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«Ich hoffe auf Fronleichnam»

«Ich hoffe auf Fronleichnam» «Ich hoffe auf Fronleichnam»

Der oberste Einsiedler Zunftmeister Erwin Kälin zum Jubliäum 400 Jahre Zunft Einsiedeln

400 Jahre alt ist die Einsiedler Zunft im letzten Jahr geworden. Die Jubiläumsfeiern mussten und müssen dem Coronavirus Tribut zollen.

VICTOR KÄLIN

Die Zunft von Einsiedeln ist mit 400 Jahren nachweislich der zweitälteste noch aktive Verein von Einsiedeln. Einzig die Schützengesellschaft mit Gündungsjahr 1550 blickt auf eine noch längere Geschichte zurück.

Absagen statt Aktivitäten

Die Aktivitäten im Jubiläumsjahr 2020 fielen aber auch bei der traditionsreichen Zunft fast ausnahmslos den Corona-Massnahmen zum Opfer. Was angedacht und weit voraus geplant war, wurde zur Makulatur. Insofern teilt die Zunft das Schicksal vieler Vereine und Organisationen. So musste auch der Publikumsanlass, die über das ganze Dorf verstreuten Stammtische, zum Leidwesen der Zünfter ersatzlos gestrichen werden. Selbst die interne Jubiläumsfeier am Tage des Geburtstages wurde im Juni 2020 verschoben; dies in der Hoffnung, die Feier in diesem Jahr nachholen zu können. Die nach wie vor schwer abschätzbare Entwicklung bewog die Zunft vor wenigen Tagen, den Hauptanlass ihres Jubiläums allerdings definitiv fallenzulassen.

«So habe ich mir unser Jubiläum nicht vorgestellt», bedauert Erwin Kälin die zwar absehbare, aber doch unbefriedigende Entwicklung. Sein Ehrenjahr 2021 als Vogt und somit oberstem Vertreter der vier Einsiedler Zünfte ist geprägt vor allem durch Absagen. Dabei, so Kälin, würde in den Statuten die Zusammengehörigkeit als eines der Wesensmerkmale der Zunft explizit erwähnt. «Es ist deshalb doppelt schade, dass wir uns in unserem Jubiläumsjahr physisch nicht treffen konnten und selbst 2021 bisher noch immer nicht können.» Selbst seine Wahl wurde lediglich via schriftlicher Teilnahme bestätigt – das Generalbot, die Zusammenkunft aller vier Einsiedler Zünfte, fiel im letzten November ebenfalls Corona zum Opfer. Etwas war doch möglich …

Gerade deshalb ist es dem Vogt ein Anliegen, «ein Lebenszeichen zu geben». Nicht alles war oder ist unmöglich. Im September 2020 konnte immerhin ein Anlass programmgemäss durchgeführt werden, der an den hohen Geburtstag der Zunft erinnert und diese Festivitäten auch überdauern wird: In kleinem Rahmen konnte die von Mitmeister Toni Ochser geschaffene Stele gesetzt und offiziell eingeweiht werden. Die Bronzeskulptur steht an der Schnittstelle des Klosterplatzes und des Weisswindgartens. Immerhin konnte somit eine der vier geplanten Aktivitäten fristgerecht im Jubiläumsjahr realisiert werden.

Hoffnung auf Entspannung

Auch die Zunft sieht sich gezwungen, noch immer kleinere Brötchen zu backen. Erwin Kälin hofft, dass nach über einem Jahr der Inaktivität wenigstens die Prozessionen ein Comeback feiern können. Er schätzt sich glücklich, dass Abt Urban davon ausgeht, die Fronleichnamsprozession vom 3. Juni durchführen zu können – sofern der Bundesrat die dazu nötigen Öffnungsschritte bekannt geben wird. «Ich freue mich richtiggehend darauf, mit meinen Zunftkollegen wieder den Himmel tragen zu können.» Und noch viel mehr freut sich der Vogt, wenn sich die Corona- Lage entspannt. «Es wäre schön, wenn wir spätestens im Herbst wieder normal tagen und unsere Kleinbote und das Generalbot durchführen können. Ich spüre», so Erwin Kälin, «auch unter den Zünften ein Bedürfnis, sich wieder sehen und austauschen zu können.»

«Das war wenigstens möglich»: Vogt Erwin Kälin betrachtet die von Mitmeister Toni Ochsner geschaffene Stele, welche im Jubiläumsjahr 2020 eingeweiht werden konnte.

Foto: Victor Kälin

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