Wenn diese landwirtschaftliche Initiative angenommen wird, wären künftig auch Golf- und Fussballplätze von einem Pestizidverbot betroffen. Was würde dies für Sie als Greenkeeper bedeuten?

Dass eine Massnahme wegfällt. Sprich: die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln.

Lässt sich ein Golfplatz mit kurzgeschnittenen, kultivierten Rasenflächen überhaupt ganz ohne Pestizide und ohne chemische Mittel betreiben – oder müssten dann wirklich Schafe und Ziegen für die Platzpflege zum Einsatz kommen?

Das ginge schon, aber wenn sich die Greens einen Pilzbefall holen und alle mechanischen Aufwendungen nicht einschlagen, und wir die Pflanzenschutzmittel nicht mehr einsetzen können, wäre dies fatal. Denn die Greens sind unser Kapital. Auf schlechten Greens spielt keiner gerne, und das spricht sich schnell rum. Fazit: Erhebliche finanzielle Einbussen!

Wie oft pro Jahr müssen Sie die «Greens» eigentlich spritzen?

Am besten wäre nie. Aber wie schon erwähnt, ist ein Pflanzenschutzmittel immer die letzte Massnahme zur Bekämpfung von einem Pilzbefall. Jedoch zurück zur Frage: Dieses Jahr haben wir noch nie gespritzt und letztes Jahr spritzten wir einmal.

Sind diese chemischen Mittel giftig für die Golfplatzbenutzer?

Die richtige Anwendung ist wichtig. Werden alle Parameter und Vorschriften eingehalten, ist eine sogenannte Pflanzenschutzmittel- Massnahme bedenkenlos. Nicht nur für unsere Spieler sondern auch für Tiere, Pflanzen und das Grundwasser. Es werden jedes Jahr unangemeldete Wasserproben genommen, und es konnten nie Rückstände nachgewiesen werden.

Gibt es grundsätzlich auch effektive biologische Mittel gegen Pilze und Unkraut?

Die richtige Pflegemassnahme zum richtigen Zeitpunkt ist das Mass der Dinge. Zudem verwenden wir auch verschiedene Flüssigdünger auf biologischer Basis zur Stärkung des Rasens mit Erfolg. Aber nochmals: Die Vorgehensweise bei jeder Pflanzenschutzmittel- Massnahme ist: Zuerst immer mechanisch vorgehen, dann die Schadensschwelle abwägen und erst dann eine chemische Behandlung in Angriff nehmen. Dieses Vorgehen ist auch beim Gartenbau und der Landwirtschaft üblich. Niemand spritzt, weil er einfach nichts Besseres zu tun hat, weil das nämlich mit Mehrkosten verbunden ist! Man will ja auch Geld verdienen. Darum stimme ich mit Überzeugung gegen diese Initiative.

Greenkeeper Paul Gyr vom Golfklub Ybrig kümmert sich um die Qualität des Rasens.

Foto: zvg

Share
LATEST NEWS