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Waffensysteme aus der Luft erkennen

Waffensysteme aus der Luft erkennen Waffensysteme aus der Luft erkennen

Raphael Birchler aus Willerzell absolviert im Militär den Lehrgang zum Auswerteoffizier Luftaufklärung

Der Willerzeller hat im Militär einen seltenen Job: Er analysiert militärische Luftaufnahmen, welche zum Beispiel mit einer Aufklärungsdrohne aufgenommen wurden.

LUKAS SCHUMACHER

Raphael Birchler darf im Militär eine Funktion ausüben, die sich auch mit seinen privaten Interessen überschneidet. Der leidenschaftliche Hobbyfilmer und -fotograf ist als Fliegersoldat in die Rekrutenschule (RS) eingerückt und wurde später als Kampfjetwart selektioniert und ausgebildet. In dieser Funktion war er für die Wartung der Flugzeuge zuständig. Nach der RS wurde er Wachtmeister und absolvierte anschliessend die Offiziersschule der Luftwaffe.

Normalerweise wäre der nächste Schritt, die letzen 19 Wochen in der Funktion als Zugführer der RS abzuverdienen. Doch Raphael Birchler wählte einen anderen Weg, er wurde aufgrund seines Talents zur Ausbildung als Auswerteoffizier Luftaufklärung selektioniert. Dieser Lehrgang dauert 18 Wochen, bestehend aus der 13-wöchigen Grundausbildung und 5-wöchigen Vertiefungsarbeit.

Breites Wissen über fremde Waffensysteme Das Ziel als Auswerteoffizier Luftaufklärung ist es, anhand von Luftaufnahmen ein nachrichtendienstliches Produkt zu erstellen. Die verarbeiteten Dateien werden dann eine Führungsstufe weitergegeben.

Im Ernstfall muss der Willerzeller zum Beispiel gegnerische Waffensysteme anhand von Luftaufnahmen erkennen und bestimmen können. «Wir müssen mehr als 240 ausländische Waffensysteme kennen – und das aus der Vogelperspektive », erklärt Birchler. Von der Seite seien die Waffensysteme einfacher zu erkennen, da es eine gewohnte Perspektive sei. Von oben benötigt es jedoch viel Übung. «Das gefällt mir sehr, es ist höchst spannend.» Ein weiteres Einsatzgebiet ist das Überfliegen von Konvois. Die Auswerteoffiziere haben dann die Live-Bilder im Blick und müssen Gefahren erkennen können.

Die Auswerteoffiziere können zum Beispiel auch bei einem Felssturz zum Einsatz kommen. Hier müssen sie anhand der Luftbilder möglichst viele Informationen zum Gebiet sammeln: Welcher Bereich ist sicher und welcher nicht, welcher Teil ist abgerutscht und vieles mehr.

Lange Tage Übung erhält Raphael Birchler in seiner Ausbildung zur Genüge. Die 18-wöchige Ausbildung, welche im deutschen Militär übrigens neun Monate dauert, um ein ähnliches Level zu erlangen, ist dementsprechend intensiv. Von morgens um 7.15 Uhr bis teilweise 22 Uhr nachts wird gelernt.

Als leidenschaftlicher Fotograf interessiert den Willerzeller das Gelernte jedoch sehr und er kann davon auch einiges für sich privat gebrauchen. So versteht er jetzt ganz genau, wie eine Fotokamera funktioniert. «Einer unserer Ausbildner hat Physik studiert und einen Master in Optik. Er weiss alles über Kamerasysteme und er kann unsere Fragen bis ins kleinste Detail beantworten », schwärmt er. «Es ist sehr eindrücklich, zu verstehen, wie genau das alles funktioniert, benötigt aber auch sehr viel Wissen. » Drohnenfliegen nur privat Als Auswerteoffizier Luftaufklärung wird Raphael Birchler nach seiner Ausbildung in der Drohnenstaffel 7 eingeteilt. Fliegen darf er die Aufklärungsdrohne jedoch nicht selbst. «Im Militär verwenden wir keine Drohnen, wie ich als Privatperson. Die meisten kennen die kleinen Quadrocopter. Im Militär sind jedoch regelrechte, unbemannte Flugzeuge im Einsatz», erklärt Birchler. Um diese Drohnen fliegen zu können, muss man eine Berufspilotenlizenz (CPL-IR) haben. Und um eine solche Lizenz zu erhalten, muss man sehr viel Geld und Zeit investieren.

Studium in Aussicht

Raphael Birchler hat jetzt noch etwa fünf Wochen Ausbildung vor sich. Danach wird er jeweils in den Wiederholungskursen (WK) als Auswerteoffizier im Einsatz stehen. Ob er in Zukunft hauptberuflich im Militär tätig sein möchte, kann er jetzt nicht beantworten. Sicher ist, dass er im Herbst das Studium Maschinenbau beginnen wird. Privat wird er sich weiterhin mit der Fotografie zu Land und in der Luft beschäftigen. Ein Blick auf sein Instagram-Profil «_raphy_b» und sein Youtube-Kanal «Skunk-WorkProductions» lohnt sich auf jeden Fall.

«Wir müssen mehr als 240 ausländische Waffensysteme kennen – und das aus der Vogelperspektive»

Raphael Birchler, Auswerteoffizier

Raphael Birchler aus Willerzell absolviert zurzeit im Militär die Ausbildung zum Auswerteoffizier Luftaufklärung. Dort erstellt er Berichte anhand von Luftaufnahmen, die oft mit Drohnen gemacht werden.

Fotos: zvg

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