Mit dem Zug vom ersten Startplatz
KOMMENTAR
Die Eröffnung des neuen Perrons am Einsiedler Bahnhof macht den öffentlichen Nahverkehr auf der Schiene attraktiver. Wer mit dem Zug in die weite Welt reisen oder zur Arbeit pendeln will, hat es noch leichter. Reisende können auf kürzestem Weg in den Zug einsteigen. Das wirkt nicht nur sehr urban und modern. Das ist auch für Velofahrer praktisch, deren Unterstand sich nun in unmittelbarer Nähe zum Zug befindet.
Weniger überzeugend wirkt dagegen die Abschrankung des Perrons auf der gegenüberliegenden Seite durch ein rund 150 Meter langes Geländer. Sage und schreibe 68 Metallbögen – einer fehlt noch – sollen Passagiere davon abhalten beziehungsweise signalisieren, nicht von der falschen Seite in den Zug einzusteigen. Dabei wäre es laut Lokführer-Aussage durchaus möglich, die Zugtüren beim Ein- und Ausstieg auf beiden Seiten zu öffnen. Zudem hätte man besagten Perron ja auch einfach mit Signalfarbe oder Warnhinweisen markieren können. Das wäre sicher günstiger gekommen.
Doch vielleicht will man zum 100. Geburtstag von Weltkünstler Joseph Beuys Einsiedeln auch eine Art sozialer Plastik bescheren. Nach dem Motto: Ein Geländer als Treffpunkt. Als «Winke-winke »-Kulisse. Als Gymnastikgerät vor der Zugfahrt. Seite 5
WOLFGANG HOLZ