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Josef Beeler

NEKROLOGE

3. Altmatt, Rothenthurm

Seffel wurde am 21.Dezember 1938 als drittes Kind der Eltern Josef und Paulina geborene Bissig auf der 3. Altmatt geboren. Nach zwei Mädchen war die Freude gross, dass nun auch ein Büblein das Haus belebte. Später kam noch ein Schwesterchen dazu, welches die Familie komplett machte. Er verlebte eine frohe, liebevolle und behütete Kindheit in allerdings einfachsten Verhältnissen. Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft, welche sie zwei Jahre vor seiner Geburt erwerben konnten, und die sie zu halten bestrebt waren. So war es selbstverständlich, dass auch die Kinder schon früh mit anpacken mussten, zumal der Vater während der Kriegsjahre lange Zeit Militärdienst leisten musste und abwesend war. So blieben das Versorgen des kleinen Viehbestandes, das Heuen und alle anderen Arbeiten bei der Mutter und den Kindern hängen. Auch Torf wurde gestochen, welcher viel Arbeit bereitete. Vom Stechen, Auslegen zum Antrocknen, wieder wenden, damit die andere Seite trocknet, um einen Stecken herum auftürmen zum vollends Austrocknen, bis zum Verpacken in grosse Säcke, die danach verkauft wurden, und einen beträchtlichen Anteil zum Einkommen brachten.

Die Schule besuchte er in Rothenthurm, es war ein langer Schulweg bei Wind und Wetter, für den Zug fehlte das Geld. Schulbeginn war morgens um 7.30 Uhr mit der Schulmesse und am Sonntag mussten sie noch in die «Kristenlehre» womit der Schulweg täglich zu begehen war. Seffel war nicht der allerbeste Schüler, hatte jedoch bei Fleiss und Betragen immer die Bestnote.

In den letzten Schuljahren schlug das Schicksal erstmals hart zu, und die Mutter erkrankte schwer und musste für ein Jahr ins Krankenhaus, nach leichter Besserung wurde sie ein gutes halbes Jahr zu Hause weitergepflegt. Noch nicht 16 Jahre alt, musste er sich für immer von der geliebten Mutter verabschieden. Seine erste Arbeitsstelle hatte er in der Holzwarenfabrik von Pius Schuler, Rothenthurm, denn es musste Geld verdient werden, um die angehäuften Spital- und Arztrechnungen abzutragen, denn eine Krankenversicherung hatten damals die Wenigsten.

Anfang der Sechzigerjahre wechselte er auf den Bau, zu Albert Marty, Rothenthurm. Nach einem Jahr wurde er für den Bau nach Zürich angeworben. Die «grosse weite Welt», und der bessere Verdienst lockten und so trat er 1962 bei der Firma Heinrich Hatt-Haller an. Schon bald wurden seine Vorgesetzten auf seine genaue, sichere und umsichtige Arbeitsweise aufmerksam und er wurde als Kranführer ausgebildet. Dies war eine im höchsten Masse verantwortungsvolle Aufgabe, musste mit diesen Grosskränen präzise, schnell, vorausschauend und sicher gearbeitet werden, wurden doch oft mehrere Hochhäuser gleichzeitig hochgezogen. Er war Kranführer mit Leib und Seele, waren die Arbeitstage auch lang, einsam und anspruchsvoll so hoch über der Baustelle. Später wurde er auch als Kranmonteur eingesetzt, was ihm viele Einsätze auch im Ausland einbrachte. Dieser Firma blieb er denn auch über 40 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung Ende 2003 treu.

Als sich sein Arbeitskollege Thomas Kaufmann mit seiner Kranvermietungsfirma selbstständig machte, übernahm er bei ihm Aushilfs- und Ferienablösungseinsätze. Auch Militärdienst leistete er, auch wenn er bei der ersten Aushebung, an der er nur 48 Kilogramm wog, ein Jahr zurückgestellt wurde. Beim zweiten Anlauf klappte es, und er wurde zu den Versorgungstruppen einberufen.

Auch bei den Nachbarn war er hoch geschätzt, sei es um das Heizen zu übernehmen, oder kleinere Reparaturen zu tätigen. Noch mit 78 Jahren lenkte er den Baukran beim Stallbau im Schwändeli, wenn Betonieren vorgesehen war, bereitete er sich schon morgens um 6 Uhr vor und richtete sich ein, damit alles reibungslos klappte.

Seit 1959, der Gründung der Wasserversorgung 3. Altmatt, war Seffel als Brunnenmeister tätig, viele unzählige Stunden war er damit beschäftigt, Quellschächte und Reservoir zu reinigen und die ganze Anlage instand zu halten. Über 60 Jahre war er Mitglied des Velo-Motoklubs Rothenthurm, aus welchem das Motocross Rothenthurm hervorging. Diesem, mit mehr als 20’000 Zuschauern einer der grössten Motorsportanlässe der Schweiz, war er ein treuer Helfer, zuständig für die Wasserversorgung, und in seinem Schopf wurde das Material gelagert. Natürlich war auch er ein Töfffahrer, anfänglich mehr, um von A nach B zu kommen, später mit einer etwas grösseren Maschine über Pässe und Land. Auch an Formel-1-Autorennen im benachbarten Ausland war er mit Freunden als Zuschauer dabei. Die vielen Jassabende und unzähligen Ausflüge, oder auch nur die Feierabendbierchen mit seinen Freundinnen Rita, Judith und Anni bereicherten seinen Lebensabend enorm, auch wenn es manchmal etwas Überredungskunst brauchte, und er abends wieder in seinem eigenen Zuhause sein wollte.

Verluste gehörten natürlich auch zum Leben, als 1988 sein Vater verstarb, wohnte er fortan alleine im alten Haus. Letztes Jahr ging ihm auch die älteste Schwester Paulina voraus. Die beiden anderen Schwestern «Fini» und «Agi» besuchte er die letzten Jahre ab und zu zum Kaffee und zu einem «Schwatz». Im letzten Jahr holte er «Agi» fast wöchentlich im Gross ab und chauffierte sie zum Einkaufen nach Einsiedeln. Zeitlebens war er ein einfacher, zufriedener Mensch, der die Unabhängigkeit genoss und ab und zu ein Zigarettchen rauchte. Und wie er selber sagte «mit niemandem was haben, und mit allen versuchen auszukommen». Nun fehlt etwas, das Haus, das du dein ganzes Leben lang bewohnt hast, steht leer. Wir denken an dich. Ruhe in Frieden.

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