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Zu bunt wirds ihm nie

Zu bunt wirds ihm nie Zu bunt wirds ihm nie

Malermeister Benjamin Zehnder aus Einsiedeln macht sein Beruf sehr viel Spass

Ohne Farbe ist das Leben farblos. Benjamin Zehnder, Malermeister in Einsiedeln, der mit einem kleinen Team ausrückt, um die Welt bunter zu machen und zu verschönern, kann das bestätigen. Dabei liebt er seinen Beruf noch aus einem ganz anderen Grund.

WOLFGANG HOLZ

Hat ein Maler eine Lieblingsfarbe? Diese Frage bringt Benjamin Zehnder ins Grübeln. «Eigentlich sollte ein Maler alle Farben mögen und vor allem richtig kombinieren können», sagt er nach einigem Nachdenken schon fast philosophisch. Klar, wer viel mit Farben zu tun hat, hat die Qual der Wahl. «Also, Naturgrün und Beige gefallen mir sehr gut – das ist eine beruhigende Farbkombination, die sich in verschiedenen Räumen einer Wohnung gut umsetzen lässt», meint der 31-Jährige.

Farben beeinflussen die Psyche Schon seit 13 Jahren übt der eigentlich aus Bennau stammende Maler seinen Beruf aus. Vor gut fünf Jahren machte er sich selbstständig. Mit einem kleinen Team von fünf Personen verleiht der Maler und Gipser Häusern innen und aussen einen neuen Anstrich. Und ein schöneres Aussehen. Zu bunt ist es ihm dabei noch nie geworden. Im Gegenteil. Er ist überzeugt, dass Farben die Seele des Menschen nachhaltig beeinflussen – unterbewusst.

«Man fühlt sich beispielsweise wohler, wenn man von wärmeren Farbtönen umgeben ist», sagt der junge Handwerker. Momentan seien Pastelltöne sehr gefragt. Aber auch satte Farben wie Englischgrün und Petrolblau seien «in».

Auch mit Rosa, das ja heutzutage sowohl als Couleur für Fussballtrikots verwendet wird als auch in modernen Arrestzellen zur Abkühlung aggressiver Gemüter beitragen soll, hat Zehnder Erfahrungen gemacht. «Noch immer werden Mädchenzimmer rosa angestrichen – allerdings nicht mehr in jenem traditionellen «Säulirosa», sondern in wärmeren, volleren Rosatönen. » Ach ja, eine Farbe findet er dann doch nicht so ausdrucksstark: Schneeweiss. «Diese Farbe birgt nicht so viele Gefühle, eignet sich aber hervorragend zum Unterstreichen.» Über eine klassische Raufaser lässt er andererseits nichts kommen. Abwechlsungsreicher Beruf

Doch ein Maler ist natürlich in erster Linie kein Philosoph der Farben. Sondern Benjamin Zehnder hat erstmal eine Menge Arbeit zu erledigen: Decken streichen, Wände und Türrahmen anmalen, Türen lackieren. Aber auch Holzschutz am Haus anbringen sowie das Einfärben von Aussenfassaden gehört zu seinen Aufgaben. «Diese machen ungefähr 50 Prozent meiner Arbeit aus», beschreibt Zehnder. 25 Prozent bestehen aus Gipsertätigkeiten: Verputzen, Untergrundbearbeitungen. Trockenbau und die restlichen 25 Prozent sind dekorative Arbeiten wie Tapezieren und diverse Spachtel- und Streichtechniken. «Ich mache alles gern», versichert der Einsiedler Malermeister.

Womit er auch schon beim Thema ist. Genauer gesagt, bei der Antwort, warum ihm sein Beruf vor allem so viel Spass macht. «Als Maler hat man immer viel Abwechslung. Man arbeitet draussen an der frischen Luft und drinnen in der Wärme. Jeder Raum, jede Fassade ist anders, jeder Untergrund verschieden. Und am Ende ist es immer auch eine Herausforderung, für eine schwierige Sache eine schöne Lösung zu finden und gleichzeitig preiswert zu optimieren versuchen», so der Geschäftsinhaber.

Qualitätsstandards wichtig Dabei kümmert sich Benjamin Zehnder nicht nur um die Belange seiner eigenen Firma. Als Präsident des Innerschweizer Malerverbands sind ihm auch generell die Qualitätsstandards seines Handwerks wichtig. Der IMV regelt in der Zentralschweiz die Kurse der Grundbildung, die Modulare Weiterbildung und den Umweltschutz im Umgang mit Farben. Zum Beispiel die umweltgerechte Entsorgung von Farben. «Wir arbeiten mit Spaltanlagen in unserem Betrieb, um wasserlösliche Farben selbst wieder in Wasser und Farbschlamm zu trennen», sagt er.

Nachwuchsproblem Ein anderer wichtiger Punkt sei die Ausbildung des Nachwuchses – für welche das Ausbildungszentrum IMV in Goldau Sorge trage. Wobei es um den Nachwuchs im Malerhandwerk leider nicht zum Besten steht, wie Zehnder einräumt. Aus seiner Sicht hat das in erster Linie damit zu tun, dass das Malerhandwerk unter einem Imageproblem zu leiden habe. «Vielfach wird unser Handwerk abgestempelt als Branche für die weniger Intelligenten – dabei ist unsere Ausbildung auch sehr anspruchsvoll und vor allem sehr vielseitig», ist er überzeugt.

Finanziell gesehen liege man als Maler so im «guten Mittelfeld ». Man müsse den jungen Leuten heutzutage vielleicht einfach ihre «Perspektiven besser aufzeigen», die man als Maler haben könne. «Unser Handwerk ist, wie gesagt, ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Es geht um das Verschönern und Schützen von Räumen und Gebäuden. Man kann dabei seine selbstständige Nische finden.» Gleichzeitig sei das Malerhandwerk sehr anspruchsvoll: «Man braucht eine gewisse Weitsicht. Und Planung ist das A und O unserer Arbeit – denn man kann nicht einfach aufhören zu arbeiten, bis die Farbe der frisch gestrichenen Tür getrocknet ist», sagt der 31-Jährige und grinst.

Rembrandt und Freskos Und wie ist das eigentlich mit dem Maler und der Malerei? Sitzt jemand wie Benjamin Zehnder hin und wieder auch vor einer Staffelei, um ganz besonderen Pinselstriche aufzutragen – schliesslich hat der Einsiedler Malermeister in seinem Beruf ja neben Acryl- und Mineralfarben auch mit klassischer Ölfarbe zu tun? «Nein, als Hobby könnte ich mir das nicht vorstellen. Ich bin eher der technische Maler.» Er habe aber auch schon «Illusionsmalerei» gemacht, Dinge vergoldet und ein Kreuz für ein Grab bemalt.

Andererseits schaut sich der Einsiedler, der in seiner Freizeit viel wandert, durchaus gerne Bilder und Farben von berühmten Malern an. «Die Nachtwache von Rembrandt ist mein absolutes Lieblingsbild – das Original habe ich in Amsterdam besichtigt »,erzählt Zehnder. Nicht zuletzt beeindrucken ihn die wunderschönen bunten Freskos in Kirchen und Kathedralen, jene legendären Malereien also, die anno dazumal virtuos frisch auf den feuchten Kalkverputz aufgetragen wurden: «Das sind unglaubliche Werke – vor allem wie die Künstler es geschafft haben, diese täuschend echten Bildperspektiven zu entwerfen.» Malerei in Perfektion.

Malermeister Benjamin Zehnder liebt die Abwechslung in seinem Beruf. Foto: Roger Berger

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