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«Eine Verschiebung um ein weiteres Jahr kommt nicht in Frage»

«Eine Verschiebung um ein weiteres  Jahr kommt nicht in Frage» «Eine Verschiebung um ein weiteres  Jahr kommt nicht in Frage»

Das Innerschweizerische Schwingfest soll am 4. Juli ohne Zuschauer stattfinden. OKP und Ständerat Othmar Reichmuth nimmt Stellung.

ROBERT BETSCHART

Herr Reichmuth, das OK ISAF 2021 hält weiterhin am 4. Juli als Austragungsdatum fest. Ist das realistisch? Die grosse Unsicherheit besteht darin, ob das Schwingen unter Wettkampfbedingungen rechtzeitig erlaubt wird. Allerdings muss es für alle erlaubt sein – ein Schwingfest «nur» für die Elite organisieren wir nicht. Das Fest soll ohne Zuschauer auf der Sportanlage Wintersried stattfinden. Jetzt gab der Bundesrat aber am Mittwoch bekannt, dass ab Juli allenfalls wieder bis zu 3000 Zuschauer zugelassen werden. Wie habt ihr vom OK diesen Bescheid aufgefasst und wird die Zuschauerfrage allenfalls neu überdacht? Die Ausgangslage ist für uns nicht neu. Der Bundesrat macht einen Vorgehensvorschlag, wie er den vom eidgenössischen Parlament in der Frühjahrssession beschlossene «Schutzschirm » für Grossanlässe umsetzen will. Der Bundesrat behält sich alle Rechte vor, je nach epidemiologischer Lage zu entscheiden, ob und wann entsprechende Öffnungen erfolgen. Was bedeutet das konkret?

Wenn nun die im Wintersried geplanten Schwingfeste mit 1000 und mehr Zuschauern durchgeführt würden, müssten wir jetzt Tribünen, Zelte, WC-Anlagen bestellen und auch bei der Festwirtschaft Verpflichtungen eingehen. Mit den Bestellungen würden wir definitive Kosten auslösen und das bei einer Ausgangslage, wo wir nicht wissen, ob überhaupt geschwungen werden darf und ob dann auch effektiv Grossveranstaltungen möglich sind. Das erachten wir als nicht verantwortungsbewusst und die so entstehenden Kosten würden im Übrigen auch nicht vom «Schutzschirm» aufgefangen, weil sie vermeidbar sind.

Weil wettkampfmässiges Schwingen noch nicht erlaubt ist, wurde das Nordostschweizerische Teilverbandsfest diese Woche in den Herbst verschoben. Käme diese Variante auch für das ISAF in Frage, wenn es mit dem 4. Juli nicht klappen sollte? Wir haben aktuell entschieden, dass wir es am 4. Juli durchführen wollen und eine Verschiebung um ein weiteres Jahr nicht in Frage kommt. Eine Verschiebung in diesem Jahr Richtung Herbst müssten wir noch klären. Da sehe ich spontan zwei grosse Fragezeichen. Erstens müsste für uns der Standort Wintersried überhaupt zur Verfügung stehen. Zweitens sehe ich eine unmögliche Schwingfestkonzentration im Herbst. Immerhin sollten dieses Jahr mit dem 125-Jahr-Jubiläum des ESV und dem Kilchberger Schwinget noch zwei Feste mit eidgenössischem Charakter abgehalten werden.

Sie sprechen es an. Es droht die grosse Verschiebungswelle vieler grosser Kranzfeste in den Herbst. Welche Rolle spielt der Eidgenössische Schwingerverband in der Koordination? Ist dort eine Strategie zu erkennen?

Ich weiss nicht, welche Rolle der Eidgenössische Schwingerverband in dieser Frage spielt, weil ich ihn schlicht nicht wahrnehme, was ich persönlich sehr bedaure. Und der Innerschweizerische Schwingerverband? Hier kann ich festhalten, dass sich der Vorstand des Innerschweizerischen Schwingerverbandes unter der Führung von Peter Achermann vorbildlich einsetzt, Führung und Verantwortung übernimmt. Dank diesem Engagement sind wir in der Zentralschweiz sehr gut koordiniert. Der Schwingerverband am Mythen verzichtet als Organisator darauf, das Fest erneut um ein Jahr zu verschieben. Sollte es in diesem Jahr nicht klappen, findet das ISAF 2022 in Buochs statt und das ISAF 2023 in Dagmersellen. Was sind die Gründe?

Es sind verschiedene Aspekte, die zu diesem Entscheid geführt haben. Das Wichtigste ist auch hier, dass damit wenigstens für unsere Nachfolgeorganisatoren die heute bestmögliche Planungssicherheit geschaffen wurde. Denn sie müssen ihre strategische Festplanung machen, das Festareal reservieren, die Sponsorensuche starten, und so weiter. Bei uns selber ist zu bedenken, dass wir im März das Fest für 200 Schwinger, 12’000 Zuschauer und einem Budget von 1,9 Millionen faktisch bis ins Detail geplant hatten. Dann kam die Verschiebung um ein Jahr. Dann die Neuplanung für ein Fest für allenfalls 1000 Zuschauer, die Fragen der Schutzkonzepte und die dauerhafte Planungsunsicherheit.

Nagt die ganze Ungewissheit an der Substanz des gesamten Organisationskomitees? Wie schätzen Sie das ein und wo lagen in den letzten Monaten die grossen Herausforderungen ans OK? Es ist ausgesprochen erfreulich, wie immer noch alle, wirklich alle Kolleginnen und Kollegen im OK sich den immer wieder ändernden Herausforderungen stellen, umplanen und kreative Ideen einbringen. Aber ja, wir haben jetzt seit Jahren geplant und wissen eigentlich immer noch nicht definitiv, ob es zu einem Schwingfest kommt. Wir müssen uns selber Sorge tragen, dass der Verdruss nicht die Freude übertrifft. Ich bin mir sicher, dass dieses Team für unseren Schwingsport und diesem Fest die Treue hält, bis zum hoffentlich versöhnlichen Ende.

Was meinen Sie damit?

Ich möchte mich ganz besonders bei unseren Sponsoren und Gabenspendern bedanken. In den nächsten Tagen und Wochen kommen wir ein weiteres mal persönlich auf sie zu. Vom ursprünglichen Festkonzept, wo sie uns ihre Zusage gemacht haben, sind wir ja weit entfernt. Und trotzdem haben bis heute die allermeisten ihre Zusage aufrechterhalten. Diese Treue, Verbundenheit und Solidarität ist für uns sehr wichtig und wohltuend.

Othmar Reichmuth ist Präsident des Organisationskomitees rund ums ISAF 2020/21. Das Fest hätte ursprünglich auf dem Gelände Grossried in Ibach stattfinden sollen.

Foto: Robert Betschart

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