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«Eine Armee muss auch bei schlechtem Wetter funktionieren»

«Eine Armee muss auch bei schlechtem Wetter funktionieren» «Eine Armee muss auch bei schlechtem Wetter funktionieren»

Derzeit leistet Marcel Schönbächler seinen ersten Wiederholungskurs als Bataillonskommandant. Ihm sind rund 550 Soldaten unterstellt.

VICTOR KÄLIN

Major Schönbächler: Wo treffe ich Sie gerade an?

Ich bin im Büro des Bat-Kommandopostens in Wangen an der Aare. Es befindet sich in einem oberirdischen Mehrzweckgebäude.

Wie geht es Ihnen?

Mir persönlich geht es gut. Wobei Schlaf und Erholung in einem WK ein Dauerthema sind. Man muss priorisieren und delegieren und nicht meinen, immer alles selbst erledigen zu wollen. Für Outdoor-Aktivitäten lädt das Wetter nicht gerade ein. Wirkt sich das auf das Programm aus? Das Wetter hat keinen direkten Einfluss auf den Auftrag der Truppe. Es beeinflusst jedoch, mit welchen Mitteln dieser umgesetzt werden kann: Eine Armee muss auch bei schlechtem Wetter funktionieren. Aber auf die Ausrüstung und das Wohlbefinden der Truppe haben Kälte und Nässe schon Einfluss. Bewusste Erholung, konsequentes Aufwärmen und stetes Kleidertrocknen sind ein Muss. Bei einigen Richtstrahlstandorten in höheren Lagen kommen die Soldaten gar mit Schnee in Kontakt. Und wie wirkt sich das Wetter auf die Moral der Truppe aus? Sie versucht trotzdem, das Beste zu geben. Als Bataillon sind wir für eine komplexe Kommunikationsinfrastruktur zugunsten von Heer, Luftwaffe und Territorialdivision zuständig. Es ist für die Truppe ein Erfolg, wenn sie erleben, dass sie innert kürzester Zeit ein gesichertes System von der Innerschweiz bis nach Bern aufbauen können. Erfolgserlebnisse beflügeln und heben die Moral.

Mehr als das Wetter drücken aber die Covid-Auflagen auf die Stimmung … Welche Auflagen?

Das ganze Richtstrahlbataillon 17 – also rund 550 Männer und eine Frau – muss den dreiwöchigen Wiederholungskurs an einem Stück absolvieren. Es gibt am Wochenende keine Rückkehr zu Familie und Freunden. Auch über Pfingsten nicht. Die Vorgabe ist klar: Die Armee muss ihre Einsatzbereitschaft und Handlungsfreiheit bewahren und eine Quarantäne wegen einer eingeschleppten Covid-Erkrankung auf jeden Fall vermeiden. Zudem ist die Maske natürlich immer angezogen: im Fahrzeug, in der Unterkunft … Das schlägt auf die Moral und führt zu einigen Gesprächen, da nicht jeder Soldat den Sinn dieser Massnahme versteht.

Eine Herausforderung?

Ja, das kann man so sagen. Wir müssen schauen, dass alle Soldaten gesund bleiben. Das Risiko, Corona zu importieren, ist derzeit einfach zu gross. Wir hatten bisher keinen einzigen Fall und das wollen wir bis zum Schluss durchziehen. Wo liegt der Fokus des WK?

Es ist ein Ausbildungs-WK. Wir lernen für unseren WEF-Einsatz, der im Januar 2022 geplant ist. Da wie ich selbst viele weitere Vorgesetzte erstmals dabei sind, ist es wichtig, Abläufe zu trainieren und sich anschliessend zu verbessern. Es kann als «Training on the job» bezeichnet werden. Die Kompetenzen aller Beteiligten werden weiterentwickelt.

Und wie handhabt das Militär das Coronavirus? Der Dienst findet mit Maske auf statt. Das gilt im Fahrzeug, in der Unterkunft …, sobald mehrere Personen zusammen sind. In den Unterkünften schlafen statt zwölf vielleicht drei bis vier Soldaten im selben Raum. Das gibt dann statt einem drei Standorte mit ebenso vielen Wachen.

Gibt es einen WK-Höhepunkt?

Für mich persönlich sind das die Gespräche mit den Soldaten, wenn sie erzählen, was sie tun. Der Erfolg der Soldaten wirkt positiv. Wenn sie ohnehin Dienst leisten müssen, dann wollen sie auch etwas erreichen. Was machen Sie als erstes, wenn Sie am 28. Mai nach Beendigung des WK zu Hause angekommen sind? Dann schliesse ich meine Frau und meine Tochter in die Arme. Wir sind zum ersten Mal drei Wochen lang physisch getrennt. Da geht es mir wie jedem anderen Soldaten auch.

Foto: zvg

Marcel Schönbächler

Jahrgang: 1983 Wohnort: Birchli, Einsiedeln Beruf: IT-Leiter Spital Schwyz Hobbys: Familie und Caterham, ein englischer Sportwagen

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